Süddeutsche Zeitung

Versorgung im Landkreis Starnberg:So teuer wird das Trinkwasser

Bürger im Westen des Landkreises müssen künftig bis zu 39 Prozent mehr pro Kubikmeter bezahlen. Die Wasser- und Abwasserbetriebe AWA-Ammersee heben auf Anraten der Wirtschaftsprüfer die Preise an.

Von Christine Setzwein

Die Zeit der politischen Wasserpreise ist vorbei. Viele Jahre lang wurden die Gebühren von Zweckverbänden und Kommunen bewusst niedrig gehalten, um die Bürgerinnen und Bürger nicht zu stark zu belasten. Doch damit ist Schluss. Kommunalaufsicht und Wirtschaftsprüfer genehmigen und unterschreiben keine Haushaltspläne und Bilanzen mehr, die nicht kostendeckend sind. Darum hören die Wasser- und Abwasserbetriebe AWA-Ammersee auch auf den dringenden Rat der Wirtschaftsprüfungsgesellschaft AGP aus Traunstein und erhöhen zum 1. Januar 2021 die Gebühren - in Pähl gleich um 39 Prozent.

Sieben Gemeinden tragen das gemeinsame Kommunalunternehmen, das seinen Sitz in Herrsching hat. Die AWA-Ammersee versorgen Andechs, Herrsching, Inning, Pähl, Seefeld und Wörthsee mit Trinkwasser und entsorgen das Abwasser, Wielenbach ist nur ans Abwassernetz angebunden. In der Verwaltungsratssitzung habe es keine Diskussion über die Gebührenerhöhung gegeben, berichtet Vorstand Maximilian Bleimaier, die Bürgermeister hätten die Notwendigkeit eingesehen. Die letzte Anhebung war zum 1. Januar 2018.

Weil die Wasserwerke der Gemeinden zur Zeit der Auslagerung in die AWA nicht alle im gleichen Zustand waren, unterscheiden sich die nötigen Investitionen und damit auch die Gebühren. So ist ein Kanalnetz in kompakten Siedlungen günstiger zu unterhalten und zu erneuern als in weitläufigen Gebieten über lange Strecken. In Andechs steigt der Wasserpreis nun pro Kubikmeter von 1,28 Euro auf 1,61 Euro, in Herrsching von 1,34 auf 1,55 Euro, in Inning von 1,38 auf 1,83 Euro, in Pähl von 1,32 auf 1,84 Euro, in Seefeld von 1,37 auf 1,81 Euro und in Wörthsee von 1,38 auf 1,77 Euro. Die Abwassergebühr ist für alle gleich, sie wird von 1,71 Euro pro Kubikmeter auf 1,83 Euro erhöht. Das meiste Geld des Betriebs verschlängen der Unterhalt und die Sanierung der Wassernetze, sagt Bleimaier. Einen Großteil der Gebührenerhöhung verursachten aber die ständig steigenden Kosten für den Bau von Ortskanälen und Wasserleitungen, die Entsorgung von Aushub sowie die hohen Anforderungen zur Baustellenabsicherung. Seit 2015 haben sich laut Bayerischem Landesamt für Statistik die Baupreise für Ortskanäle um 14,5 Prozent erhöht. Ziel der AWA ist es, jedes Jahr ein Prozent des 280 Kilometer langen Rohrnetzes zu sanieren. 2019 waren es 2,82 Kilometer, das Jahr davor 2,87 Kilometer und 2017 waren es 1,7 Kilometer.

Zahlenspiele rund ums Wasser

Pro Person und Tag werden rund um Ammersee, Pilsen- und Wörthsee durchschnittlich 125 Liter Wasser verbraucht. Das wenigste wird getrunken, dabei ist Wasser aus der Leitung gut, sauber und günstig. Neun Liter stilles Mineralwasser - eine Kiste á zwölf Flaschen mal 0,75 Liter - kosten etwa 4,99 Euro. Das reicht vielleicht für sieben Tage. Um den gleichen Preis bekommt man rund 2495 Liter Trinkwasser, die den Durst mehr als fünf Jahre stillen würden, hat der Verband kommunaler Unternehmen (VKU) errechnet. Der Durchschnittspreis für einen Kubikmeter Wasser im AWA-Gebiet liegt bei etwa 1,73 Euro, das macht für einen Liter gerade mal 0,0017 Cent. Mit einem Kubikmeter Wasser kann man laut VKU den Wasserbedarf einer Person für neun Tage decken. Man kann 22 Mal Wäsche waschen, 200 Mal Spaghetti kochen, 1000 Wärmflaschen füllen, 2500 Mal die Zähne putzen, 4000 Gläser Wasser trinken und 5555 Tassen Kaffee zubereiten. csn

In Starnberg kostet der Kubikmeter Trinkwasser 1,37 Euro, in Feldafing 1,77 Euro und in Pöcking 2,14 Euro, in Berg sind es 1,77 Euro. Der Würmtalzweckverband verlangt 1,16 Euro fürs Trinkwasser und 2,10 Euro für die Entsorgung eines Kubikmeters Schmutzwasser.

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Quelle:
SZ vom 21.10.2020
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