Lindenallee in Seeshaupt:Experte widerspricht Behörden: Kein einziger Baum gefährlich

Seeshaupt, Lindenallee

Sie begutachten die Bäume in der Lindenallee bei Seeseiten: der Sachverständige Erk Brudi (li.) und dessen Kollege Daniel Esche.

(Foto: Georgine Treybal)

Weitere sechs Linden müssen weg, hat die Weilheimer Landrätin erklärt. Der Gautinger Gutachter Erk Brudi sieht darin einen Verstoß gegen den Naturschutz.

Von Sabine Bader

Der Bund Naturschutz (BN) war schnell: Bereits Ende Februar, als bekannt wurde, dass in der Lindenallee bei Seeseiten auf Anordnung der Unteren Naturschutzbehörde am Landratsamt Weilheim die ersten Bäume gefallen waren, hat der BN eigene Gutachter der Gautinger Fachfirma "Tree Consult" von Erk Brudi eingeschaltet. Diese kommen jetzt zu dem gegenteiligen Schluss, dass es in der Allee "keine akut gefährlichen Bäume gibt, nicht einen einzigen".

Dabei sollen dort weitere sechs Bäume fallen, weil sie gefährdend seien. "An einer Straße könnten solche kritischen Bäume nicht stehen bleiben, hatte die Weilheimer Landrätin Andrea Jochner-Weiß in der Bürgerversammlung in Seeshaupt erklärt. Damit wären es dann zehn Bäume, die abgesägt würden. "Aus unserer Sicht ist das nicht nur unverständlich, sondern auch ein Verstoß gegen das Gebot sorgfältiger Prüfung von Naturschutzbelangen. Es ist angesichts des stark voranschreitenden Artensterbens keine Petitesse mehr, Lebensräume für Vögel und Insekten ohne wichtigen Grund dauerhaft zu zerstören", schreibt Brudi.

Mehrere Tage lang hatten er und ein Kollege jeden einzelnen Baum begutachtet, sowohl mit einer Hebebühne, als auch vom Boden aus. "Wir haben es sehr genau gemacht", sagt Brudi im Gespräch mit der SZ. Er und sein Kollege Andreas Detter sind vereidigte Sachverständige auf dem Gebiet der Baumstatik und Verkehrssicherheitsbeurteilung von Bäumen; sie unterrichten an Hochschulen und halten nach eigenen Angaben weltweit Vorträge zu dieser Thematik. Von Tree Consult werden jedes Jahr mehr als 100 000 Bäume untersucht.

Brudis Vorwurf lautet, dass die Bäume jahrelang "nicht mehr fachgerecht gepflegt wurden, was bei 100 Jahre alten Linden, problematisch werden kann, wie sich jetzt auch wieder herausgestellt hat". Und weiter schreibt er: "Man kann sich für den behördlichen Naturschutz nur fremdschämen."

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