Süddeutsche Zeitung

Getränke:Fruchtige Wohltat

Jacob von Perger stellt jetzt Charity-Limonade im Familienbetrieb in Breitbrunn her. Damit will der 27-Jährige in dem kleinen Königreich Eswatini bedürftigen Menschen Gutes tun.

Von Renate Greil

"Erfrischend die Welt verändern" will Jacob von Perger mit der Umusa-Limonade. Letztes Jahr ergab sich für ihn die Gelegenheit, das Konzept für eine Charity-Limonade zu entwickeln. Von der Theorie ging es dann in die Praxis und im Juni dieses Jahrs wurden zwölftausend 0,33Liter-Mehrweg-Glasflaschen mit Umusa-Limonade in vier verschiedenen Geschmacksrichtungen von sauer-herb bis sonnig-süß im Familienbetrieb abgefüllt. Das entspricht rund zehn Prozent der jährlichen Menge an Limos und Fruchtschorlen, die von der Freiherr von Perger GmbH in Breitbrunn produziert und vertrieben werden.

Auf dem idyllisch gelegenen Hof hoch über dem Ammersee wird schon seit mehreren Generationen Fruchtsäfte in guter Qualität hergestellt, erzählt Perger. Gerade kommt der 27-Jährige aus München von seinem "normalen 40-Stunden-Job" bei einer App-Entwicklungsfirma, sein Charity-Projekt betreibt er nebenbei. Beruflich zog es ihn in die Design-Richtung, er machte eine Ausbildung zum Mediengestalter, holte sein Abitur nach und arbeitete bei einer IT-Firma bevor er studierte.

Perger nutzte die Gelegenheit, die Idee einer Charity-Limonade im Rahmen seiner Bachelor-Arbeit an der Technischen Hochschule Ulm im Studiengang "Digitale Medien" auszuarbeiten. Dazu kam der Kontakt zu dem Verein RC Afrika mit Sitz in Wörthsee, der sich 2021 gegründet hat. Perger ist auch Mitglied, denn das Konzept des Vereins habe ihn überzeugt und dieser agiere, wie Perger versichert, rein ehrenamtlich. Zusammen mit anderen Stiftungen kümmert sich RC Afrika in dem kleinen Königreich Eswatini (bis 2018 offiziell Swasiland) besonders um bedürftige Kinder. Rund 1,2 Millionen Menschen leben in dem kleinen Staat, der mit einer der weltweit höchsten HIV-Raten aufweist. Deshalb werden viele Kinder im Alter bis zu 15 Jahren zu Waisen oder Halbwaisen. Um die Dorfgemeinschaften zu stärken, werden diese mit Neighbourhood Care Points (NCPs) ausgestattet und dienen dann als Kindertagesstätte und Vorschule, als Raum für Erwachsenenbildung und Beratungsraum, zur medizinischen Versorgung, Verpflegung und als Versammlungsraum.

Als das zu fördernde Projekt feststand, entwickelte der Student das Produkt, die Charity-Limonade. Damit etwas Gutes tun zu können, trug Perger schon länger mit sich mit herum. Zunächst mischte er die Zutaten im Kopf zusammen, was für ihn, der mit der Herstellung von Obstsaft aufwuchs, keine Schwierigkeit darstellte. Als Name der Limonade legte er "Umusa" fest, denn dies bedeute übersetzt nach der alten Landessprache "siswati" Nächstenliebe oder Wohltätigkeit. Perger erzählt, dass das Etikett mit dem Oval von der eswatinischen Nationalflagge inspiriert sei und die farbenfrohen Illustrationen im Hintergrund eine kleine Firma aus Eswatini gezeichnet hat. Die Auswahl der Früchte für seine vier Sorten hat er so gewählt, dass einige davon ganz langfristig gedacht in dem Land selbst im nachhaltigen Obstbau produziert werden könnten.

Von der Theorie zur Praxis machte er sich mit seinem Vater Johannes von Perger, der als Geschäftsführer viel Erfahrung hat, an die genauen Mischungsverhältnisse der unterschiedlichen Säfte für die vier Limonadensorten wie die frisch-saure Limette-Basilikum. Dieser trinkt er gerne an heißen Sommertagen. Alle Sorten sind so gestaltet, dass eine überraschende Geschmackskomponente dabei ist. Bei der sonnig-süßen Limo mit Mango und Orange kommt beispielsweise Kurkuma hinzu. Die gesamte Familie testete die Limonaden, die gut gekühlt am besten schmecken. Rot leuchtet die die sauer-herbe Sorte mit Granatapfel, Johannisbeere und Hibiskus. Dazu gibt es noch die angenehm-scharfe Sorte mit Ingwer, Holunderblüte und Zitrone. Ganz in der Tradition der Perger-Säfte sind diese in Bio-Qualität hergestellt und mit Traubensüße und Stevia dezent gesüßt. Jede verkaufte Charitiy-Limonade bringt 10 Cent auf das Spendenkonto, monatlich wird abgerechnet. Mehrere Hundert Euro konnte er bislang überweisen, sagt Perger. Im Winter möchte er sich Zeit für das Marketing nehmen und beispielsweise die Umusa-Limonade bei Gastronomen vorstellen. Gekauft werden kann die Umusa-Limonade bisher im Perger-Hofladen und in ausgewählten Kiosken.

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