Die Hoffnungen waren groß, als Ende vergangenen Jahres eine Schlagzeile die Runde machte: Der Flugtaxi-Hersteller Lilium aus Oberpfaffenhofen schien gerettet zu sein. Nach wochenlangem Hin und Her und der Nachricht, dass das Unternehmen bereits Insolvenz angemeldet hatte, schien die Meldung von Heiligabend wie ein Weihnachtsgeschenk. Durch den Einstieg eines Investorenkonsortiums mit 200 Millionen Euro sollten die bereits entlassenen Mitarbeiter weiter beschäftigt werden können und die Entwicklung der Lufttaxis möglich bleiben.
Vier Monate später sind die Hoffnungen auf eine Rettung von Lilium wohl endgültig passé. Das Unternehmen hat Ende Februar erneut Insolvenz beantragt – und die rund 1100 Mitarbeiter stehen vor einem Berg von Problemen. Seit Ende Dezember haben die Beschäftigten weder Gehälter noch Insolvenzgeld bekommen. Weil auch die Anträge auf Arbeitslosengeld nur schleppend bearbeitet werden, ist die finanzielle Situation vieler einstiger Lilium-Mitarbeiter angespannt.
Die SPD-Fraktion im Bayerischen Landtag fordert nun Unterstützung für die Mitarbeiter. „Die Beschäftigten von Lilium dürfen nicht ausbaden, was die Chefetage in den Sand gesetzt hat“, erklärt SPD-Wirtschaftssprecher Florian von Brunn. Dass die Mitarbeiter jedoch offenbar auch den Arbeitgeberanteil ihrer Sozialversicherungsbeiträge selbst zahlen sollen, ist für den früheren Fraktionsvorsitzenden „ein echter Skandal“. Auch die Tutzinger Landtagsabgeordnete Christiane Feichtmeier besorgt die Situation der Beschäftigten. „Die Mitarbeiter stehen allein auf weiter Flur“, sagt sie – auch weil Lilium als Start-up keinen Betriebsrat hatte. Angebote wie eine Jobmesse der GWT würden helfen – und dazu beitragen, die meist hoch qualifizierten Fachkräfte in der Region zu halten.
Neben der Situation der Mitarbeiter beschäftigen die SPD auch die Hintergründe der Lilium-Pleite. Denn das Investorenkonsortium, das Ende Dezember einstieg und das Unternehmen in „Lilium Aerospace“ umbenannte, war nach Auffassung der Sozialdemokraten nie ausreichend liquide. „Wie kann es sein, dass man mit einem neuen Investor unter neuer Überschrift einfach weitermacht, obwohl man offenbar nie zahlungsfähig war?“, fragt die Abgeordnete Sabine Gross, die als Anwältin auf Insolvenzrecht spezialisiert ist. „Es muss jetzt dringend geprüft werden, was hier schiefgelaufen ist und ob Verantwortliche ihre Pflicht verletzt haben.“
Das Unternehmen bat um Staatshilfen
Lilium war einst mit dem Anspruch angetreten, mit elektrisch betriebenen und senkrecht startenden Flugtaxis die Luftfahrt umzukrempeln. Für die Entwicklung benötigte das Start-up aber viel Geld: Trotz der rund 1,5 Milliarden Euro, die Investoren bereits in das Projekt gesteckt hatten, galt Lilium als chronisch unterfinanziert. Das Luftfahrtunternehmen bat deshalb wiederholt um Staatshilfen. Der Bund und der Freistaat Bayern entwickelten schließlich den Plan, eine Bürgschaft über 100 Millionen Euro zu gewähren, die sich beide Parteien aufteilen wollten.
Allerdings knüpfte Bayerns Staatsregierung ihre Unterstützung an die Zusage aus Berlin. Dort aber verweigerten die Grünen im Haushaltsausschuss ihre Zustimmung, unter anderem mit dem Hinweis auf die unsichere Zukunft von Lilium. „Wir dürfen keine Unterstützung leisten, wenn uns das finanzielle Risiko von außen betrachtet zu hoch erscheint“, erklärte der Grünen-Abgeordnete Leon Eckert im Oktober im SZ-Interview. Und Lilium sei „definitiv risikobehaftet“, so Eckert weiter. Die mehr als tausend Mitarbeiter indes müssen sich nun wohl neue Jobs suchen.