Süddeutsche Zeitung

Lichterkette:Silvester mit Kerzen und Laternen - statt mit Böllern und Feinstaub

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Etwa 100 Menschen feiern am Weßlinger See ohne Feuerwerk und Müll. Dazu aufgerufen hat eine Bürgerin, die über den Zuspruch erstaunt ist.

Von Christine Setzwein, Weßling

Aus einer spontanen Idee ist das entstanden, was Politiker aller Couleur am Neujahrstag gerne anmahnen: Gemeinschaftsgefühl. Etwa 100 Menschen, darunter viele Kinder, haben sich am frühen Silvesternachmittag am Kiosk am Weßlinger See getroffen, um mit Lampen und Laternen eine Lichterkette zu formen. "Kerzen statt Feuerwerksraketen" lautete das Motto, das Organisatorin Ulrike Roos ausgegeben hatte. Dass so viele kommen würden, hatte sie nicht erwartet.

Der Gedanke dazu kam ihr am Donnerstag vor Weihnachten. Wieder einmal hörte sie in den Nachrichten, dass die Klimaziele nicht eingehalten und dass allein in der Silvesternacht etwa 15,5 Prozent der jährlich im Straßenverkehr abgegebenen Feinstaubmenge in die Luft geschossen würden. Eine Lichterkette um den See mit Kerzen wäre doch eine umweltfreundliche Alternative, meinte Roos, die sich seit Jahren in der Flüchtlingshilfe engagiert.

In Bürgermeister Michael Muther fand sie sofort Unterstützung. "Ich hatte das Gefühl, ich renne offene Türen ein", sagt sie. Muther kritisiert alle Jahre wieder den Feuerwerksmüll, der am Neujahrstag am und im Weßlinger See zurückgelassen wird. Er empfahl, die Weßlinger Blasmusik mit ins Boot zu holen, "und der Bund Naturschutz hat sich auch an der Aktion beteiligt", freut sich Roos. Nach dem Rundgang wurde auch gemeinsam getanzt und gesungen. Florian Volkmann, Komponist, Texter, Musiker und Schauspieler, machte dabei kräftig mit. "Zum Schluss wollte keiner mehr aufhören", sagt Roos. Gut gefällt ihr, dass eine Aktion mit einfachen Mitteln "so schön werden kann".

Eine Wiederholung an Silvester 2019 ist nicht ausgeschlossen - im Sinne der Umwelt und der Dorfgemeinschaft. Das Böllern werde man nicht abstellen können, aber vielleicht reduzieren, hofft die Weßlingerin.

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Quelle:
SZ vom 02.01.2019
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