Leutstetten:Eiskalt erwischt

Tausende haben hier Skifahren gelernt, doch nun kündigt sich das Ende an: Liftbetreiber Schlederer wurde nach 41 Jahren der Pachtvertrag gekündigt.

Sabine Bader

Für Dieter Schlederer ist es ein Drama und für Tausende Skizwergerl vermutlich auch: 41 Jahre betreibt er den Schlepplift in Leutstetten, jetzt ist damit offenbar Schluss; sein Pachtvertrag wurde gekündigt. Dabei ist der Lift in Leutstetten für Hiesige und Münchner seit Jahrzehnten eine feste Größe. Generationen junger Skifahrer haben hier ihre ersten Schwünge versucht, sind mit den Rodel durch den Neuschnee gefetzt. Unten im Lifthäuschen führte Dieter Schlederer das Regiment, verkaufte Karten und Tagespässe, half Neulingen beim Einsteigen in den Schlepper. Viele Skifahrer-Familien kennt Schlederer schon in der dritten Generation. Die Atmosphäre ist familiär - das heißt: Sie war es.

Leutstetten Schlepplift Berg

Leutstetten Schlepplift Berg Leutstetten Schlepplift, Berg an der Wangener Straße, Skifahrer, Schlittenfahrer. Foto: Georgine Treybal

(Foto: STA)

Bis zu seinem 75. Geburtstag wollte der Schleppliftbesitzer in jedem Fall weitermachen - das wären noch fast vier Jahre. Doch im Sommer kam der Anruf aus dem Hause Wittelsbach. "Ich könnte mich ohrfeigen, dass ich eingewilligt habe", sagt Schlederer rückblickend. "Ein Riesenfehler war das." Ein Fehler "der mir jede Nacht nachgeht". Denn Schlederer hat der Kündigung seines Pachtvertrages zugestimmt, obwohl dieser noch bis Juni 2012 lief. "Als Entschädigung habe ich die Miete von drei Jahren rückerstattet bekommen - insgesamt 900 Euro." Allein der Abbau der Liftanlage kostet mehr, schätzt er. Und zum Vergleich: In guten Wintern lagen die Bruttoeinnahmen schon mal bei 2000 bis 10 000 Euro. Aber ums Geld ging es ihm ohnehin nicht unbedingt. Er liebt den Umgang mit den Kindern und viele der Liftbesucher sind ihm zu alten Bekannten geworden. "Das ist es, was mir so fehlen wird."

Auch Luitpold Prinz von Bayern ist mit der Situation offensichtlich nicht besonders glücklich. "Der Lift ist wirklich eine nette Einrichtung", sagt der Kaltenberger Bierbrauer. Das Grundstück selbst habe er bereits vor Jahren verkauft. Zwischen ihm und Schlederer habe lediglich noch ein alter Pachtvertrag bestanden, den er jetzt gekündigt habe. "Ich persönlich würde mich freuen, wenn der Skilift bleiben könnte", sagt er. Aber darauf, so Prinz Luitpold, habe er keinen Einfluss. Ob der jetzige Eigentümer das Grundstück nun verkaufe oder verpachte, entscheide sich seines Wissens nach in den kommenden Wochen. Für Schlederer hat er allerdings den Rat, sein Lifthäuschen und die Anlage erst einmal stehen zu lassen. "Bald wissen wir mehr."

Wie dieses Mehr allerdings aussehen wird, kann sich Schlederer schon vorstellen. Er rechnet praktisch täglich mit der Aufforderung, die Liftanlage zu beseitigen. Und sein Vertrauen in Luitpold Prinz von Bayern ist auch erschüttert. Dieser habe ihn vor einem Jahr sogar noch dazu ermuntert, eine Schneekanone anzuschaffen. "Dann stünde ich jetzt mit 100 000 Euro Schulden da," meint er bitter. Demnächst will Schlederer jedenfalls ein Schild am Lifthaus anbringen - und darauf steht: "Liebe Liftgäste, ich möchte mich bei ihnen für 41 Jahre Vertrauen bedanken."

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