Landtagswahl im Landkreis Starnberg:Nachhaken und nachbohren

Die CSU-Landtagsabgeordnete Ute Eiling-Hütig will wieder ins Maximilianeum. Ihr bislang größter Erfolg dort hat mit dem Kürzel EbFög zu tun.

Von Otto Fritscher, Feldafing

Als wetterfest kann man Ute Eiling-Hütig auf jeden Fall bezeichnen. Den heftigen Regenschauern trotzend mit einem rot-weiß gepunkteten Regenschirm und einem weißen Regenmantel, marschiert sie an diesem Montagvormittag vom Feldafinger Strandbad aus zum Rondell, von dem aus die Fähre zur Roseninsel ablegt. Normalerweise. Heute, bei diesem Sauwetter nicht. Eiling-Hütig kann aber auch im Regen und bei forschem Marschtempo konzentriert reden. Über die Politik, denn als Stimmkreiskandidatin der CSU will sie zum zweiten Mal in den bayerischen Landtag einziehen. Auch in der Politik ist Eiling-Hütig mittlerweile sturmerprobt.

Als ihren größten Erfolg in der vergangenen Legislaturperiode nennt Eiling-Hütig die Sache mit dem EbFög. Hinter dieser Abkürzung verbirgt sich das Gesetz zur Förderung der Erwachsenenbildung, dessen Neufassung ein großes Anliegen der Feldafingerin war. In einer interfraktionellen Arbeitsgruppe - also mit Vertretern der SPD, der Grünen und der Freien Wähler - hat die CSU-Politikerin viele Stunden diskutiert, debattiert und auch wohl gestritten - bis sich am Ende alle einig waren. Einstimmig wurde das Gesetz dann auf den Weg gebracht, jetzt muss es nur noch der neue Landtag mit Haushaltsmitteln ausstatten, womit aber gerechnet werden darf. Das Gesetz sieht vor, dass den Trägern der Erwachsenenbildung - dazu zählen die Volkshochschulen, aber auch die Bildungseinrichtungen der beiden großen Kirchen, des Bauernverbandes und der Gewerkschaften - in den kommenden vier Jahren zu den bislang 24 Millionen Euro weitere 20 Millionen genehmigt werden. "Das ist fast eine Verdoppelung", freut sich Eiling-Hütig, die sich als Bildungspolitikerin sieht. Aber neben diesem sachlichen Erfolg ist es ihr genauso wichtig, dass die Art und Weise, wie das EbFög auf den Weg gebracht worden ist, ein Lehrbeispiel für das Funktionieren eines Parlaments sein könnte. "Könnte", sagt Eiling-Hütig, denn manchmal seien die Ziele, oder auch die Wege zum Ziel, einfach nicht unter einen Hut zu bringen.

Ute Eiling-Hütig an ihrem Lieblingsplatz; Landtagswahl 2018 in Bayern

Die Roseninsel gehört zu den Lieblingsplätzen von Ute Eiling-Hütig. Auch bei schlechtem Wetter hat das Eiland für die CSU-Politikerin seinen Reiz.

(Foto: Franz Xaver Fuchs)

Eiling-Hütig, die im vergangenen November ihren 50. Geburtstag feierte ("Ich habe damit kein Problem"), ist studierte Historikerin, Fachgebiet Alte Geschichte. Ihre Doktorarbeit hat sie über die altägyptische Stadt Philadelpheia geschrieben. Im Jahr 2000 ist sie aus dem Dorf Reken im Münsterland nach München gekommen, weil ihr Mann beruflich hier zu tun hatte. 2006 trat Eiling-Hütig in die CSU ein, ein Jahr später war sie bereits Bürgermeisterkandidatin - und arbeitete sich als Assistentin der CSU-Landtagsabgeordneten Ursula Männle in die Politik hinein. Zuvor hatte sie einige Jahre die Juristische Bibliothek der Uni München geleitet. Im Landtag war sie zuletzt in drei Ausschüssen: für Bildung und Kultur, für Gesundheit und Pflege sowie für Wissenschaft und Kunst. Sie macht kein Geheimnis daraus, dass ihr Lieblings-Arbeitsfeld die Bildungspolitik ist. Gerne auch in einem Ministerium, wenn sie gerufen wird.

Doch sie hat dabei auch nicht vergessen, sich um die Anliegen von Bürgern zu kümmern. Eiling-Hütig erinnert sich noch gut an das erste Anliegen, das vor fünf Jahren an sie herangetragen wurde, als sie erst kurz im Parlament war. Ein Funkmast sollte nahe bei der Achala-Alm in der Jachenau gebaut werden, die Berghütte wird vom TSV Iffeldorf gepflegt. Die Sportler wandten sich über den TSV-Feldafing an Eiling-Hütig, und in vielen Gesprächen und Telefonaten gelang es ihr, für den Mast einen anderen, besser geeigneten Standort zu finden. "So funktioniert Politik", sagt Eiling-Hütig, und lacht. "Nachhaken, nachbohren, dranbleiben" - das sei das Erfolgsrezept.

Entweder – oder

- Starnberger See oder Ammersee?

Starnberger See! Er ist der schönere für mich. Hier bin ich halt zuhause.

- Frühaufsteher oder Nachtmensch?

In der Früh bin ich fit. Normalerweise stehe ich um 5 Uhr auf und fange auch früh zu arbeiten an.

- Klassik oder Rock? Ich höre klassische Musik gerne, aber manchmal auch Rock aus den Achtzigern.

- Sushi oder Surhaxe? Ganz klar Sushi, das esse ich sehr gern.

- Wald oder Wiesn? Ich mag den Rummel nicht so gern. Zur Erholung gehe ich gerne im Wald spazieren. of

Ihre Mandate im Gemeinderat und im Starnberger Kreistag will Eiling-Hütig auch nach dem Einzug in den Landtag behalten. Das Engagement auf kommunaler Ebene sei wichtig, um die Verbindung zu den Bürgern zu halten. Auch wenn die CSU bei der Wahl in knapp zwei Wochen kräftig Federn lassen sollte - dass Eiling-Hütig das Direktmandat im Stimmkreis Starnberg erobern wird, ist eigentlich klar. "Was soll ich sagen?", fragt sie zurück. "Wenn ich sage, ich komm' sicher wieder in den Landtag, dann bin ich arrogant, wenn ich's nicht sage, zweifele ich." Normalerweise drückt sich Eiling-Hütig vor keiner Antwort. Aber die Frage, ob sie Horst Seehofer oder Markus Söder besser finde, will sie nicht so klar beantworten. "Jeder hat seine Stärken", sagt sie. Sorgen bereitet Eiling-Hütig die aufgeheizte politische Stimmung im Land. "Geschichte kann sich wiederholen", ist die Historikerin im Hinblick auf die Verhältnisse gegen Ende der Weimarer Republik überzeugt. Deshalb müsse man klare Kante gegen Scharfmacher und Radikale zeigen. Von einem Landtag, in dem sechs oder sieben Parteien vertreten sind, hält sie nichts. Sollte es die CSU nicht mehr allein schaffen, plädiert sie "für eine Zweierkoalition", weil eine Dreier-Beziehung schwieriger sei.

In den vergangenen Wochen ist Eiling-Hütig auf Wahlkampftour gewesen: morgens um sechs an den S-Bahnhöfen Brezen verteilen, 13 Bahnhöfe hat sie im Stimmkreis gezählt. Gut recherchiert zu haben, gut vorbereitet zu sein, das ist eines der Markenzeichen von Eiling-Hütig. An Infoständen versucht sie, mit den Menschen ins Gespräch zu kommen. Was oft gelingt, aber nicht immer. Etwa im Falle der Frau, die "sechs Minuten lang auf mich eingeschrien hat". Eiling-Hütig hat es auch jetzt genau genommen. Nach drei Minuten habe sie mal gefragt, ob denn überhaupt eine Antwort erwartet werde - ohne Reaktion.

Was ist ihr größtes Problem als Landtagsabgeordnete? Eiling-Hütig muss nicht lange überlegen: "Der Schlafmangel", sagt sie. Eine Arbeitswoche habe oft 60 bis 70 Stunden, und nachts falle es dann manchmal schwer, abzuschalten. Um den Haushalt kümmert sich ihr Mann. "Wir haben Rollen getauscht", sagt sie. Trotz aller Politik versuche sie auch, so viel Zeit wie möglich für ihre 13-jährige Tochter zu finden. Fürs Klavierspielen, eines ihrer Hobbys, bleibt allerdings kaum noch Zeit.

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