Landtagswahl im Landkreis Starnberg:Grüne holen Rekordergebnis

Jubel auf der Wahlparty im Landratsamt: Die Partei erreicht fast 27 Prozent der Zweitstimmen. Die FDP hat ihre Strahlkraft im Fünfseenland verloren - und die SPD wird einstellig

Von Christine Setzwein, Starnberg

Dass sie bei den Landtagswahlen ein gut abschneiden würden, konnten die Grünen im Stimmkreis Starnberg erwarten. Dass es so gut wie nie zuvor ausfallen würde, wohl nicht. 26,6 Prozent der Erststimmen entfielen auf die Direktkandidatin Anne Franke und mit 26,4 Prozent der Zweitstimmen haben sie ihr Gesamtergebnis von vor fünf Jahren mehr als verdoppelt. CSU-Kandidatin Ute Eiling Hütig erhielt 30,7 Prozent und damit 2,2 Punkte weniger als ihre Partei. Drittstärkste Kraft im Landkreis sind die Freien Wähler mit 9,1 Prozent der Zweitstimmen, Kandidat Matthias Vilsmayer erhielt 11,4 Prozent. Die FDP hat ihr Strahlkraft im Fünfseenland verloren, erhielt 9,2 Prozent der Zweitstimmen. Die SPD landete weit abgeschlagen bei 8,9 Prozent. Die AfD mit ihrem unbekannten Kandidaten erreichte nur 6,5 Prozent. Die Wahlbeteiligung lag mit 79,2 Prozent sehr hoch.

Schon das erste Ergebnis aus der Gemeinde Wörthsee brachte die Grünen auf der Wahlparty im Landratsamt Starnberg zum Jubeln: Dort erreicht Anne Franke 30,4 Prozent und liegt damit nur 0,2 Punkte hinter Eiling-Hütig. Noch besser kommt es aus Weßling. Dort liegt die Gautingerin Franke vor der Feldafingerin Eiling-Hütig: 32,6 Prozent der Wähler stimmen für die Grüne, nur 24,1 Prozent für die CSU-Frau.

So gelassen im Landratsamt die Stimmung bei den Grünen noch kurz nach 18 Uhr ist, so ausgelassen ist sie drei Stunden später. Ob sie denn nun nach Wörthsee oder Weßling ziehen wolle, wird Franke gefragt. Nein, sie möchte schon gern in Stockdorf bleiben, aber das Ergebnis aus ihrer Heimatgemeinde Gauting lässt auf sich warten. Die 63-Jährige freut sich über ihr gutes Abschneiden, aber Übermut ist nicht ihre Art.

Starnberg Landeswahl 2018

Ergebnis mehr als verdoppelt: Die Grünen haben bei der Wahlparty im Landratsamt allen Grund zum Jubeln.

(Foto: Georgine Treybal)

Den Sonntag hat sie in den Bergen verbracht, auf der Notkar- und Ziegelspitze. "Endlich", sagt sie, seit August sei sie nicht mehr zum Wandern gekommen. Franke trifft gegen 18.30 Uhr im Landratsamt ein, schwarzer Rock, schwarzer Blazer, rotes T-Shirt, nichts Grünes. Dafür hat Parteifreundin Heidi Köbele aus Gauting Sonnenblumen mitgebracht und verteilt sie auf den Tischen. Auf der Oberbayern-Liste der Grünen steht Franke auf Platz 25. Ob sie in den Landtag kommt, wird sie erst an diesem Montag wissen, wenn Erst- und Zweitstimmen zusammengezählt sind. Tochter Isabel ist jedenfalls jetzt schon sehr stolz auf ihre Mama.

Auch Martina Neubauer, Bezirkstagskandidatin der Grünen, weiß noch nicht, ob sie den Einzug in das Kommunalparlament schafft. Sie freut sich über den gelungenen Wahlkampf, über den Zuspruch an Infoständen und bei Veranstaltungen. "Es ist zäh angelaufen, aber dann sind wir alle mitgerissen worden", sagt sie. Auch Neubauer hat den Wahltag ganz entspannt verbracht. Sie ist früh aufgestanden, erzählt sie, und hat die Wohnung aufgeräumt. Anschließend spazierte sie um den Maisinger See, setzte sich in die Sonne und las ein Buch. "Irgendein Öko-Thriller", sagt sie.

Starnberg Landeswahl 2018

Richtig Freude mag nicht aufkommen bei der CSU: (v. li.) Harald Schwab, Ute Eiling-Hütig, Albert Luppart (Freie Wähler), Ursula Männle und Karl Roth.

(Foto: Georgine Treybal)

Auch Britta Hundesrügge von der FDP wirkt angespannt: "Ich weiß, dass es knapp wird", sagt sie schon kurz nach 17.30 Uhr. Sie ist die erste der Direktkandidaten, die sich bei der Wahlparty blicken lässt, leger gekleidet in Jeans, beiger Bluse und beiger Lederjacke.

Etwa 70 Kandidaten, Kommunalpolitiker aller Couleur, verfolgen im Sitzungssaal des Starnberger Landratsamts, wie auf zwei Bildschirmen die Ergebnisse und die Interviews mit den Spitzenkandidaten übertragen werden. Viele Parteien sind vertreten, auch Bayernpartei und Linke, nicht allerdings die AfD. Grund zum Applaudieren haben die Grünen jedes Mal, wenn Katharina Schulze ihrer Freude über das Ergebnis Ausdruck verleiht.

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