Landtagswahl im Landkreis Starnberg:Grünes Paradies

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Die Öko-Partei feiert mit 26,5 Prozent in Starnberg ihr bestes Landkreis-Ergebnis in ganz Bayern - und peilt schon einmal die Bürgermeister- und Landratswahlen in eineinhalb Jahren an. Die Ursachen für den Erfolg.

Von Sabine Bader und Astrid Becker, Starnberg

Für die Grünen muss es wie ein Rausch sein: Im Fünfseenland haben sie ihr bestes Landkreis-Ergebnis in ganz Bayern erzielt. Mehr als doppelt so viele Bürger als 2013 haben hier für sie votiert: 26,7 Prozent konnte Direktkandidatin Anne Franke hinter sich bringen, bei den Gesamtstimmen waren es 26,5 Prozent. Trotz des fulminanten Ergebnisses wird die Grüne voraussichtlich dennoch nicht in den Landtag einziehen. Dafür könnte sich der Erfolg ihrer Partei auch kommunalpolitisch auswirken - zum Beispiel, wenn es um Bürgermeister- oder sogar den Landratsposten geht.

So schön grün ist das Fünfseenland: Bei herrlichem Wetter lässt es sich gut wandern, wie hier in Ambach. (Foto: Stephan Rumpf)

Schon jetzt sind die Grünen in den meisten Gemeinderäten gut vertreten, auch im Kreistag stellen sie mit zehn Sitzen längst die zweitstärkste Fraktion. Dennoch: Mit einem Rekordergebnis, wie sie es diesmal erzielt haben, dürften sie nicht gerechnet haben. Zwar zeichnete sich ein deutlicher Zugewinn bereits in den Umfragen ab, weshalb die Grünen sich am Wahltag selbst auch äußerst entspannt gaben. Von einem guten Ergebnis seien sie deshalb auch ausgegangen, dass es aber am Ende ein so großer Wahlerfolg werden würde, habe dann doch niemand erwartet, sagt die Fraktionssprecherin im Kreisverband, Martina Neubauer. Sie, die auch im Kreis- und Stadtrat sitzt, hatte wieder für den Bezirkstag kandidiert und genießt unter den Kommunalpolitikern unterschiedlicher Couleur wegen ihrer Sachlichkeit und thematischen Kompetenz großes Ansehen. Nach dem jetzigen Ergebnis ihrer Partei schließt sie nicht aus, sich den nächsten Kommunalwahlen als Bürgermeisterin von Starnberg oder gar als Landrätin zu bewerben. Die Zeichen im Landkreis stehen also auf Grün, zumal die CSU den Landratsposten hier ohnehin nicht abonniert hat. Schließlich hatte der Kommunalpolitiker Rudolf Widmann dieses Amt fast drei Jahrzehnte inne, von 1969 bis 1996 - als einziger FDP-Landrat in ganz Bayern. Die glorreichen Zeiten der FDP sind im Fünfseenland nun vorbei, wenngleich auch deren Kandidatin Britta Hundesrügge immerhin für ihre Partei wie 2013 mehr als neun Prozent holte. An die Grünen-Direktkandidatin Anne Franke reichte sie jedoch bei weitem nicht heran. Franke hatte in Manier der Grünen keinen personenbezogenen Wahlkampf geführt, sondern rein auf Sachthemen gesetzt. Da waren die Energiewende im Fünfseenland, die sie 2005 mit einem Antrag im Kreistag eingeläutet hatte, da ist das Thema Verkehr, mit dem sie, nach eigenen Einschätzung, vor allem auch in Weßling punkten konnte: "Dort wurde die Umfahrung gegen unseren Willen gebaut, nun zeigt sich, dass sie nicht viel gebracht hat und die Ortsdurchfahrt noch immer ein Problem ist", sagt sie.

Sie haben allen Grund zum Feiern: die beiden Kreisrätinnen der Grünen, Martina Neubauer (l.) und Direktkandidatin Anne Franke. (Foto: Georgine Treybal)

In Weßling holten die Grünen mit 32 Prozent ihr bestes Ergebnis im Landkreis. Dort votierten mehr Wähler für sie und für Franke als für die CSU und deren Direktkandidatin Ute Eiling-Hütig. Respekt dafür zollte Franke und den Grünen am Montag auch Weßlings Bürgermeister Michael Muther. Ihm, der den Freien Wählern angehört, sind grüne Themen durchaus vertraut, ist er doch selbst Waldbesitzer und besitzt zwölf Bienenvölker. Auch in seiner Gemeinde sei den Bürgern seit langem Umweltschutz sehr wichtig: "Bei uns sind viele in diesem Bereich aktiv, auch gerade beim Brandthema Amphibienschutz in Sachen Umfahrung." Muthers Resümee: "Die Umwelt braucht eine gute Vertretung."

Weniger euphorisch beurteilt Bürgermeistersprecher Rupert Monn (er sitzt für die CSU im Kreistag, gehört aber in seiner Gemeinde Berg der freien Gruppierung EUW an) das Wahlergebnis der Grünen. "Das ist ein momentaner Trend", sagt er. Aber es gebe schließlich auch andere Themen als Umwelt und Natur. Wirtschaft zum Beispiel, und die gehe bei den Grünen etwas unter.

Landrat Karl Roth (CSU) zeigt sich von der Höhe des grünen Wahlergebnisses überrascht, wenngleich die "Stimmung der vergangenen Monate einen guten Wert erahnen ließ". Vom frischeren Image, das maßgeblich die Spitzenkandidaten Ludwig Hartmann und die Herrschingerin Katharina Schulze im Wahlkampf prägten, hätten die Grünen auch im Kreis profitiert, meint auch die Wissenschaftlerin und Leiterin der Akademie für politische Bildung Tutzing, Ursula Münch. Als wichtigstes grünes Thema im Fünfseenland sieht sie den "Flächenfraß" an: "Die Bürger hier wollen das nicht mehr, sondern die Schönheit von Landschaft und Natur erhalten."

© SZ vom 16.10.2018 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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