Kommunalwahl im Landkreis Starnberg:Stefan Frey erobert das Landratsamt

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Für seine Kinder ist Stefan Frey jetzt "der Stadtrat für den Landkreis Starnberg". Er feiert zu Hause mit Ehefrau Ismene. (Foto: Nila Thiel)

Der 44-jährige Jurist erhält in der Stichwahl 61,6 Prozent. Das höchste politische Amt im Landkreis bleibt damit in der Hand der CSU und in der Familie - Freys Vater Heinrich hatte es selbst zwölf Jahre inne und köpft nun eine Flasche Sekt.

Von Carolin Fries, Starnberg

Die Glückwünsche erreichen Stefan Frey am Sonntagabend per Kurznachricht und am Telefon. Nur der scheidende Landrat Karl Roth sagt, er wolle seinem Nachfolger am Abend schon noch persönlich gratulieren: "Das muss sein. Mit Abstand an der Haustüre." Sein "Wunschkandidat" hat die Stichwahl mit 61,6 Prozent der Stimmen gegen Martina Neubauer (Grüne) gewonnen, die 38,4 Prozent erhielt. Das höchste politische Amt im Landkreis bleibt damit in der Hand der CSU. Die Wahlbeteiligung lag bei 62,8 Prozent.

Frey war mit 42,3 Prozent der Stimmen im ersten Wahlgang vor zwei Wochen als Favorit in die Stichwahl gegangen. "Ich bin immer optimistisch, aber dass es so klar ist, freut mich besonders", sagt er. Er sei "überglücklich". In allen Landkreisgemeinden konnte der 44 Jahre alte Jurist aus Starnberg die Wahl klar für sich entscheiden, in Andechs erzielte er mit 70,4 Prozent sein bestes Ergebnis. Lediglich in Gauting, Krailling, Wörthsee und Herrsching erreichte er weniger als 60 Prozent der Stimmen. Martina Neubauer (Grüne) gratulierte ihrem Konkurrenten bereits auf Facebook, da waren noch gar nicht alle Stimmzettel ausgezählt. "Auf gute Zusammenarbeit!", schrieb sie.

Die 56 Jahre alte Sozialpädagogin aus Söcking, die im Landratsamt München das Referat für Chancengleichheit leitet, nannte ihr Ergebnis "respektabel" - "wer hätte das vor zwei Jahren von den Grünen so erwartet?" Vor allem in Weßling konnte Neubauer überzeugen, hier schnitt sie mit 43,3 Prozent der Stimmen am besten ab. "Ich hätte ihr in manchen Gemeinden schon noch mehr zugetraut", sagte Roth. Doch von der Coronakrise habe eindeutig Frey profitiert, "da hat man von den Grünen ja gar nichts gehört". Neubauer hat sich am Sonntagabend noch in einer Videokonferenz mit dem Kreisvorstand der Grünen ausgetauscht. Schließlich wollte sie mit ihrem Mann noch ein Gläschen Wein trinken. "Und morgen gehe ich wieder normal in die Arbeit."

Das Glas Wein mit seiner Frau stand auch für Stefan Frey anstelle der großen Wahlparty auf dem Programm. Und auch sein Vater, Altlandrat Heinrich Frey, hat mit Ehefrau Barbara eine Flasche Sekt geköpft. "Wir sind stolz und freuen uns sehr", sagt der 80-Jährige, der von 1996 bis 2008 selbst Landrat war. Sein Sohn müsse den Menschen nun in schwierigen Zeiten Mut machen.

Die Krise kennt dieser aktuell gut: Stefan Frey arbeitet derzeit im Krisenstab des Innenministeriums. Seine Arbeit im Referat für politische Grundsatzfragen stehe hinten an. "Und jetzt werde ich quasi nahtlos von einem Krisenmodus in den anderen wechseln." Bereits in den kommenden Wochen wolle er Karl Roth im Landratsamt über die Schulter schauen und die Menschen in der Kreisbehörde kennenlernen. "Die nächste Zeit wird eine schwierige Zeit", so Frey. "Doch ich bin mir sicher, dass wir da gut durchkommen." Es gelte, die Arbeitsplätze und die Wirtschaftskraft im Landkreis zu halten. Zugleich wolle er keinesfalls die laufenden Projekte und Investitionen stoppen. Der Anbau an das Landratsamt, die neue Fachoberschule, das Gymnasium in Herrsching - "hier muss es mit Hochdruck weitergehen". Mit dieser Haltung will Frey auch ein Signal setzen, wie er sagt.

Der scheidende Landrat Karl Roth, der mit 65 Jahren nicht mehr kandidieren wollte, freute sich zwar über den Ausgang der Wahl, war aber auch betrübt. "Es tut mir leid, den Landkreis in so einer Situation übergeben zu müssen", sagte er. Noch wisse niemand, wie die Lage in fünf Wochen aussehe, wenn er seinen Schreibtisch räumen müsse. Das habe er sich ganz anders vorgestellt, beteuert er. Wenngleich er überzeugt ist, dass mit Stefan Frey ein fähiger Mann übernehmen wird. Der hat seinen drei Kindern im Kindergarten- und Grundschulalter am Abend noch von seinem neuen Job erzählt, "die haben total mitgefiebert". Doch ganz leicht fiel es ihm offenbar nicht, den Unterschied zwischen Stadtrat und Landrat zu erklären. Für seinen ältesten Sohn, den neunjährigen Marco, war der Papa am Abend deshalb einfach "der Stadtrat für den Landkreis Starnberg".

© SZ vom 30.03.2020 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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