Er gilt als Visionär und als ökonomisch orientierter Querdenker im besten Sinne, dem vor allem am Wohl des Wirtschaftsstandortes Fünfseenland gelegen war. Doch nun zieht sich Martin Eickelschulte zurück: Der Vorsitzende des Regionalausschusses Starnberg der Industrie- und Handelskammer (IHK) ist aus persönlichen Gründen von seinem Posten zurückgetreten, teilte die IHK-Pressestelle für München und Oberbayern am Dienstag mit. Katja Lindo, seine bisherige Stellvertreterin im Vorstand und Geschäftsführerin des Tagungshotels La Villa, übernimmt ab sofort bis zu den Neuwahlen voraussichtlich am 27. Januar kommissarisch die Amtsgeschäfte. Der Geschäftsführer der Gesellschaft für Wirtschafts- und Tourismusentwicklung (GWT), Christoph Winkelkötter, bezeichnete den Rücktritt Eickelschultes als "Riesenverlust".
Seit 2009 hatte Eickelschulte dem Parlament der Wirtschaft auf Landkreisebene vorgestanden, zuletzt wurde er im Juni dieses Jahres erneut im Amt bestätigt. "Ich bedanke mich für das jahrelange Vertrauen, das mir die Ausschussmitglieder geschenkt haben, und wünsche dem Ausschuss für die weitere Arbeit viel Erfolg", erklärte der bisherige Vorsitzende. Während Eickelschultes Amtszeit hatte sich der IHK-Regionalausschuss Starnberg intensiv mit wirtschaftspolitischen Herausforderungen im Landkreis auseinander gesetzt, Positionspapiere formuliert und wiederholt Forderungen im Sinne der heimischen Wirtschaft an die Politik gerichtet. Dazu zählt beispielsweise der Einsatz für den Bau des B2-Tunnels in der Kreisstadt. Außerdem gab es zahlreiche Initiativen sowie Veranstaltungen. Und Eickelschulte hatte zusammen mit dem Ausschuss unter anderem den Starnberger Wirtschaftsempfang ins Leben gerufen, der für Politiker, Unternehmer sowie für Verbandsvertreter zu einem festen Termin im Jahreskalender geworden ist.
Der Starnberger EDV-Unternehmer Eickelschulte hatte den Grundstein für seine berufliche Karriere als Jungunternehmer in der elterlichen Garage in Ebenhausen gelegt. "Meinen ersten Computer habe ich mit 19 bekommen, und damals hatte ich keinen blassen Schimmer davon", verriet der gelernte Bankkaufmann einmal Mitte der 90-er Jahre der SZ. Damals herrschte digitale Aufbruchstimmung, viele Gemeindeverwaltungen rüsteten um - und Eickelschulte hatte die passenden Angebote. Allerdings beschränkte er sich dabei nicht allein auf den Vertrieb von Hard- und Software, sondern erweiterte das Angebot konsequent auch auf Schulungen. "Unser Geschäft ist es, Sie in Ihrem Geschäft erfolgreicher zu machen!", warb er in Anzeigen. "Sie konzentrieren sich auf Ihr Kerngeschäft, wir konzentrieren uns auf Ihre EDV-Themen: komplett, kompetent, kreativ." Diesem Motto blieb er treu: Seine Firma mit nunmehr 33 Mitarbeitern fokussiert sich insbesondere auf Mittelstandsfirmen mit bis zu 150 PC-Arbeitsplätzen. Doch auch hier hat sich zum 1. Oktober eine Änderung ergeben: Die Eickelschulte AG fusionierte mit der Firma "Bizteam Systemhaus". Der 50-jährige Eickelschulte, Vater zweier Söhne im Alter von 23 und 16 Jahren, wird Geschäftsführer.
GWT-Chef Winklkötter bedauert den Rücktritt und dankt Eickelschulte für sein langjähriges Engagement. "Es ist kein guter Tag für die Wirtschaft im Landkreis Starnberg, wenn sich Martin Eickelschulte von allen Ämtern krankheitsbedingt zurückzieht", sagte er. Eickelschulte war unter anderem Gründungsmitglied der damaligen Gesellschaft zur Förderung der Wirtschafts- und Beschäftigungsentwicklung (GFW) und trug als Vorsitzender des Unternehmerverbands UWS maßgeblich dazu bei, "dass die Wirtschaft im Landkreis Starnberg bei der Kommunalpolitik immer wieder Gehör findet. Er hat sich immer mit sehr viel Engagement, Kompetenz und Tatkraft für die verschiedenen Branchen der regionalen Wirtschaft eingesetzt". Die starke Rolle der heutigen GWT in der Region sei ebenfalls ein Verdienst der Arbeit von Eickelschulte.
Rückblickend lobt Martin Eickelschulte die "gute Balance im Miteinander" im Verhältnis zwischen Politik und Wirtschaft im Fünfseenland mit seinen vielfältigen Angeboten. In seiner Zeit als IHK-Regionalvorsitzender habe es weder größeren Streit noch Skandale gegeben. "Ich wünsche mir", sagte Eickelschulte, "dass das alles so positiv weiter geht im Landkreis".