Energiewende:Starnberger Landrat macht Druck bei der Windkraft

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Stefan Frey will die Energiewende schaffen und dabei Bürger wie Gemeinden mit konkreten Projekten in die Pflicht nehmen. Auch bei der Photovoltaik möchte der CSU-Politiker weiterkommen.

Von Christine Setzwein, Gilching

Das Ziel ist sportlich, aber Landrat Stefan Frey (CSU) will es unbedingt erreichen. Bis 2035 soll der Landkreis Starnberg die Energiewende schaffen und sich dann vollständig selbst mit erneuerbaren Energien versorgen. Windenergie könnte viel dazu beitragen, "da würde ich gerne weiterkommen", sagte er bei der Generalversammlung der Energiegenossenschaft Fünfseenland in Gilching. Und dafür will er die Gemeinden und die Bürger in die Pflicht nehmen.

Recht weit ist der Landkreis mit der Energiewende noch nicht gekommen, seit der Kreistag 2005 den Grundsatzbeschluss gefasst hat. Laut dem Energiebericht 2020 liegt der Anteil erneuerbarer Energien am Gesamtenergieverbrauch immer noch nur bei etwa elf Prozent. Beim Strom hat er sich seit 2013 zwar auf 15 Prozent verdoppelt, bleibt damit aber weit unter dem Bundesdurchschnitt von etwa 42 Prozent. Und: Der Großteil des Zuwachses geht vor allem auf das Konto der vier Berger Windräder, die sich seit 2015 drehen. Einzig die Gemeinde Berg deckt im Landkreis mehr als 100 Prozent ihres Stromverbrauchs erneuerbar. Schlusslicht ist Weßling mit gerade einmal 3,4 Prozent.

Das ist dem neuen Landrat zu wenig. Zu oft wurde der Stillstand bei der Energiewende schon beklagt. Darum habe er das Thema auf die Tagesordnung einer Bürgermeisterdienstbesprechung gesetzt, berichtete Frey in Gilching. Zusammen mit den Kommunen möchte er die Windkraft im Fünfseenland ausbauen und auch "die Bürger in die Verpflichtung nehmen". Heißt: Die Gemeinden sollten sich überlegen, wo Windräder gebaut werden könnten, und dann die Bürger fragen, "ob sie sie wollen oder nicht". Im Umweltausschuss des Kreistags ergänzte er: "Das ist ein Thema, das immer Emotionen auslöst. Da kommt man nur weiter, wenn man konkret etwas zur Entscheidung stellt. Ich weiß, dass die eine oder andere Kommune da etwas vorhat." Gilching zum Beispiel, das eine Machbarkeitsstudie in Auftrag gegeben hat.

Generell sei jeder für Windkraft, sagte Frey, aber wenn eine Anlage in der eigenen Gemeinde geplant sei, sei man dagegen. Im Landkreis existiert bereits seit 2012 ein Teilflächennutzungsplan "Windkraft", in dem 15 potenzielle Flächen für den Bau von Windrädern festgelegt sind. Dieser Plan wurde so früh rechtskräftig, dass ihn auch die "10-H-Regel" - der Abstand von Windrädern zu Siedlungen muss das Zehnfache ihrer Höhe betragen - nicht aushebeln kann.

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Die Energiewende müsse weg von den abstrakten Themen hin zur Praxis, fordert Frey. Gerade entstehe ein Solarkataster für den Landkreis, das zeigen soll, wo Photovoltaikanlagen möglich sind. "Mit überschaubarem Aufwand bekommen wir da ein effektives Instrument. Ich glaube, dass wir in der Energiewende weiterkommen, wenn wir die Dächer nach und nach ausstatten", sagte Frey im Umweltausschuss. Es gebe immer noch Möglichkeiten, wie man so eine Anlage rentabel auf dem eigenen Dach betreiben könne.

Auch große Projekte sind in Planung, wie eine 21-Hektar-Anlage entlang der Lindauer Autobahn und an der Bahnlinie S 8 bei Gilching und Geisenbrunn. Bund und Land sollten die Kommunen besser unterstützen bei der Energiewende, so Frey. In einem Schreiben an den Präsidenten der Autobahndirektion Südbayern, Michael Kordon, fordert er, die Lärmschutzgalerien auf der A 96 bei Gilching und Germering möglichst schnell mit Solaranlagen zu bestücken. Aus seiner Sicht wäre es wünschenswert, dass beim Betrieb einer solchen Anlage "bürgerschaftliches Engagement wie das der Energiegenossenschaft oder das Engagement einer Gemeinde berücksichtigt wird".

© SZ vom 05.10.2020 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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