Süddeutsche Zeitung

Landkreis Starnberg:So wird 2021

In den Kommunen wird sich in diesem Jahr vieles ändern - eine Vorschau, diesmal aus der Stadt Starnberg sowie aus Bernried, Inning, Krailling und Pöcking.

Von SZ-Autoren

Starnberg

In ohnehin schweren Zeiten hat Starnbergs neuer Bürgermeister Patrick Janik im Mai ein Amt von seiner Vorgängerin übernommen, das ihn vor besondere Herausforderungen stellt: Die Kassen sind leer, das Sparkonto ist geplündert, viele Probleme blieben ungelöst und neue kamen hinzu. Das Pflichtenheft für den Chef des Rathauses für 2021 ist also prall gefüllt mit wichtigen Aufgaben, die es im Lauf der nächsten Monate zu lösen gilt.

Höchste Priorität hat die Wiederaufnahme von Verhandlungen mit der Deutschen Bahn. Der Konzern hatte die festgefahrenen Gespräche mit Vertretern der Stadt im Sommer 2019 ergebnislos beendet und eine Schadenersatzklage in Höhe von 170 Millionen Euro angekündigt. Nun aber geht es zurück an den Verhandlungstisch: In neuer personeller Zusammensetzung soll erneut über einen barrierefreien Ausbau des Bahnhofs See, Gleisreduzierungen und Grundstücke verhandelt werden; Primäres Ziel ist eine Vermeidung der Klage, im zweiten Schritt wird sich die Stadt Gedanken machen müssen um das seit 2014 ausgesetzte Thema "Seeanbindung".

Als böse Überraschung erwies sich der bauliche Zustand zweier Gebäude in städtischem Eigentum: Die Musikschule und der "Bayerische Hof". Beide Häuser aus dem 19. Jahrhundert sind marode und können nur mit Millionenaufwand in einen Zustand versetzt werden, der eine Nutzung zulässt - Geld, das die Stadt nicht hat. Hinzu kommt das Bahnhofsgebäude - ein Haus in ebenfalls erbärmlichem Zustand.

Als Zukunftsprojekte, die der Stadt Geld bringen, gelten der Aus- und Umbau der Gewerbegebiete. Doch in Schorn formiert sich zunehmend Widerstand. Die politischen Mehrheiten schwinden - auch im Kreistag, der über eine Herausnahme aus dem Landschaftsschutzgebiet entscheiden muss. Unstrittig sind hingegen die Planungen für das "Moosaik": Die komplette Umgestaltung des Areals nördlich der B2 findet allgemeinen Zuspruch, die Realisierung nimmt aber noch Jahre in Anspruch.

Beim Einheimischenmodell "Am Wiesengrund" lief bislang nicht alles rund. Doch 2021 werden die ersten Häuslebauer starten. Wichtiger noch sind die Planungen für den Geschosswohnungsbau, die 2021 endlich aufgenommen werden. Für Bürgermeister Janik, der wegen der angespannten Haushaltslage umsichtig agieren muss, gilt für die nächsten Jahre ein weiser Spruch seines Vaters Heiner: "Politik ist die Kunst des Machbaren."

Bernried

Für die Gemeinde Bernried wird der Kauf des Klosters das wichtigste Vorhaben sein. Im Jahr 2020 sind sich die Gemeinde und die Missions-Benediktinerinnen über die Modalitäten einig geworden; im kommenden Jahr soll das Projekt auf den Weg gebracht werden. Es ist eine Win-Win-Situation für beide Vertragspartner: Die Missionsbenediktinerinnen hätten das Kloster schließen müssen, weil sie sich die Brandschutzauflagen nicht leisten konnten. Jetzt übernimmt Bernried die erforderlichen Sanierungsarbeiten, und die Nonnen können auch in Zukunft im Kloster bleiben. Im Gegenzug steht nun in der Gemeinde ein großzügiges Areal zur Verfügung für den notwendigen Neubau der Grundschule und die Aufstockung der Kinderbetreuungsplätze. Im Jahr 2021 muss geklärt werden, welche Fördermittel es gibt. Auch ein Nutzungskonzept muss erstellt werden. Der einzige Wermutstropfen ist die Kontroverse um den Verkauf eines gemeindeeigenen Villengrundstücks. Falls der Verkauf durch das angestrebte Bürgerbegehren verhindert wird, zieht dies eine Kettenreaktion nach sich. Mit dem Erlös von etwa vier Millionen Euro soll das Betreute Wohnen Projekt finanziert werden, das schon im Frühjahr eröffnet werden soll. Scheitert der Grundstücksdeal, müsste Bernried einen Kredit für das Seniorenwohnprojekt aufnehmen. Damit wäre aber die Kreditwürdigkeit der Gemeinde ausgereizt, und sie könnte sich die Finanzierung des Klosters nicht mehr leisten.

Ein weiteres Projekt, das Bernried schon seit Jahren beschäftigt, ist der 100 Jahre alte Sommerkeller. Im kommenden Jahr soll der Verbindungsbau zwischen Rathaus und dem historischem Gewölbe fertiggestellt und die technischen Arbeiten in den 2000 Quadratmeter großen Veranstaltungsräumen abgeschlossen werden. Nun soll ein Kommunalunternehmen gegründet werden, das die Verwaltung der gemeindlichen Liegenschaften übernimmt.

Inning

Entspannt wird das Jahr für die Jutta Göbber wohl kaum beginnen. Denn ein wenig bange ist der Vorsitzenden des Vereins Heimatgeschichte zumute, wenn sie an das Projekt denkt, das in der Gemeinde 2021 verwirklich werden soll: Eine neue Revue soll im Oktober an drei Abenden aufgeführt werden. Im "Kaisertraum", wie die Schau heißt, sind, wie bei den anderen historischen Spektakeln 2012 und 2016, Göbbers Mitstreiterinnen Daniela Herzog und Bärbel Mehnert-Jaeger. Gemeinsam haben die drei Frauen das Libretto für die Zeitreise in die Vergangenheit mit etwa 90 Mitwirkenden aus allen Inninger Vereinen geschrieben. Dieses Mal wird es um Kaiser Heinrich II. gehen, der 1021, also vor 1000 Jahren, mit seinem Heer durch Inning nach Italien zog, um den Papst gegen die Angriffe der Byzantiner zu unterstützen. Auch die Musik ist bereits fertig komponiert, wie Jutta Göbber erzählt. Sie stammt auch dieses Mal wieder von Martin Vogel von der örtlichen Musikschule. Eigentlich sollte sie, wie der Text auch, den Vereinen bereits öffentlich vorgestellt worden sein, doch wegen der Pandemie konnte dies bisher nicht erfolgen. Auch das nächste Arbeitskreis-Treffen im Januar kann wegen des Lockdowns noch nicht stattfinden. Göbber hofft nun auf den Februar: "Wir müssen ja langsam loslegen, wir haben noch so viel Arbeit vor uns." Ende April soll dann entschieden werden, ob die Aufführungen zwischen dem 15. und 17. Oktober 2021 in der Inninger Mehrzweckhalle wie geplant stattfinden können. Göbber: "Noch bin ich zuversichtlich."

Zuversichtlich blickt auch der Inninger Bürgermeister Walter Bleimaier auf 2021. Zwar wird auch heuer die Ortsdurchfahrt nicht saniert werden und unklar ist auch, ob er seinen Traum von einem neuen Sportgelände realisieren kann. Bis jetzt sind die dafür nötigen Grundstücksverhandlungen gescheitert. Aber die Inninger dürfen sich auf den Ausbau des St. Johannes-Kindergartens freuen, mit dem im Frühjahr begonnen werden soll. Der Neubau des Montessori-Kindergartens ist bereits im Gange. Zudem soll ein neues Gebäude an der Grundschule entstehen, in der ein Hort und die Tagespflege der Nachbarschaftshilfe untergebracht werden sollen.

Krailling

Worauf Rudolph Haux sich freut? "Am 1. Mai 2022 auf dem Paulhanplatz einen Maibaum aufstellen zu können." Spätestens dann, so der Bürgermeister, sollte es wohl möglich sein, wieder gemeinsam zu feiern. Und spätestens dann soll auch die neue Kraillinger Ortsmitte fertig sein - ein doppelter Grund zum Feiern. Die Bauarbeiten in der Margaretenstraße werden das kommende Jahr dominieren, vom Frühjahr bis zum Herbst werden die Anlieger mit Einschränkungen rechnen müssen. Das Ergebnis soll ein echtes Ortszentrum mit Begegnungsflächen werden, in dem der Verkehr nur mit einer Höchstgeschwindigkeit von 20 Stundenkilometern zugelassen ist. Vor mehr als zehn Jahren war die Gemeinde in die ersten Planungen eingestiegen.

Doch auch jenseits des zentralen Bauprojekts soll einiges passieren. "2021 wird sich vieles erfüllen, was wir vorbereitet haben", sagt Haux. Ein Teil der Römerstraße wird saniert, Ludwig- und Rosenstraße ausgebaut zu verkehrsberuhigten Zonen, in denen nur noch Schritttempo erlaubt ist. Gut Hüll sowie das Rathaus und die Schule sollen endlich an das Glasfasernetz angeschlossen werden. Das alles wird man sehen können, andere Dinge gilt es final zu entscheiden, etwa: Wie geht es mit der Schule weiter? Das Projekt liegt auf Eis, die Gemeindekasse ist leer. Deshalb seien "kreative Lösungen" gefragt, so Haux. Auch das Stadtplanungskonzept soll unter Beteiligung der Bürger festgezurrt werden sowie die Pläne für das Tanklager-Gelände. Zuviel Programm sei das nicht, sagt der Bürgermeister. "Wir dürfen nicht anspruchslos werden und sollten uns weiter viel vornehmen." Zunächst aber gelte es, die Coronazeit zu überwinden und das Gewerbe dabei zu unterstützen. Der Bürgermeister will sich, sobald dies nach der Impfordnung möglich ist, gleich impfen lassen. Denn was ihm besonders gefehlt hat in diesem Jahr, das waren die Feste und Zusammenkünfte, vom kleinen Seniorenkreis bis zum großen Konzert. "Ich wünsche mir fürs neue Jahr, dass das Leben zurückkehrt", sagt er deshalb.

Pöcking

Das größte Projekt für das kommende Jahr in der Gemeinde Pöcking ist der Bau von zwei neuen Feuerwehrhäusern. Die bestehenden Feuerwehrhäuser in Pöcking und Maising entsprechen nicht mehr den Sicherheitsvorschriften. Im Ortsteil Maising sind die Planungen schon weit gediehen. Es muss nur noch das artenschutzrechtliche Gutachten abgewartet werden. Die Wiese am Ortseingang von Maising gehörte zum Bundeswehrgelände. Weil die Maisinger Wehr auch für den Brandschutz in der Maxhof-Kaserne zuständig ist, hat die Bundeswehr das Areal der Gemeinde kostenlos überlassen. In Pöcking indes dauern die Planungen länger, weil ein großes Dienstleistungszentrum auf einem bislang noch unbebautem Grundstück an der Weilheimer Straße geplant ist. Neben dem neuen Feuerwehrhaus soll der Bauhof angesiedelt werden. Die Deutsche Lebens-Rettungs-Gesellschaft (DLRG) würde ebenfalls gerne dort einziehen; denn es könnte Synergieeffekte mit der Feuerwehr geben, beispielsweise in den Bereichen Schulung und Fortbildung. Diese Planungen sind allerdings noch nicht konkret.

Es gibt auch Überlegungen, der DLRG das alte Feuerwehrhaus zu überlassen. Der erste Schritt zum geplanten Dienstleistungszentrum ist eine neue Straße zur Erschließung des Neubaus. Weitere Investitionen sind die energetische Sanierung der gemeindeeigenen Wohnungen am Kinibauerweg sowie die Verschönerung der Fassade des Mehrfamilienhauses im Bereich des Schauergrundstücks in Possenhofen. Die seit etwa 20 Jahren diskutierte Gestaltung des Raiffeisenplatzes soll nach Fertigstellung des Wohn- und Geschäftshauses ebenfalls in Angriff genommen werden. Ein Anliegen der Gemeinde ist der Bau eines Radwegs an der Seestraße zwischen Starnberg und Feldafing. Eine Machbarkeitsstudie ist schon beauftragt. Als Bürgermeistersprecher will sich Rathauschef Rainer Schnitzler dafür einsetzen, die Ziele der Nachbargemeinden und die Vorgaben der einzelnen Behörden untereinander zu koordinieren.

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Quelle:
SZ vom 02.01.2021
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