Zwangsversteigerung:Bahnhof Hechendorf: Lauter halbe Sachen

Testament Versteigerung Testamentsvollstrecker Nachlass

Den Zuschlag für die Hechendorfer Bahnhofshälte hat ein Feldafinger erhalten - vorerst.

(Foto: Alessandra Schellnegger)

Ein Feldafinger ersteigert die Hechendorfer Bahnhofshälfte für 517 000 Euro. Doch noch kann die Miteigentümerin Caroline Mühlfenzl den Höchstbietenden ausbremsen.

Von Astrid Becker und Christian Deussing

Die Zitterpartie um die Zukunft des Hechendorfer Bahnhofs geht weiter: Für 517 000 Euro ist zwar die Hälfte des Hechendorfer Bahnhofs mit Lokal, Praxis und Mietwohnungen am Dienstag in der Penzberger Stadthalle nach 39 Minuten unter den Hammer gekommen. Entschieden ist damit aber nichts. Denn der Feldafinger, der das Höchstgebot abgegeben hat, erhält den endgültigen Zuschlag erst, wenn klar ist, ob die Schuldnerin und Miteigentümerin des Gebäudes, Caroline Mühlfenzl, die Zwangsvollstreckung nicht doch mit einer Zahlung von 215 000 Euro verhindert. Eine Woche, bis 17. November, hat sie dafür Zeit.

Die Geschichte ist verzwickt. Nach Angaben der Rechtspflegerin Helene Willberger, die die Versteigerung leitete, hatte Caroline Mühlfenzl noch am Montagabend den Antrag gestellt, mit einer Überweisung von 215 000 Euro den Termin zur Zwangsversteigerung am Dienstag im letzten Moment aufzuheben. Dieses Ansinnen lehnte das Gericht aber ab, weil bislang der Betrag, der als Sicherheitsleistung zu verstehen ist, nicht bei der Landesjustizkasse in Bamberg eingegangen ist. Die Überweisung sei aber über eine Bank angekündigt worden. Deshalb gewährte das Gericht der Miteigentümerin des Hechendorfer Bahnhofs noch eine Übergangsfrist, die am 17. November ausläuft.

Das Verfahren in der Stadthalle in Penzberg gestaltete sich aber nicht nur aus diesem Grund äußerst spannend. Denn zunächst blieb wegen der langwierigen Formalien völlig unklar, ob der Versteigerungshammer überhaupt zum Einsatz kommen kann. Als klar war, dass Gebote entgegengenommen werden, zeigten gleich drei verschiedene Parteien Interesse an dem aufwendig sanierten historischen Gebäude, zu dem noch vier unbebaute Flurstücke auf dem 651 Quadratmeter großen Areal in der Gemeinde Seefeld gehören. Den Verkehrswert der Immobilie hatte ein Sachverständiger auf 705 000 Euro taxiert. Das Mindestgebot in der Versteigerung selbst lag bei 339 880 Euro.

Den Zuschlag für 517 000 Euro erhielt ein Feldafinger, der seinen Namen nicht in der Zeitung lesen will. Sein Gebot liegt knapp 200 000 Euro unter dem Verkehrswert. Dem Vernehmen nach soll er sich beruflich mit Grundstücksverwertung befassen. Welche Absichten und Pläne er mit dem Hechendorfer Bahnhof hat, ist völlig offen. Er wollte sich dazu nicht äußern. Für die Gemeinde Seefeld dürfte dies aber entscheidend sein.

Hechendorf Bahnhof, Gasthof Eatery

Nach einer aufwendigen Sanierung ist der Bahnhof 2018 wiedereröffnet worden.

(Foto: Georgine Treybal)

Bürgermeister Klaus Kögel zeigte sich am Dienstag überrascht, dass das Gebäude zumindest vorläufig tatsächlich versteigert worden ist. Er hatte fest damit gerechnet, dass der Termin noch abgesagt wird. "Sollte es nun einen neuen Miteigentümer geben, müssen wir uns so schnell wie möglich ins Benehmen setzen, was er eigentlich vorhat", so der Rathauschef. Eines allerdings ist schon klar: Das Gericht stellte bereits fest, dass "Rechte und Pflichten" der Lokalpächter und Wohnungsmieter auch bei einem neuen, anteiligen Eigentümer unberührt blieben. Das gelte auch für die acht Parkplätze der Gemeinde vor dem Areal an der Bahnhofstraße.

Noch hat Caroline Mühlfenzl aber eine Woche Zeit, den anteiligen Eigentumswechsel zu verhindern. Dem Vernehmen nach hatte die Zwangsvollstreckung ein US-Bürger angestrengt und einen Titel gegen Mühlfenzl erwirkt, die in Luxemburg gemeldet ist. Der Gläubiger soll von der 55-Jährigen mehrere Hunderttausend Euro fordern. Ein Teil davon soll aber bereits angezahlt worden sein.

Zur SZ-Startseite
Sound of Munich Now

München heute
:Inzidenz zu niedrig: Bundeswehr hilft beim Zählen / Sound of Munich Now

Nachrichten und Lesenswertes aus der Stadt.

Lesen Sie mehr zum Thema

Jetzt entdecken

Gutscheine: