Landkreis Starnberg:Grüne verzeichnen Mitglieder-Rekord - plus 20 Prozent

Nach dem guten Ergebnis bei der Landtagswahl und 44 neuen Mitgliedern in diesem Jahr will der Kreisverband an zentraler Stelle eine Geschäftsstelle einrichten.

Von Christian Deussing

Nach dem berauschenden Wahlerfolg bei der Landtagswahl im Oktober befinden sich die Grünen im Landkreis Starnberg weiter im Aufwind. Allein in diesem Jahr verzeichnete die Partei 44 neue Mitglieder im Fünfseenland - ein Anstieg um 20 Prozent. Damit zählt der Starnberger Kreisverband inzwischen 245 Mitglieder - ein Rekord. Diese Entwicklung zeichnete sich bereits vor der Landtagswahl ab. Das sei "unglaublich", freute sich Kreisvorsitzende Kerstin Täubner-Benicke am Donnerstagabend bei der Grünen-Kreisversammlung in der Gaststätte "Augustiner" in Wörthsee. Sie lud die 29 Mitglieder, die erschienen waren, zu Glühwein und Kinderpunsch ein.

Dennoch wollen sich die Grünen von den Erfolgen und als zweitstärkste politische Kraft in Bayern - allerdings ohne direkt an der Macht beteiligt zu sein - nicht blenden lassen. "Wir müssen den Schwung auch für die kommende Europawahl mitnehmen und uns noch besser aufstellen", mahnte Täubner-Benicke. Damit diese Dynamik auch noch sichtbarer und die Schlagkraft erhöht werden, schlug der Kreisvorstand der Basis vor, ein zentrales Büro für alle Ortsverbände einzurichten. Sinnvoll wäre es, diese Geschäftsstelle mit einer "bezahlten professionellen Bürokraft" in der Kreisstadt Starnberg, wo auch die Zeitungsredaktionen ansässig seien, zu gründen, hieß es dazu.

Es gebe derzeit einige leer stehende interessante Objekte in Starnberg, worauf Bezirksrätin Martina Neubauer verwies. Aber auch Gilching oder anderswo wäre ein Büro denkbar, meinten einige Mitglieder. Zumindest wären dort die Mieten wohl günstiger. Zwei Kriterien sind aus Sicht der Kreisräte Peter Unger aus Gilching und Anton Maier aus Feldafing aber zwingend: Die Geschäftsstelle muss Anlaufstelle für Bürger und auch gut mit Bus oder S-Bahn erreichbar sein. Das Parteibüro soll als "Experiment" in den nächsten fünf Jahren installiert und dabei bald der Standort geklärt werden. Diesem Plan stimmten 24 der Mitglieder zu, zwei lehnten ihn ab, drei enthielten sich.

Das Thema Büro hängt natürlich auch damit zusammen, dass Anne Franke wieder für den Starnberger Kreisverband in den Landtag eingezogen ist. Die Gautingerin will ihre Arbeit als Abgeordnete offensiv vermitteln - zum Beispiel mit kritischen Anfragen an die Staatsregierung (siehe Kasten) oder als Sprecherin der Grünen für Forschung und Friedenspolitik. Zudem ist Franke, die schon vor einigen Jahren als Nachrückerin im Maximilianeum gewesen war, dort Mitglied im Europa- und Petitionsausschuss.

Die Abgeordnete forderte in der Versammlung die Parteifreunde auf, ihr Hinweise aus dem Landkreis zu geben - etwa zu Verkehrsfragen, sozialen Problemen und zu Bauprojekten - damit sie diese im Landtag vorbringen könne. Zum Beispiel mit Anfragen an die CSU/FW-Koalition, die "ehrlich und wahrheitsgemäß" antworten müsse, wie Franke betonte. Sie verwies hierbei auf die "Arbeitserlaubnis für Asylsuchende" oder die "Rückforderungen von Kita-Zuschüssen".

Ein anderes Thema, das ihn maßlos ärgere, sprach Unger an: Der Jubel über die Starnberger und Gilchinger Westumfahrungen, die den "Kohlendioxid-Ausstoß erhöhen und das Klima kaputt machen". Das sei auch ein Beitrag dazu, dass der Meereswasserspiegel ansteige, warnte Unger. Damit die Botschaften der Grünen noch mehr Menschen auch in diesem Boom-Landkreis erreichen, werden in der ersten Januarwoche blau-gelbe Faltkarten an 32 000 Haushalte verschickt. Die Aktion kostet rund 4000 Euro, was für den Kreisverband finanziell kein Problem darstellt. Bei diesen Neujahrsgrüßen werden die Bürger unter anderem dazu aufgefordert, Veranstaltungen der Grünen zu besuchen und mitzumachen - um auf die "grüne Seite der Macht" zu kommen. Auch das zeigt, wie selbstbewusst die Ökos geworden sind.

Zur SZ-Startseite

Lesen Sie mehr zum Thema

Jetzt entdecken

Gutscheine: