Saatkrähen:Mit Geschrei gegen die Ruhestörer

Saatkrähe,Saatkrähe (sicher, da am Schnabel hinten weiß)

Saatkrähen können ziemlich lästig werden, wenn sie in großen Schwärmen auftreten.

(Foto: Günther Reger)

Gilching will die geschützten Vögel mit abgespielten Angstrufen von Artgenossen vergrämen, der Kreisvorsitzende des LBV lehnt die Aktion ab.

Von Christian Deussing

Mit abgespielten Angstschreien von Artgenossen und der Entfernung von Nestern will Gilching die geschützten Saatkrähen (Corvus frugilegus) im Altdorf vergrämen. Denn die Vögel fühlen sich am Friedhof St. Vitus in einer großen Kolonie zunehmend heimisch. Die Aktion, der der Gemeinderat jetzt mit deutlicher Mehrheit zugestimmt hat, gehört zu einem interkommunalen "Saatkrähen-Management", das mit den Gemeinden Puchheim, Eichenau, Gröbenzell, Olching und der Stadt Germering abgestimmt ist.

Am Friedhof im Gilchinger Altdorf wurden im Vorjahr 79 Brutpaare gezählt, im Jahr zuvor waren es nur 29 gewesen. Die zweite Hauptkolonie befindet sich mit 69 Brutpaaren in der Tabuzone des Gewerbegebietes Süd und Friedrichshafener Straße, wo die Saatkrähen nicht vergrämt werden dürfen. Allerdings sei dort der Bestand um 64 brütende Paare geschrumpft - sie könnten zum Friedhof St. Vitus umgezogen sein, wie Christine Hammel vom Amt für Umwelt und Energie in Gilching vermutet.

Die intelligenten Krähen gelten vor allem in der Brutzeit für nicht wenige Bürger als nervtötende Ruhestörer, die belastend seien. So sollen sich die Beschwerden aus dem Altdorf sowie von Friedhofsbesuchern und Trauergästen häufen. Der Friedhof sei eine "Kulturstätte", wo die Krähen nicht hingehörten, sagte Vize-Bürgermeister Martin Fink (CSU) in der Ratssitzung. Mit der Vergrämung will die Gemeinde bis mindestens Ende März die Saatkrähen in den genannten Tabubereich im südwestlichen Gemeindegebiet zurückführen. Doch dem Rathaus ist die Gefahr bewusst, dass das Verjagen zu Splitterkolonien im Ortsbereich führen könnte - doch eben dieser Effekt soll vermieden werden.

Die geplanten Vertreibungen seien deshalb kontraproduktiv und zersplitterten die Population, mahnt Peter Unger. Der Grüne verwies auf Rosenheim und Bad Aibling, wo die Vergrämungskonzepte gescheitert seien. Man sollte mit diesen geschützten Vögeln leben und sie in Ruhe lassen, zumal ihr Bestand in Gilching im vorigen Jahr insgesamt sogar zurückgegangen sei. Unger bezieht sich auf Angaben aus dem Rathaus, wonach 2019 mit fast 300 Brutpaaren der Höchstwert erreicht worden sei, aber 2021 nur noch 211 Saatkrähenpaare im Gemeindegebiet gezählt wurden.

In einer E-Mail an Gilchings Bürgermeister Manfred Walter (SPD) hat der Kreisvorsitzende des Landesbundes für Vogelschutz (LBV), Stefan Schilling, das Rathaus noch gebeten, die Entscheidung zu überdenken und zu vertagen. Lärmbelästigung durch die Saatkrähen sei zwar das häufigste Argument von Anwohnern, aber sie trete nur während der Brutzeit auf und sei daher eine "temporäre und überschaubare Belästigung". Und nachts gebe es überhaupt keine Störungen, betont Schilling.

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