Energiekrise:Christbäume mit Zeitschaltuhr

Energiekrise: Bald montieren Mitarbeiter des Starnberger Bauhofs wieder die Weihnachtssterne. In der Kreisstadt fällt der Lichterglanz heuer allerdings etwas sparsamer aus als in den vergangenen Jahren.

Bald montieren Mitarbeiter des Starnberger Bauhofs wieder die Weihnachtssterne. In der Kreisstadt fällt der Lichterglanz heuer allerdings etwas sparsamer aus als in den vergangenen Jahren.

(Foto: Franz Xaver Fuchs)

Angesichts steigender Strompreise fällt die Weihnachtsbeleuchtung in einigen Orten im Landkreis Starnberg in der Adventszeit diesmal etwas sparsamer aus.

Von Michael Berzl

Die Sparappelle angesichts steigender Energiekosten zeigen Wirkung. Um den Stromverbrauch zu senken und Ressourcen zu schonen, verzichten einige Gemeinden im Landkreis Starnberg heuer in der Adventszeit zumindest teilweise auf eine Weihnachtsbeleuchtung, etwa in Starnberg, Gauting und Pöcking; dort wurden entsprechende Beschlüsse schon gefasst. In anderen Kommunen wie Feldafing und Herrsching stehen die Abstimmungen noch bevor. Wer sich in den Rathäusern umhört, erfährt aber auch, dass das Einsparpotenzial gar nicht so groß ist. Vielmehr geht es vor allem darum, ein Zeichen zu setzen. Daher werden im Würmtal und im Fünfseenland heuer ein par Girlanden und Sterne weniger über den Straßen montiert. So ganz will aber doch fast niemand auf stimmungsvollen Lichterglanz verzichten.

Zum Beispiel in der Stadt Starnberg. Schon im August hatte dort der Ferienausschuss einstimmig eine Reihe von Einsparungen beschlossen, teilt Rathaussprecherin Marie Babst mit. Dazu zählt die reduzierte Weihnachtsbeleuchtung, die sich heuer auf den Kirchplatz beschränkt und nur während des Christkindlmarktes, der Weihnachtsfeiertage, an Silvester und an Heilig Drei König eingeschaltet wird.

Die Christbäume in Gauting sind nur von 16 Uhr bis Mitternacht beleuchtet

In Gauting hat sich der Gemeinderat mit großer Mehrheit zu einem Kompromiss durchgerungen. Auf die Lichterketten über der Bahnhofstraße wird demnach erstmals verzichtet. Die Christbäume in Stockdorf, Oberbrunn, Unterbrunn und Buchendorf werden jedoch weiterhin beleuchtet; allerdings nur von 16 bis 24 Uhr. Gesteuert wird das mit einer Zeitschaltuhr. Auch am Christkindlmarkt im Ort soll es wie in den vergangenen Jahren eine feierliche Beleuchtung geben.

Das Umweltamt im Rathaus hat Kosten und Verbrauch ausgerechnet. Für das Anbringung der Lichterketten über den Straßen wurden demnach im vergangenen Jahr 11 400 Euro bezahlt. Den Strom bezahlt der Gewerbeverband "Zusammen für Gauting". Etwa 350 Kilowattstunden werden an 38 Tagen für 44 Leuchtsterne über der Bahnhofstraße verbraucht, berichtet Wilhelm Rodrian. Der Stromverbrauch der Lichterketten an den Christbäumen in Gauting und seinen Ortsteilen beträgt demnach etwas mehr als 2000 Kilowattstunden.

Ein Teilverzicht gilt auch in der Gemeinde Pöcking. Demnach werden die Weihnachtssterne nur in reduzierter Anzahl ausschließlich in der Ortsmitte von der Metzgerei Lutz bis zum Raiffeisenplatz angebracht, teilt Anja Liebenthal mit, die die Finanzverwaltung im Rathaus leitet. Ebenso wie in Gauting sollen die Lichterketten an den Christbäume in allen Ortsteilen mit Zeitschaltuhren ausgestattet werden, so dass sie jeweils von 17 bis 22 Uhr leuchten. Das hat der Hauptausschuss in der vergangenen Woche beschlossen. Für die komplette Weihnachtsbeleuchtung werden ausschließlich LED-Leuchtmittel verwendet. Die Gemeinde Pöcking bemühe sich aktuell darum, Energieeinsparpotentiale für alle gemeindlichen Liegenschaften zu eruieren, teilt Liebenthal mit.

Feldafings Bürgermeister will ein Zeichen setzen und auf einen Teil der Sterne verzichten

Der Feldafinger Bürgermeister Bernhard Sontheim strebt ebenfalls eine Kompromisslösung an, die er an diesem Dienstag dem Gemeinderat vorschlagen will. Zwar werden die an den Masten der Straßenbeleuchtung befestigten Weihnachtssterne ohnehin mit LED-Lampen betrieben, die wenig Strom verbrauchen, aber der Bürgermeister meint: "Es wäre kein gutes Zeichen, weiterhin die ganze Ortsmitte zu beleuchten". Daher sollte nach seiner Vorstellung nur ein Teil der Sterne angebracht werden: nicht mehr auf der ganzen Strecke vom Kirchplatz bis zum Rathaus, sondern nur noch das Stück von der Alten Post bis zum Rathaus. Auch in Herrsching steht eine Entscheidung noch bevor; der Gemeinderat werde sich in seiner nächsten Sitzung in einer Woche damit beschäften, teilte Rathaussprecherin Katrin Engelhardt mit.

Dass es weniger um echte Spareffekte als vielmehr um ein Zeichen geht, machte der Gilchinger Bürgermeister Manfred Walter in der Bürgerversammlung in der vergangenen Woche deutlich. Er spricht von einer "Vorbildfunktion", welche die Gemeinde übernehme. Einmütig hatte sich der Umweltausschuss für etwas weniger Beleuchtung ausgesprochen, die auch seltener als bisher üblich eingeschaltet werden soll. Lediglich an den Adventswochenenden, zu den Weihnachtsfeiertagen und am Weihnachtsmarkt wird eine "zurückhaltende", stimmungsvolle Beleuchtung eingesetzt, wie es in dem Beschluss heißt. An diesen Tagen würden die Weihnachtsbäume und auch der Marktplatz beleuchtet. Eine spürbare Senkung von Stromkosten erwartet sich der Bürgermeister davon aber nicht. Nach Angaben des Umweltamts im Rathaus geht es um einen niedrigen dreistelligen Betrag, zumal ohnehin schon die sparsamen LED-Lampen verwendet werden. Es geht der Gemeinde also nicht darum, Kosten zu sparen sondern vielmehr darum, ein Zeichen der Solidarität zu setzen.

Weihnachtliche Traditionen, die "die Herzen wärmen"

In Weßling hat sich das Thema ohnehin erledigt. "Wir haben so gut wie keine Weihnachtsbeleuchtung", teilt Sandra Herbst von der Gemeindeverwaltung mit. Nur eine kleine Eibe vor dem Rathaus werde mit einer einzigen Lichterkette versehen. Da geht das Einsparpotenzial tatsächlich gegen Null. Ganz anders sieht das bei der Straßenbeleuchtung aus, die auf LED umgestellt wurde. Etwa 60 Prozent der insgesamt 710 Leuchten seien bereits ausgetauscht. Für die Umstellung der übrigen Leuchten wurden vor etwa einem Jahr Fördermittel beantragt. Sobald die Zusage vorliegt, geht der Austausch weiter. Mit der Umstellung werden pro Leuchte 75 Prozent der Energie eingespart. Die Leuchten werden nachts zudem ab 22 Uhr auf 50 % der Helligkeit gedimmt.

Auch in der Gemeinde Wörthsee gibt es kaum Einsparpotential bei stimmungsvoller Beleuchtung im Ort. Dort wurden noch nie öffentliche Gebäude, Kirchen oder Denkmäler nachts angestrahlt, wie Bürgermeisterin Christel Muggenthal mitteilt. Die nach ihren Worten "in der Höhe bescheidenen Christbäume" vor dem Rathaus und vor der Grundschule würden jedoch wieder mit LED-Kerzen beleuchtet. "Wir glauben, dass weihnachtliche Traditionen Erwachsenen und Kindern wichtig sind, weil sie die Herzen wärmen", erklärt die Bürgermeisterin. Deshalb werde gerade in diesen Zeiten diese Tradition erhalten, genauso wie der Christkindlmarkt am zweiten Adventswochenende.

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