Landkreis Starnberg:Diese Kirche ist zu gefährlich zum Beten

Breitbrunn Kirche

Verschlossene Tür: Die Heilig-Geist-Kirche in Breitbrunn darf nicht mehr betreten werden. Es herrscht Einsturzgefahr. Für die Gemeindemitglieder kam die Nachricht überraschend.

(Foto: Georgine Treybal)

Für die Holzkonstruktion wurde der gleiche Leim verwendet wie bei der eingestürzten Eissporthalle in Bad Reichenhall. Jetzt wurde das Gotteshaus im oberbayerischen Breitbrunn geschlossen.

Von Patrizia Steipe, Breitbrunn

Die Heilig-Geist-Kirche in Breitbrunn ist wegen Einsturzgefahr gesperrt. Diese Nachricht kam für die Katholiken in der Herrschinger Pfarrgemeinde völlig überraschend. Pfarrer Simon Rapp hatte die Hiobsbotschaft den Gläubigen in einem Gottesdienst mitgeteilt. Den Bauausschuss hat Bürgermeister Christian Schiller nun informiert.

Die Diözese Augsburg hatte die Sperrung kurzfristig veranlasst. Den Grund nennt der Breitbrunner Bauunternehmer Hans-Ulrich Greimel, der auch Vorsitzender des Kapellenvereins ist: "Bei der Heilig-Geist-Kirche wurde der gleiche Leim verwendet wie bei der eingestürzten Eissporthalle in Bad Reichenhall", berichtet er. Dort war im Januar 2006 das Holzdach eingestürzt; 15 Menschen kamen dabei ums Leben. Die Leimfugen in den Dachbalken hatten wegen der Feuchtigkeit ihre Klebewirkung verloren.

Breitbrunn Kirche

Breitbrunn Kirche Breitbrunn Kirche. Foto: Georgine Treybal

(Foto: Georgine Treybal)

Nach dem Unglück hatte das Bistum Augsburg alle seine Bauwerke überprüfen lassen, die eine ähnliche Überdachung haben. Eines davon war die Breitbrunner Kirche Zum Heiligen Geist. Das Gotteshaus wurde 1971 geweiht. Der Architekt Theo Wieland hatte mit der überdimensionalen Dachwerkkonstruktion mit Leimbindern bewusst an ein Zelt erinnern wollen. "Das zeltförmige Kirchendach symbolisiert das pilgernde Gottesvolk, das im Geist Gottes unterwegs ist, noch nicht am Ziel", heißt es in einer kunsthistorischen Beschreibung.

Doch die Leimbinder, mehrere miteinander verklebte Holzlagen, stellen sich nun als problematisch dar. Seit dem Einsturz der Eissporthalle stehen sie unter Generalverdacht. In Breitbrunn habe sich der Verdacht vor kurzem erhärtet: "Es stellte sich leider heraus, dass für die Leimbinder zum Teil wasserlöslicher Holzleim verwendet wurde", berichtet Nicolaus Schnall, Stellvertretender Leiter der Pressestelle im Bistum. Solche Konstruktionen dürften eigentlich nicht ohne klimatechnische Überwachung bleiben. In einer weiteren Untersuchung wurden Bohrkerne an Trägern überprüft. Dabei hatten Experten der Technischen Universität München den Holzfaser-Bruchanteil bestimmt. Die schlechte Nachricht: "Die geforderten Werte konnten nicht nachgewiesen werden".

Akut einsturzgefährdet sei das Bauwerk wohl nicht, hofft Pfarrer Rapp. "Das Ganze ist mehr ein juristisches als ein statisches Problem, ergänzt er. Es finde sich niemand, der zum jetzigen Zeitpunkt die Haftung für das Gebäude übernehmen möchte, erklärte er. Im Fall der Heilig-Geist-Kirche in Breitbrunn handele es sich deswegen um eine "vorsorgliche Schließung", stimmte Nicolas Schnall zu. Laut Projektmanagement der Bischöflichen Finanzkammer "kann die Konstruktion aufgrund der vorliegenden Untersuchungsergebnisse aus heutiger Sicht nicht als standsicher eingestuft werden".

Damit die Kirche wieder geöffnet werden kann, müssen laut Bistumssprecher verschiedene Untersuchungen gemacht werden. Die Bohrkerne müssen genauer unter die Lupe genommen werden, die Bauwerkstatik muss mit den vorliegenden Ergebnissen aus den Bohrkernen verglichen und bewertet werden. Auf dem unbeheizten Dach muss ein klimatisches Monitoring-System installiert werden. Abhängig vom Ergebnis der Bauwerksstatik werden dann mehr oder weniger aufwendige Sicherungsmaßnahmen an dem Holzdach nötig sein. "Zum jetzigen Zeitpunkt kann aber noch keine Aussage über die Aufhebung der Schließung getroffen werden", bedauert Schnall.

Die Gottesdienste in Breitbrunn werden deswegen bis auf Weiteres vorübergehend in der alten Johanneskirche stattfinden, teilt Pfarrer Rapp mit.

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