Corona-Lockerung in Starnberg:So war der erste Tag im Biergarten

Biergärten dürfen wieder öffnen

Die Sonne spielt mit: Till und Pamela Weiß, die beiden Wirtsleute vom Augustiner am Wörthsee, freuen sich über den Andrang der Gäste am ersten Tag der Biergarten-Eröffnung.

(Foto: Franz Xaver Fuchs)

Auf Restaurant-Terrassen flitzen die Bedienungen, es duftet nach Steckerlfisch: Der Landkreis Starnberg macht den Anfang bei den Lockerungen, das rührt Gäste und Wirte. Das Wetter dürfte jedoch schon bald einen Strich durch die Rechnung machen.

Von Astrid Becker und Carolin Fries

Sie feiern diesen Moment regelrecht, haben dafür eigens die Lederhosen aus dem Schrank geholt: Seit Tagen schon fiebern Manfred Zankl und Christian Müller aus München dem Start in die Biergartensaison entgegen. Dass die erste Mass heuer in Krailling wenige Kilometer außerhalb der Landeshauptstadt in den weiß-blauen Himmel gehoben wir, stört sie wenig. In München darf die Außengastronomie inzidenzbedingt erst an diesem Mittwoch öffnen, vermutlich bei Regen. Im Landkreis Starnberg indes roch es bei sommerlichern Temperaturen von mehr als 25 Grad bereits am Montag nach Spareribs und Steckerlfisch - weshalb viele in die S-Bahn, aufs Fahrrad oder ins Auto stiegen.

"Sonne, a bisserl Wind, zartes Kastanienlaub": Das macht für Christian Müller das typische Biergarten-Gefühl aus. "Einfach schee", wie Miriam Trauner aus Fürstenfeldbruck sagt, die zusammen mit ihren Freunden diesen Urlaubstag in der Kraillinger Brauerei genießt. "Wir bleiben, bis es zu kalt wird oder bis es langt, mal schauen", sagt Manfred Zankl und lacht. Dass sie sich für ihren Besuch auf das Coronavirus haben testen lassen müssen, stört sie wenig. "Die Leute machen alles mit", bestätigt Sabri Konxheli. Die Restaurant-Terrasse für den Montagabend "hätte ich dreimal besetzen können", erzählt er. Seit Freitag stehe das Telefon nicht mehr still.

Biergärten dürfen wieder öffnen

Im Kraillinger Biergarten kommt wieder Freude auf bei Christian Müller (v.l.), Manfred Zankl und Miriam Trauner.

(Foto: Franz Xaver Fuchs)

"Eine Frau, die seit Jahren kommt, hatte heute Mittag Tränen in den Augen, so glücklich war sie, wieder hier essen zu können." Gerade für Menschen, die die Pandemie gezwungen habe, monatelang alleine zu essen, sei die Öffnung ein Segen. Denn: "Im Biergarten ist man nie alleine." Natürlich habe er Sorge gehabt, ob alles klappt mit den Auflagen und Regeln. Abstände, Masken und negative Tests, man habe sich keinen Fehler erlauben wollen. Deshalb sei er aufgeregt und angespannt wie schon lange nicht mehr gewesen. Konxhelis Fazit am Montagnachmittag: "Es ist eine Hürde, aber es ist machbar."

Till Weiß vom Augustiner am Wörthsee strahlt hingegen an diesem Montag übers ganze Gesicht: "Was für ein Glücksgefühl", sagt er. Furchtbar seien die vergangenen Wochen und Monate für ihn und seine Frau Pamela gewesen: "Wissen Sie, wenn Sie jeden Tag durch eine leere Wirtschaft gehen, dann macht das was mit Ihnen, da könnte man richtig depressiv werden."

An diesem Montag ist die Welt für ihn aber wieder in Ordnung: Schon für den Mittag hat er seine bediente Terrasse etwa dreimal ausgebucht, etwa 450 Gäste insgesamt haben seine Frau und die Servicekräfte da bedient. Sie haben alle Hände voll zu tun, wirken aber gut gelaunt. "Die haben regelrecht darauf gebrannt, wieder arbeiten zu können", sagt Weiß. Er selbst hat an diesem Tag die Rolle des "Grüß-Gott-Onkels" übernommen. An der Tür nimmt er die Gäste in Empfang, kontrolliert die Testergebnisse, wenn es sich um mehrere Hausstände handelt, die an einem Tisch Platz nehmen wollen. Denjenigen, die ihre Daten nicht in ein Handy einspeisen wollen, drückt er Papierformulare für die Erfassung von Namen und Adressen in die Hand.

Andere strecken ihm einfach die Luca-App hin. Schnell und einfach geht das: Den QR-Code scannen, der an mehreren Stellen vor der Wirtschaft hängt, auf die Taste "Selbst einchecken" drücken und schon läuft die Zeit - ein Prinzip, das den Apps ähnelt, mit denen man übers Handy Parkgebühren bezahlen kann. Wer das Lokal wieder verlässt, checkt dann mit einem Tastendruck wieder aus.

Größere Probleme habe es damit bisher nicht gegeben, erzählt Weiß. Auch nicht mit den Tests: "Zwei Drittel der Gäste an diesem Tag sind ohnehin Stammgäste, die waren einfach nur happy, wieder da sein zu können", sagt er - und just in diesem Moment, fast wie bestellt, verabschiedet sich eine ältere Frau bei ihm mit den Worten: "Ach Till, das alles - einfach ein Traum!" Wenig später rutscht einem anderen Gast, der gerade erst angekommen ist, beim Anblick der besetzten Tische auf der Terrasse, heraus: "Oh, ist das toll."

Das gehe die ganze Zeit so, erzählt der Wirt: "Die Gäste sind glücklich, und wir sind es auch. Endlich wieder arbeiten." Schon seit die Lockerungen für die Außengastronomie am vergangenen Dienstag bekannt geworden seien, habe sein Telefon unaufhörlich gebimmelt, "und alle wollten einen Tisch". Nur so viele wie vor der Pandemie, etwa 360 Plätze auf der Terrasse, hat er wegen der Abstandsregeln von eineinhalb Metern nicht: "Nur etwa die Hälfte", sagt er.

Auch am Montag klingelt Weiß' Handy laufend. Viele wollen noch für den Abend reservieren. Doch der Wirt muss absagen: "Wir sind ausreserviert." Auf die nächsten Tage vertröstet er die Gäste nicht, der Wetterbericht ist zu schlecht. Weiß hofft daher auf einen schönen Sommer: "Wir Wirte brauchen den Umsatz so dringend, sonst überleben wir den Winter nicht."

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