Süddeutsche Zeitung

Landkreis Starnberg:Berührungsängste abbauen

Lebenshilfe feiert 50-jähriges Bestehen mit Wanderausstellung

Von Laura Höring , Gilching

Ayman Mhsali ist mächtig stolz auf seine Arbeit und die seiner Mitschüler: "Ich freue mich sehr, dass wir diese Ausstellung auf die Beine stellen konnten und auch darauf, dass wir das Projekt bald in der Stadt präsentieren." Noch wenige Minuten zuvor ließ der Schüler mit Bandkollegen Erik Berthold und Erik Flierl im Foyer des Gilchinger Rathauses ungewohnte Klänge ertönen: Das Trio performte eine Mischung aus Gitarre, Perkussion und Gesang und brachte Schwung in den Verwaltungssitz, der in den letzten Monaten auf derartige Veranstaltungen verzichten musste. Hierüber freute sich auch Bürgermeister Manfred Walter (SPD): "Endlich sind wieder Leben und Kunst im Haus."

Die musikalische Darbietung war Teil der Ausstellungseröffnung anlässlich des 50-jährigen Bestehens der Lebenshilfe Starnberg. Zwar feierte die Einrichtung bereits im Januar den Beginn ihres Jubiläumsjahres, pandemiebedingt musste die Eröffnung jedoch verschoben werden. Das Konzept wurde trotzdem wie geplant umgesetzt: Die Wanderausstellung zeigt bis Ende Juli Impressionen der Arbeit der Lebenshilfe sowie ein von Schülern der Franziskus-Schule gestaltetes Kunstprojekt.

Unter dem Titel "Mia kean zamm" sind auf Leinwänden Selbstporträts der Schüler der Franziskus-Schule zu sehen, die diese zuvor im "Street-Art-Style" im Kunstunterricht gestaltet haben. So machen die jungen Menschen auf die Belange von Menschen mit Behinderung aufmerksam. "Wir erleben immer wieder, dass Menschen nicht wissen, wie sie sich verhalten sollen, wenn sie auf Menschen mit Behinderung treffen", sagt Kunstlehrerin Heike Longeron. Um Berührungsängste abzubauen, wollen die jungen Menschen die Aktion auch in die Stadt tragen: Am 14./15. Juli ist eine Kreide-Graffiti-Aktion an Plätzen und Straßen Starnbergs geplant. Ziel ist es, mit Passanten ins Gespräch kommen.

Parallel geben Informationstafeln Einblick in die Geschichte der Lebenshilfe. Gegründet wurde sie 1971, da es bis dato keine geeigneten Einrichtungen für Kinder mit Behinderung im Landkreis gab. "Wir haben uns von einem provisorischen Elternverein zu einer wichtigen Unterstützung und Anlaufstelle in Starnberg entwickelt", sagt Geschäftsführerin Edith Dieterle. Im September 1971 öffnete etwa die erste Sonderschule für geistig und körperlich behinderte Kinder in Garatshausen. Heilpädagogische Kindergärten und ein Hort folgten in den 80er-Jahren. Mittlerweile betreuen 300 Mitarbeiter etwa 900 Menschen in 17 Einrichtungen.

Die Corona-Pandemie hat die Arbeit der Lebenshilfe vor Herausforderungen gestellt. "Vor allem die massive Reduktion der Kontakte und die fehlende Möglichkeit, zur Schule oder Arbeit zu gehen, war für viele sehr schwierig", so Dieterle. Umso mehr freut sie sich, dass die Ausstellung endlich eröffnet werden konnte. Das musikalische Rahmenprogramm ist auf einer CD nachzuhören, die Musiker Berthold mit Schülern der Franziskus-Schule Starnberg und der Heilpädagogischen Tagesstätte aufgenommen hat. Sie soll Ende Juli erscheinen.

Die Ausstellung ist anschließend zu sehen: Kreissparkasse Starnberg (16.9.-7.

Bestens informiert mit SZ Plus – 4 Wochen kostenlos zur Probe lesen. Jetzt bestellen unter: www.sz.de/szplus-testen

URL:
www.sz.de/1.5343806
Copyright:
Süddeutsche Zeitung Digitale Medien GmbH / Süddeutsche Zeitung GmbH
Quelle:
SZ vom 07.07.2021
Jegliche Veröffentlichung und nicht-private Nutzung exklusiv über Süddeutsche Zeitung Content. Bitte senden Sie Ihre Nutzungsanfrage an syndication@sueddeutsche.de.