Starnberg:Asbest im Kindergarten

Starnberg: Im Trinkwasser des Kindergartens wurden Legionellen entdeckt.

Im Trinkwasser des Kindergartens wurden Legionellen entdeckt.

(Foto: Lino Mirgeler/dpa)

Eltern entdecken kaputte Fliesen, das Obergeschoss von St. Christophorus in Percha wird gesperrt. Zum allem Überfluss muss die Kita auch noch mit Bakterien im Trinkwasser kämpfen.

Von David Costanzo

Eltern sind besorgt: Im katholischen Kindergarten St. Christophorus in Percha sind gefährliche Schadstoffe gefunden worden. Ende vergangenen Jahres habe eine Prüfung Asbest im Boden des Obergeschosses sowie im Keller ergeben, bestätigt Bettina Göbner, Sprecherin des Erzbischöflichen Ordinariats in München. Zudem seien bei einer Routineuntersuchung im Wasser Legionellen-Bakterien und eine leichte Belastung mit dem Metall Nickel entdeckt worden. Die Erzdiözese hat das Gesundheitsamt eingeschaltet. Eine Gefahr für die 50 Kinder und ihre Erzieherinnen habe nicht bestanden, sagt Sprecherin Göbner. Die Eltern sind vergangene Woche mit einem Rundschreiben informiert worden.

Die Problematik ist allerdings schon wesentlich länger bekannt: Bereits im Sommer hätten sich im Obergeschoss Fliesen im Gang und in einem Raum gelöst, der als Atelier genutzt werde, berichtet die Ordinariatssprecherin. Im angrenzenden Turnraum liege zwar ein anderer Boden, aber darunter befänden sich vermutlich die gleichen Fliesen. Der Kindergarten und auch die Kirchenverwaltung hätten zunächst keinen Verdacht geschöpft und einen Teppich über den kaputten Boden gelegt, erklärt Göbner. Die Verantwortlichen seien wohl davon ausgegangen, dass die Schäden behoben würden, wenn das Obergeschoss in nächster Zeit für eine Hortgruppe umgebaut werde. Die Erzdiözese sei zu diesem Zeitpunkt offenbar nicht informiert worden.

Vor Weihnachten jedoch hätten Eltern unter den Teppich geblickt - und Böses geahnt. Ein Experte sei eingeschaltet worden, der den Kindergarten auf Asbest untersuchte. Seitdem ist laut Ordinariat das gesamte Obergeschoss gesperrt. Fündig sei der Experte auch im Keller geworden. Dabei ist die letzte Renovierung der Räume nur wenige Jahre her: Als das Haus im Jahr 2006 sein 40-jähriges Bestehen feierte, freute sich Pfarrer Piotr Wandachowicz laut Homepage der Pfarrei über den "schönen, neu renovierten Kindergarten".

Der Experte habe der Kirche attestiert, dass für die Kinder keine Gefahr bestanden habe, da es keine "mechanische Einwirkung" auf die Fliesen gegeben habe, sagt Göbner. Sprich: Kein Kind hat auf den Boden eingehämmert. Laut Tüv Süd, auf dessen Informationen der Kindergarten verweist, besteht die Gefahr beim Asbest im Freisetzen feinster Fasern in die Luft. Werden diese eingeatmet, kann das Krebs begünstigen.

Kommende Woche werde es eine Begehung mit einem Architekten und einer Baufirma geben, sagt Göbner. Danach würden die Eltern zum Informationsabend eingeladen. Ein Termin für die Sanierung steht noch nicht fest. Auch während der Arbeiten werde jede Gefahr für die Kinder ausgeschlossen.

Zu allem Überfluss kämpft der Kindergarten auch noch mit einem Legionellenproblem: Diese seien bei einer Routineprüfung gemessen worden, bei der darüber hinaus Nickel im Wasser gefunden worden sei, sagt die Ordinariatssprecherin. Zum Trinken und für den Tee gibt es seitdem nur noch Wasser aus Flaschen. Jeden Tag vor Kindergartenbeginn lassen die Erzieherinnen zehn Minuten lang das Wasser sehr heiß für zehn Minuten laufen, um das stehende Wasser abzulassen und die Bakterien abzutöten. Und das bei geöffneten Fenstern - denn auch hier kann das Einatmen feinster Tröpfchen in der Luft gefährlich sein und zu einer Lungenentzündung führen. Laut Erzdiözese soll eine Gefährdungsanalyse erstellt werden, um weitere Schritte planen zu können.

Auf absehbare Zeit könnte es auch zu einem Umbau kommen: Die Stadt Starnberg hat laut Erzbischöflichem Ordinariat angefragt, ob im Obergeschoss eine Hortgruppe untergebracht werden kann. Dazu müsste eine derzeit nicht genutzte Wohnung neben dem Turnraum für die Betreuung der Kinder nach dem Unterricht umgebaut werden, sagt Göbner. Da dann auch Fragen des Brandschutzes zu klären seien, könne es auf eine große Sanierung hinauslaufen.

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