Kurzkritik:Frauen, Teufel, Alkohol

Weltpremiere: Peter Schneider und Oliver Mally spielen im "Spetacel"

Von Armin Greune, Inning

Dieses Duokonzert sei "das Resultat harter Probenarbeit", versichert "Sir" Oliver Mally zu Beginn treuherzig. Vor der Pause verrät das Blues-Urgestein aus der Steiermark freilich noch: "In keiner Musikrichtung wird so viel gelogen wie im Blues." Das erklärt dann auch, wieso er im angeblich intensiv einstudierten Programm auf Peter Schneiders Soli immer wieder mit spontanem Entzücken reagiert: Mal muss Mally freudig auflachen, mal entfährt ihm ein "Oh Man", dann schüttelt er nur noch grinsend den Kopf.

Auch das Publikum im "Spectacel" teilt seine Begeisterung: Was Schneider in improvisierten Instrumentalparts wie beiläufig von den Gitarrensaiten pflückt, ist schon ein besonderer Genuss. Egal, ob er nur ein paar schüchtern wirkende, minimalistische Schnörkel zu Mallys Song beisteuert, per Bottleneck ganze Arien voller fein abgestimmter Glissandi erklingen lässt oder rasende Fingerfertigkeit aufblitzt: In jedem Ton ist die Klasse des Münchner Gitarristen zu hören. Ob das auf harte Probenarbeit zurückzuführen sei, verriet Schneider nicht, seine Sprechrolle beschränkte sich an diesem Abend auf drei Sätze. Sicher aber sind seine instrumentellen Fähigkeiten das Resultat fast 40-jähriger Erfahrung: Mit 18 ging er nach Brasilien, um Musik zu studieren, mit 20 Jahren wurde er in Bayern als Gitarrist von Willy Michl bekannt. Schneider begleitete Marius Müller-Westernhagen, Konstantin Wecker und Ike Turner in den USA; wieder daheim gründete er 1997 die Stimulators, die sich seither einen soliden Ruf als mitreißende Liveband erspielten.

Mit Mally saß ihm in Inning ein ähnlich routinierter Haudegen zur Seite, der unter anderem bei Louisiana Red, John Mooney, und Sugar Blue Meriten sammelte. Vor allem aber tourte er bis zum Herbst 25 Jahre lang mit eigener Band durch die Lande. Dass die den Namen Blues Distillery trug, ist durchaus bezeichnend: Mallys Song "You can't beat the devil, but you can kick his ass sometimes" zählte zum Refrain "Fill My Cup" Dutzende Wkisk(e)y-Labels auf. So hatte auch der Wirt ein Einsehen und lieferte regelmäßig befüllte Gläser an der Bühne ab. "Frauen, der Teufel und Alkohol sind meine Kernkompetenzen, sagt Peter," sagt Mally. Komposition zählt auch dazu, wie seine Songs beweisen, die oft wie waschechte Americana klingen.

Doch Mallys wahre Berufung ist der Gesang: Seine Stimme verströmt sonore Wärme, changiert zwischen samtweichen Timbre und angerauten Akzenten. Das passt perfekt zu Schneiders coolem Understatement: Kaum zu glauben, dass dieses Paar erstmals gemeinsam auftrat. Im "Spectacel", wo der Himmel voller Gitarren hängt, sind die graumelierten Herren jedenfalls stets wieder willkommen.

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