Auf so manchem Dampfer der weiß-blauen Flotte und an so manchem besonderen Ort im Landkreis wie der Roseninsel und dem Kurparkschlösschen in Herrsching kann man bekanntlich standesamtlich heiraten. In den Rathäusern des Fünfseenland geht das natürlich auch. Wer es bei diesem möglicherweise einmaligen Anlass gern besonders feierlich hat, der entscheidet sich oft für eine kirchliche Trauung - auch dann, wenn er sonst nicht zu den regelmäßigen Kirchgängern zählt.
Jetzt allerdings gibt es im Landkreis etwas Einzigartiges, und zwar in Berg. Dort können Brautpaare künftig im Rathaus kirchlich heiraten. Was? Wie soll das gehen? Bevor jetzt die Pfarrer kollektiv aufschreien, sei gesagt, dass es sich nicht um eine kirchliche Trauung im herkömmlichen Sinn handelt - so mit Geistlichem, Orgelmusik und jeder Menge Weihrauch. Die Kirche der Berger ist nämlich besonders klein. Gerade mal zwei Leute finden darin Platz. Seit Neuestem steht sie im Trauzimmer der Gemeinde.
Der Berger Bildhauer Hans Panschar hat das begehbare Kunstwerk entworfen, gefertigt und jetzt der Gemeinde Berg geschenkt. Rathauschef Rupert Steigenberger ist happy über das "großzügige" Geschenk. "Ich habe mich wahnsinnig darüber gefreut", sagte er zur SZ. Man muss wissen, dass Steigenberger ein echter Panschar-Fan ist. Er hat auch selbst ein dreiteiliges Werk des Bildhauers.
Von der Hausboot-Schaukel zur Johannes-Kapelle
Das Grundkunstwerk hatte Panschar schon vor etlichen Jahren gefertigt. Es glich damals einer Art Hausboot, schaukelte sanft hin und her, wenn man darin Platz nahm, und stand in seinem Atelier in Allmannshausen. Danach wurde es mehrfach für verschiedene Anlässe umgearbeitet. Bis der Bildhauer kürzlich anlässlich der diesjährigen 1200-Jahr-Feier der Gemeinde auf die Idee kam, es zur kleinen historischen Kirche St. Johannes umzugestalten. Denn vor ziemlich genau 1200 Jahren, am 5. April 822, wurde das Johannes-Kirchlein in Oberberg erstmals urkundlich erwähnt - und damit auch Berg.
Ach ja, Mitarbeitergespräche ließen sich darin natürlich auch gut führen, findet Steigenberger.