Kunst:Stein um Stein

Kunst: Kunst im Rohbau: Anlässlich des Richtfestes für das neue Caritas-Gebäude präsentierte Architektin Michaela Weiss (rechts) den Initiatoren Klaus Heinecke, Annette Kozo und Frank Höpner (von links) das Mosaik in neuem Glanz.

Kunst im Rohbau: Anlässlich des Richtfestes für das neue Caritas-Gebäude präsentierte Architektin Michaela Weiss (rechts) den Initiatoren Klaus Heinecke, Annette Kozo und Frank Höpner (von links) das Mosaik in neuem Glanz.

(Foto: Arlet Ulfers)

Eine Initiative hat das Kleemann-Mosaik vor dem Abriss des Caritas-Altenheims in Gauting gerettet. Nun verschönert das Kunstwerk das Foyer im neuen Marienstift

Von Blanche Mamer, Gauting

Als besonders schönes Zeichen für Kontinuität und "gute Marienstift-Tradition" hat Thomas Schwarz, Vorstand des Caritas-Verbandes, beim Richtfest des neuen Marienstifts das Kleemann-Mosaik bezeichnet. Nun, zwei Monate später, sind die Handwerker zwar noch kräftig am Bauen, verlegen Rohre und Kabel, stützen Türstöcke ab. Doch im Foyer des noch im Rohbau befindlichen grauen Hauses leuchten kräftige bunte Farben, denn das Mosaik ist bereits angekommen. In der vergangenen Woche haben Restauratoren der Münchner Werkstatt für Mosaik und Glasmalerei Gustav van Treeck das abstrakte Glassteinbild an der Wand zur zukünftigen Cafeteria angebracht.

Den Platz hat die Architektin Michaela Weiss ausgesucht: Sie fand im Erdgeschoss eine prominente, gut sichtbare Stelle im Gebäude, wo sich auch Kapelle, Büros der Verwaltung, Frisör, der Aufenthaltsraum für die Mitarbeiter und auch die Cafeteria befinden. "Wir sind so froh, dass das alles geklappt hat", sagt Klaus Heinecke vom "Freundeskreis Adolf Kleemann", einer der Kämpfer für den Erhalt des Mosaiks. Auch seine Mitstreiter Frank Höpner und Annette Kozo finden die jetzige Platzierung besser als im alten Haus. Denn es ist viel Raum davor, Licht fällt durch große Terrassentüren aus Richtung Süden. Fast von jedem Platz im Café sieht man sogar in der Mitte des abstrakten Werkes Segelboote, wenn man sie erkennen kann.

Kleemann (1904 bis 1989) lebte von 1933 bis zu seinem Tod in der Villenkolonie in Gauting. Der christliche Künstler hatte das Mosaik 1969 im Auftrag der Caritas geschaffen - eines der wenigen Werke, das sich außerhalb von Kirchen findet. Als der Abriss des Altenheims beschlossen war, hatte die Caritas-Geschäftsleitung das Mosaik zunächst nicht bewahren wollen: Es war fest mit der Wand verbunden. Eine fachgerechte Demontage sei daher quasi unmöglich, auf jeden Fall aber zu kompliziert, zu aufwendig und zu teuer. Überdies gebe es für eine Rettung des Kunstwerks keine Finanzierung, hieß es. Doch es regte sich Widerstand: Um Altbürgermeister Ekkehard Knobloch und den einstigen Kleemann-Schüler Klaus Heinecke entstand eine Initiative. Mit Unterstützung der Kinder des Künstlers und aufgrund positiver Gutachten durch die Spezialwerkstatt van Treek verschloss sich die Caritas dem Wunsch der Mosaik-Liebhaber nicht länger. Die Kosten waren auf 15 000 Euro geschätzt worden, die Werkstatt hatte etwas mehr als 10 000 Euro veranschlagt.

Nun leuchten die Farben wieder, vor allem das Blau ist von faszinierender Kraft. Vor der Konservierung war das 4,5 auf 2 Meter große Wandbild gesäubert, abgepaust und in 18 Teile aufgeteilt, nummeriert und mit Seidenpapier und Kunststoffgewebe kaschiert worden. Danach wurden die Teile einzeln vorsichtig mitsamt Putz an den Fugen entlang herausgeschnitten.

Das Anbringen des Kunstwerks dagegen war bei weitem nicht so aufwendig wie die fachgerechte Demontage, berichtet Restauratorin Hanna Pohle. Sie benötigte lediglich drei Tage, um das Mosaik gemeinsam mit ihrem Kollegen Jacov Katinic auf dem rohen Beton anzubringen. Jetzt müssen nur noch einzelne Steinchen ausgebessert werden, leere Stellen und die Umgebung müssen noch verputzt werden. "Mir gefällt die Struktur sehr gut. Durch die Unebenheit der Steine wirkt es sehr lebendig", sagt die Architektin und streicht über eine Reihe von blauen Steinchen.

Doch auch "Die Lesende" - eine Skulptur aus Muschelkalk des Königswieser Bildhauers Ferdinand Filler - wurde erhalten. Sie wird im Garten des neuen Altenheims wieder aufgestellt, sagte Weiss.

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