Süddeutsche Zeitung

Kunst:Der Vorhang fällt

Bei der letzten Ausstellung des Kunstkabinetts sind Maler und Bildhauer wie Paulo de Brito, Veronika Ferk und Christine Bader dabei

Von Sylvia Böhm-Haimerl, Starnberg

Die Flammen schlagen hoch über die Pariser Kathedrale Notre-Dame, heftig und wütend. Die schrecklichen Bilder der brennenden Kathedrale hat die Riederauer Malerin Katrin Gabriel in ihrem jüngsten Werk verarbeitet, das derzeit in der Starnberger Galerie Kunstkabinett gezeigt wird. Es ist die letzte Ausstellung, bevor die Galerie des Kunstmäzens Walter Jann nach fünf Jahren für immer ihre Pforten schließt. Der Grund: Der Aufwand ist groß, die Zahl der Käufer jedoch klein.

Etwa die Hälfte der Künstler, die in diesen Räumen schon einmal ihre Werke gezeigt haben, nehmen an der Gemeinschaftsausstellung teil. Erstaunlicherweise taucht das Thema Feuer in mehreren Arbeiten auf. Josef Rohrhirsch etwa hat eine kunstvoll schillernde Flamme aus vielen Glasschichten geschaffen und Paulo de Brito eine Steele aus den Resten eines abgebrannten Hauses.

Der Künstler aus Feldafing fügt gerne alte Teile zu etwas Neuem zusammen. Nach einem Waldbrand ging er in seinem Heimatland Portugal auf Materialsuche. Aus einem verschmorten Kunststoffschlauch und rußgeschwärzten Blechteilen entstand die Skulptur "Engel". De Brito ist einer der Nachwuchskünstler, die der Kunstmäzen Walter Jann unterstützt hat. Denn Hauptziel des Galerie-Eigentümers war es, talentierte Künstler in der Öffentlichkeit bekannt zu machen. Insgesamt 30 Ausstellungen hat es in den fünf Jahren des Bestehens gegeben. Nicht immer sei es gelungen, das Ziel umzusetzen, sagte Mitorganisatorin Ursula Metzner in ihrer Abschiedsrede. "Sie wurden bekannt, ob sie richtig bekannt wurden, ist zu bezweifeln; denn sie kamen nicht über die Landkreisgrenzen hinaus." Eine der wenigen Künstlerinnen, denen der Durchbruch gelungen ist, ist Veronika Ferk. Sie stellt gerade in München aus und in Hamburg. Wie sie erklärt, entstehen ihre feinen Tusche- und Pastellkreide-Bilder sozusagen als Lichtblitze in ihrem Kopf.

Meist sind die Motive Frauen, die sie in Teile zerlegt und dann wieder neu zusammensetzt. Die Titel sind unverständlich. Die Wörter seien ebenfalls in ihrem Kopf in Sprachen, die sie gar nicht beherrsche, sagt Veronika Ferk.

Die Werke von Christine Bader, Kunstpreisträgerin aus Germering, indes haben einen sehr realistischen Hintergrund. Das Bild "Seelenverkäufer" beispielsweise ist 2017 entstanden für eine Ausstellung zum Thema Fremde. Sie wollte nicht die typischen Flüchtlingsmotive darstellen, sagt sie. Daher habe sie eine alte, verlassene Rostlaube gemalt, die nicht mehr seetauglich ist.

Christine Greil war nicht nur von Anfang an Organisatorin der Galerie, sie stellt auch eigene Werke aus, die durchweg positiv und optimistisch sind. Greil experimentiert gerne mit verschiedenen Materialien, wie etwa einem Kaffeesack oder mit Küchenpapier. Sie sind unter den Farbschichten nur noch schwer zu erkennen, verleihen dem Werk aber Struktur und Tiefe.

Die Ausstellung im Kunstkabinett an der Hanfelder Straße ist noch am kommenden Samstag und Sonntag, jeweils von 14 bis 18 Uhr, zu sehen.

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Quelle:
SZ vom 03.12.2019
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