Kunst:Ausflug in die Welt der Fantasie

Münchner Schüler haben ihrer Kreativität freien Raum gelassen und eine Ausstellung mit Stühlen geschaffen. Sie ist nun in Bernried zu sehen - auch, weil sie perfekt zu einem neuen Projekt des Buchheim-Museums passt.

Von Sylvia Böhm-Haimerl, Bernried

Ein schwarzer Stuhl mit dem Federschmuck eines Indianers verziert, ein afrikanischer Thron im Leopardenmuster, ein Hexensitz, ein Raketenstuhl, ein Stuhl, an dem ein bunter Schirm befestigt ist, unter dem wiederum eine Figur aus Pappmaché sitzt: Unter dem Motto "Phantastische Stühle - Plätze für Phantasie" sind derzeit im Buchheimmuseum in Bernried 55 fröhlich- heitere, vielfältig-bunte Stuhlkunstwerke ausgestellt, die von Teilnehmern der "Städtischen Schule der Phantasie" entworfen worden sind, einer Einrichtung des Münchner Referats für Bildung und Sport. Die Ausstellung wurde am Sonntag eröffnet und kann bis 30. September besichtigt werden.

Ein Holzstuhl ist das Sinnbild für einen Platz der Fantasie, dachten sich die verantwortlichen Künstler, die die Kinder aus 55 Münchener Grundschulen unterrichten. Die Exponate sind fantasievoll geschmückt mit Blumen, Wolle, Holz oder Korken, aber auch mit Kunststoffmüll, wie Dosen, Flaschen oder Blumentöpfe. "Die Künstler waren frei in der Gestaltung", sagt die Leiterin der "Schule der Phantasie", Carolin Angele. Erstmals waren die Stühle im vergangenen Jahr in München zu sehen. Angele wollte daraus eine Wanderausstellung machen. Als sie bei Museumsdirektor Daniel J. Schreiber anfragte, ob die Stühle ins Buchheimmuseum "wandern" könnten, war dieser begeistert. Wie Museumsmitarbeiterin Sabine Bergmann betont, ist Schreiber immer neugierig und für Kooperationen zu haben. Das Projekt passt ihrer Ansicht nach gut zu dem Projekt "Wunderwelt", mit dem der Museumspark lebendiger gestaltet und die Einrichtung mit dem Ort Bernried vernetzt werden soll. Höhepunkt des Leader-Projekts soll ein Zirkuszelt sein, das in den Sommermonaten im Park aufgestellt wird. Dort soll das "Labor der Phantasie" einziehen, das derzeit im Untergeschoß untergebracht ist und in dem es langsam zu eng wird. Da das Genehmigungsverfahren im Landschaftsschutzgebiet sehr kompliziert ist, kann diese Idee laut Bergmann erst im kommenden Jahr umgesetzt werden. Das "Fest der Phantasie" am Sonntag jedoch war ein erster Schritt. Denn nicht nur die Stühle wurden gezeigt. Der Park wurde zudem in eine Spielwiese für Kinder verwandelt. An sieben Stationen konnten die kleinen Besucher bei schönstem Wetter Schirme mit bunten Stoffbahnen und Spitzen gestalten, Märchenwesen und Baumgeister aus Ton oder mit Hammer und Meißel Skulpturen fertigen. Auch Angele ist überzeugt, dass ihr Stuhlprojekt in seiner Vielfältigkeit gut im Buchheimmuseum untergebracht ist. "In der Fantasie gibt es kein richtig und kein falsch", erklärt sie. "Schön und hässlich sind keine Bewertungskriterien bei uns." Es gehe alleine um die Möglichkeit selbständig und frei zu gestalten.

Bernried Buchheim Museum

Mitmachen können die jungen Besucher beim Malen aus der Höhe.

(Foto: Georgine Treybal)

Eine Kuriosität hat sich übrigens am Rande der Ausstellung zugetragen. Die Stühle wurden mit einem Lastwagen ins Museum gefahren. Doch auf dem Weg von München nach Bernried ist ein Stuhl verschwunden. Er ist einfach weg, unauffindbar. Unter dem Titel "vermisst" soll jetzt ein Plakat gestaltet werden mit dem Foto des verschwundenen Stuhls.

Mit der "Wunderwelt Bernried" geht es unterdessen Schritt für Schritt weiter. Ein erster Vorschlag für innovative Wegeverbindungen, die Studenten vor zwei Jahren erarbeitet hatten, soll bis zum internationalen Museumstag am 21. Mai umgesetzt werden. Es ist ein imaginärer Flugplatz für Gedankenflüge. Das hätte dem Museumsgründer Lothar Günther Buchheim sicherlich gefallen.

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