Kunst am Bau:Die letzte Bastion

Das Kunstwerk von Andreas Sarow in der Starnberger Hauptstraße ist Stadtgespräch. Das sagen Passanten über das Kanonenhaus.

Von Martina Grießbacher, Starnberg

Seit der Enthüllung am Montag ist das Kanonenhaus in der Starnberger Hauptstraße Stadtgespräch. Der Künstler Andreas Sarow aus Pforzheim hat das Gebäude mit einem massiven Holzgitter, blutoranger Farbe und Kanonenrohren, die aus den Dachfenstern ragen, in ein temporäres Kunstprojekt verwandelt. "Die letzte Bastion" lautet der Titel seines Werks, das der 44-Jährige mit Hilfe eines sechsköpfigen Teams in nur vier Tagen fertiggestellt hat.

Lustige Idee

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(Foto: Franz Xaver Fuchs)

Franz Mayer, 54, Bankkaufmann aus Feldafing: "Ich finde das Kunstwerk super! Das Haus gefällt mir mit der neuen Fassade wirklich gut, weil es einfach mal etwas anderes ist und die Stadt belebt. Überrascht war ich natürlich schon, als das Gerüst weg war, aber die Idee ist wirklich lustig! Das Thema ist in aller Munde, überall stößt man auf das Kunstwerk, sogar auf WhatsApp werden Bilder davon verschickt. Die allgemeine Tendenz ist sehr positiv. Ich würde mich darüber freuen, in Starnberg öfter solche Projekte zu sehen." MGRI

Wie ein Gefängnis

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(Foto: Franz Xaver Fuchs)

Veronika Hohendanner, 57, Medizinisch-technische Assistentin aus Starnberg: "Ich persönlich finde es besser, Gebäude zu erhalten, als sie abzureißen. Deswegen finde ich es schade, dass das Kunstwerk nicht bestehen bleibt. Meiner Meinung nach ist es eine sehr schöne Idee, das Haus einem Künstler zur Verfügung zu stellen. Mir gefällt die Fassade wirklich gut, auch wenn sie eher abweisend wirkt. Was ich nicht so mag, sind die Kanonen auf dem Dach, die das Haus wie eine Festung oder ein Gefängnis aussehen lassen." MGRI

Stadt braucht Neues

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(Foto: Franz Xaver Fuchs)

Sibylla Schramm, 39, Galeristin aus Starnberg: "Es ist eine großartige Idee! Wirklich große Klasse! Ich finde es toll, dass sich der Künstler etwas so Verrücktes traut. Starnberg ist so verschlafen, ich meine, schauen Sie sich mal um - die Stadt hat etwas Neues dringend gebraucht! Bis auf ein paar Ausnahmen gibt es wenig Künstlerisches in Starnberg, man hat das Gefühl, die Stadt steht sich im Hinblick auf solche Projekte selber im Weg. Gerade weil es nicht dauerhaft ist, bringt das Kunstwerk die benötigte Abwechslung." MGRI

Das ist nicht das erste Objekt, das Sarow im öffentlichen Raum inszeniert hat. Seine wohl spektakulärste Aktion betraf eine Jugendstilvilla, die er 2015 über Nacht von oben bis unten mattschwarz anstreichen ließ und so in ein Geisterhaus verwandelte. Neben Aufmerksamkeit brachte ihm das allerdings auch ein Bußgeld ein, da das Gebäude unter Denkmalschutz stand. In Starnberg war es Immobilien-Eigentümer Michael Mükusch selbst, der an den Künstler herangetreten ist.

Die Kosten für das Projekt bewegen sich laut Sarow im fünfstelligen Bereich. Die Installation soll acht bis zwölf Wochen bleiben, bevor das Haus schließlich abgerissen wird. Doch auch schon vor der Verwandlung in die "Bastion" wurde über das Gebäude diskutiert. Grund dafür war, dass der geplante Neubau ursprünglich ein goldenes Dach bekommen sollte. Mit Sarows Kunstprojekt hat sich nach langem wieder etwas auf dem Grundstück getan - wenn auch etwas anders, als es die Starnberger vielleicht erwartet hätten.

© SZ vom 11.07.2019 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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