Süddeutsche Zeitung

Kulturverein Berg:Der Weg ist das Ziel

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Die Mitglieder des Kulturvereins Berg machten sich in ihrer Jahresausstellung auf die Suche nach dem Glück - und wurden fündig

Von Katja Sebald, Berg

"Auf der Suche nach dem Glück" - so haben die Mitglieder des Kulturvereins Berg ihre Jahresausstellung im Marstall überschrieben. Der Weg ist das Ziel - so möchte man den Ausstellungstitel nicht weniger fröhlich ergänzen.

Auf diesem Weg sollte man am besten die "Glücksschuhe" von Christiane Leimklef tragen, dann wäre die Sache sowieso geritzt: "Wer die Augen offen hält, dem wird doch noch so manches gelingen", steht es Schwarz auf Weiß in Schülerschrift auf dem rechten Schuh geschrieben. Und auch sonst sind die flotten Treter über und über bemalt mit Glücksschweinchen und Sinnsprüchen, der kesse Zackenabsatz wird außerdem dafür sorgen, dass man auch wirklich nicht ausrutscht.

Der Weg war wohl auch für Dazze Kammerl das Ziel. Genauer gesagt waren es Spazierwege, von denen er eine beachtliche Sammlung von Stöcken mitgebracht hat. Sorgfältig entrindet und beschriftet, verweisen sie auf Ort und Zeit des Fundes wie auch auf die jeweilige Holzart. Der Künstler hat sie nebeneinander zu einem geradezu monumentalen Instrument aufgehängt und das Ganze "Stockharfe" genannt.

Gerdi Herz aus Irschenhausen hingegen hat das Glück schon gefunden, auch wenn sie die kleine Plastik mit dem Pärchen, das sich verliebt anstrahlt, vorsichtshalber mit einem Fragezeichen versieht: "Gefunden?" heißt die Arbeit - und nicht nur aus dem Titel spricht große Lebenserfahrung. Der Bildhauer Ernst geht mit seiner ausgesprochen stimmigen und filigranen Bronzefigur noch einen Schritt weiter: Die kleine Frau ist sichtlich im Glück, sie breitet beide Arme aus und blickt ebenso erwartungsvoll wie zufrieden drein, da braucht es gar keinen glücksverheißenden Märchenprinzen dazu.

Christiane Leimklefs "Glücksschuhe"...

...und Dazze Kammerls "Stockharfe".

Auch die Malerin Gabrielle Rothmoser findet das Glück "In sich": Unter diesem Titel zeigt sie eine harmonische Farbkomposition aus Flächen und Flecken in hellen, freundlichen Tönen. Für Ines Voelchert ist eine blühende Frühlingswiese in lichten Pastelltönen gleichbedeutend mit dem Glück, glückvoll muss aber auch hier schon der Weg gewesen sein, denn die Malerin beweist leichte Hand. Die weitaus meisten der fünfzig ausstellenden Mitglieder des Kulturvereins haben das Thema in abstrakten Bildern umgesetzt, die Bandbreite reicht von einer monochrom grau bestrichenen Leinwand über minimalistische Tuschezeichnungen bis hin zu wahren Farbexplosionen und einem beinahe zerstörerischen schwarzen Zickzackstrich als Sinnbild für die Suche nach dem Glück.

Bei der Vielzahl der Exponate, die wie immer von einer internen Kommission aus allen eingereichten Arbeiten ausgewählt und im Ausstellungsraum verteilt wurden, kann es leicht passieren, dass der eine oder andere Schatz übersehen wird. Eine sehr poetische Farbradierung von Sabine Beck etwa zeigt - allerdings erst auf den zweiten Blick - die Seele eines toten Vogels, die sich leicht und zartfarbig in Richtung Himmel erhebt. Einen zweiten und dritten Blick hat auch das Foto von Andreas Huber verdient, das schon bei den Ateliertagen zu sehen war: Es zeigt einen herrlich hoch aufragenden, aber zugleich lichten Birkenwald, an einem der Bäume hängt eine winzige rote Schaukel - ein schönes Sinnbild für das kleine große Glück.

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Quelle:
SZ vom 24.11.2016
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