Kult-Art-Festival:Gschicht'n aus dem Wienerwald

Austropopper Wolfgang Ambros spielt in Krailling erst am Ende seine Hits - aber dann richtig.

Otto Fritscher

Er ist Schlagersänger, Liedermacher, Rockmusiker und vielleicht auch Austropopper. Eines ist Wolfgang Ambros aber auf jeden Fall: ein ausgebuffter Bühnenprofi, der nach vier Jahrzehnten auf Tour genau weiß, was das Publikum will - immer die gleichen Sachen, natürlich die alten Hits. Den Zentralfriedhof, den Hofa und - natürlich - Skifoahrn. Genau deswegen gibt's das nicht, an diesem Gewitterabend, beim Auftakt-Konzert des Kraillinger Kult-Art-Festivals. Zumindest zunächst nicht. "Wir spielen seit zehn Jahren unsere Greatest Hits. Heute nicht. Heute spielen wir das, was uns Spaß macht", sagt der 60-Jährige, dessen vier Jahrzehnte langes, intensives Musikleben unverkennbar Spuren in sein Gesicht gegraben hat.

Wolfgang Ambros beim KultArt

Wolfgang Ambros beim Kult-Art-Festival in Krailling. Seine 800 Fans zog der Österreicher erst in der zweiten Hälfte des Konzerts in seinen Bann. Foto: Fuchs

(Foto: Franz Xaver Fuchs)

Und dann legt seine Band, die "No. 1 vom Wienerwald" los. Vier gesetzte Herren, coole Typen, die kaum mal die Miene verziehen. Nur Günter Dzikowski, seit 1978 dabei, zeigt, dass er mit beiden Armen gleichzeitig die Keyboards und die gute alte Hammond B3 bearbeiten kann, er versprüht so etwas wie Spiellaune.

Altmeister Ambros selbst, nun ja. Er erzählt lieber "Gschichtln", wie er sagt. Etwa die: "Als ich beim Zähneputzen war, hab ich auf Radio Tirol ein Lied gehört. Das hab' ich zuerst nicht erkannt und dann gedacht: Bist deppert, des bist doch du." Es handelte sich um "Wo is da Peppi?" Die B-Seite seiner zweiten Single, damals ein grandioser Flop, und kein Song, der Stimmung bringt.

Ein einlullender Wohlfühl-Klangteppich aus dem Synthesizer überzieht dann bei den nächsten Liedern das Zelt, viel Unbekannteres, selbst die Dauer-Mitklatscher kommen aus dem Rhythmus. Bis Ambros dann - Profi natürlich - das tut, was worauf alle warten, und er damit auch die Hoffnung von Kraillings Gemeindechefin und ehemaliger Kult-Art-Veranstalterin Christine Borst erfüllt. "Ich will die alten Hits." Bekommt sie nun, zunächst "Schaffnerlos." Doch die Pause bremst die aufkeimende Stimmung wieder herunter.

Dann endlich, als der Regen Sturzbäche über das Zeltdach jagt und sogar einzelne Tropfen die Bühne erreichen, nimmt auch Ambros Fahrt auf. Wenn Fans den nächsten Song schon am ersten Akkord identifizieren und dann jede Zeile mitsingen können, hat man es als Entertainer nicht allzu schwer. Auch wenn die Bewegungen etwas ungelenk sind, und die Stimme die höheren Tonlagen nimmer so mag: einfach ein bisschen zurück vom Mikrofon und die Stimme im Sound verschwimmen lassen. Egal. "Du bist a leiwanda Has", wunderbar, und dann als Zugaben "Langsam wachs'ma zamm" und "Zwickt's mi".

Jetzt sind die Fans in Sangeslaune, Ambros selbst hat offensichtlich auch noch Freude gefunden an diesem Abend. Volksfest-Stimmung und Rollenwechsel beim "Skifoahrn", das Publikum singt für Ambros, der gibt nur den Einsatz. Mit "Für immer juuuhunng", der Cover-Version von Bob Dylans "Forever young" klingt der Abend volksfestmäßig aus.

I war nie bei de Guadn, i war immer nur bei de Mittleren", heißt eine Liedzeile von Ambros. Das gilt für diesen Abend in Krailling auf jeden Fall nicht. Furioser Applaus und fünf erklatschte Zugaben, bis Ambros seine 800 Fans in den Regen entlässt.

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