Künstlervermächtnis:Schondorfer Bilderflut

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Die Gemeinde hat fast 2000 Arbeiten des Malers Heinz Rose geerbt, eine Kunsthistorikerin kümmert sich um die Archivierung der Werke. Eine Ausstellung ist nun für September 2019 geplant

Von Armin Greune, Schondorf

204 Arbeiten in Öl, mehr als 1500 Grafiken, vier Kupferplatten, Malwerkzeug und zahlreiche Bücher, darunter einige Raritäten: All dies umfasst das künstlerische Vermächtnis, das die Witwe des Malers Heinz Rose der Gemeinde vererbt hat. Die Schondorfer Ehrenbürgerin Renate Rose starb am 15. Dezember 2014 im Alter von 100 Jahren, aber noch immer ist die Erfassung ihres Nachlasses nicht abgeschlossen. In der jüngsten Gemeinderatssitzung legte die promovierte Kunsthistorikerin Silvia Dobler einen Zwischenbericht vor. Seit Juli 2017 ist sie mit der Aufarbeitung des Erbes von Heinz Rose für das Nachlassgericht halbtags beschäftigt. 250 Grafiken, etliche Bücher und Gastgeschenke für Renate Rose hat sie bislang noch nicht registriert.

Außer der Archivierung und Bewertung der Kunstwerke überprüft Dobler auch die Lagerung im Depot. Leider hätten schon einige Bilder unter Licht- und Schädlingseinwirkung gelitten, etwa weil sie mit der Leinwand in Plastikfolie eingerollt wurden. Hier stünden unter Umständen kostspielige Restaurierungen an. Rose sei offenbar sehr sparsam mit seinen Malflächen umgegangen: Viele Leinwände seien auf der Vor- und Rückseite bearbeitet. Zusätzliche Arbeit beanspruchten Zu- und Abordnungen, weil der Maler einen großen Teil seiner Werke nicht signiert hat. Vereinzelt hat Dobler auch Gutachten von der Pinakothek München angefordert: "Das hält auf, macht die Arbeit aber umso spannender." Sie katalogisiert Roses Werke unter anderem nach Namen, Maßen, Technik, Herstellungsjahr und eventuellen Ausstellungen. Bei den Motiven unterscheidet sie sieben Kategorien: Porträts, Boote und Schiffe, Mythologie, Landschaften, bäuerliches Leben sowie Pferde und Reiter. Der Wert der Bilder von Heinz Rose sei nur schwer abzuschätzen, meinte Dobler: Bislang sind nur ganz wenige Objekte auf dem Kunstmarkt veräußert worden, die letzten im Internet verzeichneten Auktionspreise liegen schon acht Jahre zurück. Aber selbst wenn der Maler ein ausgesprochen produktiver Künstler war, "darf man den Wert der Gemälde nicht unterschätzen", sagte sie.

Heinz Roses Œuvre ist von einem untrüglichen Gefühl für die Raumaufteilung und einem geradezu plastischen Umgang mit Licht und Schatten gekennzeichnet. Der Meisterschüler von Max Slevogt war noch vom deutschen Spätimpressionismus geprägt und wurde 1931 mit dem Albrecht-Dürer-Preis ausgezeichnet. Als eines seiner Bilder 1935 als "Entartete Kunst" gebrandmarkt wurde, legte sich Rose Selbstzensur auf und fertigte nur noch streng gegenständliche (Auftrags-)arbeiten. Die heimatlichen Motive fand der gebürtige Pirmasenser oft in der Umgebung von Schondorf, wo er seit der Gymnasialzeit am Landerziehungsheim lebte und eine Gärtnerlehre absolvierte, bis er an der Münchner Akademie der Bildenden Künste aufgenommen wurde. Nach dem Krieg entwickelte sich Roses Stil weiter, die Motive änderten sich radikal. Er schuf nun düstere, albtraumhafte Szenerien und griff Themen der klassischen Mythologie auf. Das Alterswerk des 1971 gestorbenen Künstlers mutet oft surrealistisch an oder erinnert an die metaphysische Malerei von Giorgio de Chirico.

Ursprünglich war Doblers Stelle auf sechs Monate befristet, Bürgermeister Alexander Hoffmann ging davon aus, zum Kreiskulturfest im Juli 2017 eine Werkschau von Rose präsentieren zu können. Nun sind zwei Ausstellungen für 2019 geplant: Im Dezember im Weilheimer Stadtmuseum und zuvor im September im Studio Rose an der Schondorfer Bahnhofstraße. Den Pavillon hatte Renate Rose 1987 errichten lassen - auch er gehört wie das ehemalige Wohngebäude der Künstlerfamilie nebenan und das Grundstück zum Nachlass, den die Gemeinde geerbt hat.

© SZ vom 08.12.2018 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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