Gastronomie am Ammersee:Dauerhaftes Provisorium

Lesezeit: 2 Min.

Die „Kuba“ am Bahnhof in Schondorf (Foto: Foto: Nila Thiel)

Seit zehn Jahren versucht der Wirt der beliebten Bahnhofsgaststätte „Kuba“ in Schondorf, eine Zeltkonstruktion durch ein stabiles Dach zu ersetzen – ein trauriges Beispiel für überbordende Bürokratie.

Von Renate Greil, Schondorf

Die Kultgaststätte „Kuba“ in Schondorf am Ammersee muss sich weiterhin mit einer Übergangslösung für ihre Außengastronomie zufriedengeben, die im Sommer 2023 eigentlich nur für ein paar Monate geplant war. Aber nichts hält bekanntlich länger als ein Provisorium – und deshalb werden die Gäste vermutlich auch kommende Saison nur unter einem Zeltdach sitzen.

Warum das so ist, versuchte Architekt Christoph Krümpelmann vom Uttinger Büro Schneider Krümpelmann im Rahmen der jüngsten Gemeinderatssitzung zu erläutern, was aber angesichts der komplexen Bürokratie für viele fragende Gesichter im Gremium sorgte. Der Planer ging bei seinen Erläuterungen bis ins Jahr 2013 zurück: Die selbst gebaute Dachkonstruktion mit Planen über der Außenterrasse, die an das historische Bahnhofsgebäude angrenzt, wollte Gaststättenpächter Harry Wildenstein durch ein stabiles, asymmetrisches Dach mit herausnehmbaren Seitenwänden ersetzen. Asymmetrisch deshalb, weil die Planung auf Belange des Denkmalschutzes Rücksicht nehmen muss.

Die „Kuba“ selbst steht zwar nicht unter Denkmalschutz, wohl aber das angrenzende Bahnhofsgebäude aus dem Jahre 1898. Die Gemeinde Schondorf hatte den Bahnhof samt Nebengebäuden vor etlichen Jahren gekauft. Inzwischen sind Teile der Gemeindeverwaltung dort untergebracht, und die ebenfalls denkmalgeschützte Güterhalle, um deren Bestand und Nutzung viele Jahre erbittert gekämpft wurde, wird nun umgebaut für Bierbrauen und Trauungen.

Die Pläne zum Bau einer stabilen Überdachung wurden 2015 beim Landratsamt Landsberg eingereicht. „Dann fing es an, schwierig zu werden“, sagte Krümpelmann. Die behördliche Genehmigung konnte nicht erteilt werden, weil das Bahnhofsareal zuvor der Deutschen Bahn gehörte, das Gebiet aber nicht entwidmet war. Zwei Jahre später war diese Hürde zwar genommen. Doch die Gemeinde, die die Gaststätte an Wildenstein verpachtet hat, startete ein Bauleitplanverfahren, das wiederum durch eine Klage verzögert wurde. Folge: Bislang ist die Planung nicht rechtskräftig.

Die Außengastronomie gilt aus wirtschaftlichen Gründen als überlebenswichtig für den Betrieb der Gaststätte

Der Umgriff dieser Planung wurde im Wesentlichen auf die „Kuba“ reduziert, das Verfahren könnte demnach in ein paar Monaten abgeschlossen sein. Realisiert werden soll ein neuer Entwurf:  Architekt Krümpelmann präsentierte dem Gremium eine Terrasse mit begrüntem Flachdach. Die offenen Seiten sollen aus Gründen des Lärmschutzes geschlossen werden können, wenn nach 22 Uhr Betrieb auf der Terrasse ist.

Die Außengastronomie gilt aus wirtschaftlichen Gründen als überlebenswichtig für den Betrieb der Gaststätte „Kultur am Bahnhof“. Krümpelmann verwies auf einen Bauplan der „Kuba“, einst Bahnhofsgaststätte für Bahnreisende, aus dem Jahr 1953. Im „Erfrischungsraum“ des Häuschens finden lediglich bis zu 40 Gäste Platz; der Betrieb in der Sommersaison rechnet sich nur in Kombination mit den 70 Plätzen auf der Terrasse. Nach der Winterpause läuft dieser reduziert, derzeit ist die Gaststätte nur an zwei Abenden in der Woche geöffnet. Auch am rückwärtigen maroden Schuppen, genutzt als Lager und Büroraum, müsse dringend etwas unternommen werden. Einen ersatzlosen Abriss, wie im Gemeinderat vorgeschlagen, könne es nicht geben. Die Flächen werden für die Gastronomie benötigt, betonte Krümpelmann. Und auch der Denkmalschutz sei mit dem neuen Flachdach einverstanden, sagte der Architekt.

Bis es so weit ist, wird wohl noch Zeit vergehen, das Provisorium bleibt vorerst bestehen. Für den Erhalt der Gaststätte gibt es allerdings starken Rückhalt: Als die beliebte Kneipe nach behördlicher Anordnung des Landratsamts im November 2022 geschlossen wurde, folgte eine Demonstration mit mehr als 250 Teilnehmern sowie eine Unterschriftenaktion. Die „Kuba“ eröffnete nach Umbauten im April 2023.

© SZ - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
Zur SZ-Startseite

Freizeit
:Die schönsten Osterspaziergänge im Fünfseenland

Mal eben zum Schloss, unter mächtigen Bäumen Eier suchen oder ans Wasser: Vier Tipps für Ausflüge mit Freunden und Familie an den Feiertagen.

Von SZ-Autoren

Lesen Sie mehr zum Thema

Jetzt entdecken

Gutscheine: