Krimi:Jeder will der Mörder sein

Kinder drehen Krimi

Carina Eisner (links) zeigt Max und Elias, wie man eine Kamera bedient, während Lily und Stephanie das Drehbuch studieren.

(Foto: Franz Xaver Fuchs)

In der Gemeindebücherei Pöcking drehen Schüler zusammen mit Carina Eisner einen Kurz-Krimi. Die Pädagogin unterrichtet Kinder und Jugendliche in Medienkompetenz

Von Sylvia Böhm-Haimerl, Pöcking

Lila sitzt vor dem Computer der Gemeindebücherei Pöcking und chattet. Lila bekommt eine Nachricht: "Sorry Kleine, dass ich mich verspätet habe. Du siehst heute wieder heiß aus. Wie Deine Freundin." Lila bekommt Angst, denn ihre Freundin ist ermordet worden und sie chattet gerade mit dem Mörder. Und der Mörder ist ihr dicht auf den Fersen, wie die nächste Nachricht beweist: "So alleine? Ich komme zu Dir." Die Angst schnürt Lila fast die Luft ab. Sie keucht und sieht sich hektisch um. Doch die Bücherei ist leer, nicht einmal die Bibliothekarin ist an ihrem Platz. Während Lila in Richtung Notausgang läuft, kommt eine Gestalt die Treppe herunter, bedächtig und leise, als hätte sie alle Zeit der Welt. Die Gestalt ist vermummt und trägt bunte Schnürsenkel. Lila rüttelt an der Tür, doch sie ist verschlossen, und der Mörder ihrer Freundin ist dicht hinter ihr. Sie läuft schnell die Treppe hinunter. Der Mörder holt auf und bekommt sie fast an der Schulter zu fassen. . .

Das ist das Drehbuch zu einem Kurz-Krimi, der in der Gemeindebücherei Pöcking gedreht wurde. Zum zweiten Mal fand das "Pöckinger Jugend-Krimi-Festival", eine Gemeinschaftsveranstaltung der Gemeindebücherei und des Jugendtreffs "Q-Stall", statt. Es gab bereits eine Autorenlesung mit Heike-Eva Schmidt, die aus ihrem Jugendkrimi "Schlehenherz" gelesen hat. Jetzt wird basierend auf dem Thriller unter der Leitung der Medienpädagogin des Landratsamts, Carina Eisner, der Kurz-Krimi gedreht. Eisner hat das Drehbuch dazu geschrieben. Sie hat schon Filme mit Kindern bis zwölf Jahre gedreht und festgestellt, dass diese viel spontaner und intuitiver sind als die Erwachsenen. "Kinder bringen viel Authentizität mit", sagt sie. Die Medienpädagogin arbeitet seit März im Landratsamt. Ihre Aufgabe ist es, Kinder und Jugendliche im Bereich Medienkompetenz zu schulen.

Kurz vor den Pfingstferien sind die Schüler im Schulaufgabenstress und haben daher nur wenig Zeit für ein spannendes Freizeitvergnügen. Mit Lilly, Stephanie, Max und Elias sind nur vier Kinder in die Bücherei gekommen. Nach einer kurzen Einweisung zum Inhalt des Buches werden sie gefragt, welche Rollen sie übernehmen wollen. Beide Buben wollen der Mörder sein, und beide interessieren sich für Kameraführung und Tontechnik. Eisner ist flexibel. Da der Mörder ohnehin maskiert ist, dürfen sich Elias und Max abwechseln, einmal der Mörder sein und einmal hinter der Kamera stehen. "Ihr müsst immer langsam zoomen", erklärt Eisner den Buben, während Lilly konzentriert im Drehbuch liest, um ihre Rolle einzustudieren. "Deine Aufgabe ist, Du arbeitest versunken am Computer", sagt Eisner zu Lilly. Dann wird die erste Szene gedreht. Die Kamera läuft, der Ton ist an. Wenn alles gut geht, wird der Film im Rahmen der Kulturtage gezeigt.

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