Kraillinger Tanklager:1600 Neuwagen illegal abgestellt

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Warten auf die Erstzulassung nach dem neuen Messverfahren WLTP: Auf dem riesigen Areal des Tanklagers im Kreuzlinger Forst sind Neuwagen von Audi geparkt. (Foto: Nila Thiel)

Ein Münchner Dienstleister pachtet eine Fläche im Kreuzlinger Forst, um dort Autos der Marke Audi zwischenzulagern. Laut Landratsamt ist diese Nutzung aber nicht zulässig

Von Carolin Fries, Krailling

Knapp 1600 neue Autos, fein säuberlich in Reih und Glied geparkt: Auf den ersten Blick könnte man meinen, mitten im Kreuzlinger Forst würden neuerdings Audi-Wagen produziert. Doch weit gefehlt. Die Autos werden auf dem Gelände des Tanklagers nur zwischengelagert - und das unerlaubt, wie das Landratsamt Starnberg erklärt.

Der Münchner Audi-Dienstleister Maximilian Roos hatte die Idee mit der Auto-Lagerung. Das eingezäunte Areal mit Beleuchtung, Empfangspforte und Gleisanschluss schien ihm ideal geeignet. "Ich hätte nie gedacht, dass das so schiefläuft", gesteht er. Der Pachtvertrag mit dem Eigentümer war rasch unterzeichnet, zunächst gab es auch keinerlei Probleme, die Autos wurden bereits im Sommer peu à peu aus dem Werk direkt nach Krailling geliefert, sowohl mit dem Zug als auch mit dem Transporter. In Krailling warteten die nagelneuen Audi dann auf die WLTP-Zulassung, die seit 1. September dieses Jahres für jeden Neuwagen verpflichtend ist. Weil nicht alle der bestellten Fahrzeuge gleichzeitig den Abgasprüfzyklus durchlaufen können, gibt es einen Stau. Deshalb die Zwischenlagerung.

Eine klassische Win-win-Situation, von der auch der Eigentümer, die Krailling Oil Development GmbH (KOD), profitiert. 2016 hat die Gesellschaft, die aus drei privaten Investoren besteht, das Areal gekauft. Das Unternehmen plant, hier Öl in großen Mengen zu lagern. Aktuell läuft noch die Sanierung und Modernisierung. Zuletzt wurden staatliche Ölreserven Tschechiens eingelagert. "Als die Anfrage kam, hier Autos zwischenzulagern, haben wir uns nichts dabei gedacht", erzählt Bernhard Breitsameter. Der Förster verwaltet im Auftrag der KOD den Außenbereich, "oberirdisch", wie er betont.

Er kümmert sich um knapp 180 Hektar Wald und 2o Hektar Waldoffenland. Die riesigen Tanks liegen unterirdisch. Oberirdisch wird die riesige Fläche kaum genutzt, die Gebäude und Gleisanlagen nehmen nur einen minimalen Teil des Areals in Anspruch. Breitsameter hat das Gelände kartiert, er kennt inzwischen jeden Winkel. Hier Autos abzustellen, schien ihm nicht problematisch: "Da spricht unserer Ansicht nach nichts dagegen." Mehrere Tanklaster abzustellen, sei schließlich auch zugelassen.

Laut Landratsamtssprecherin Barbara Beck liegt die betroffene Fläche allerdings im "Sondergebiet Tanklager". Diese macht etwa 90 Hektar der eingezäunten 216 Hektar aus. In diesem Sondergebiet sei ausschließlich erlaubt, was der Nutzung als Tanklager diene. "Die Lagerung von Pkw ist dort nicht zulässig", sagt Beck. Das Landratsamt wurde von der Gemeinde Krailling auf den Plan gerufen, die wiederum von der Stadt Germering von den Neuwagen erfuhr. Im Kraillinger Rathaus verfolgt man die Angelegenheit gespannt, denn: Auch die Gemeinde hat eine Fläche von der KOD gepachtet - die von Mitarbeitern des Gewerbegebietes KIM als Parkplatz genutzt wird. "Dort stehen auch den ganzen Tag Autos", sagt Breitsameter. Er versteht die Welt nicht mehr.

Bis dato sind der Kreisbehörde aber nur die Audi-Neuwagen ein Dorn im Auge, aktuell läuft ein Anhörungsverfahren. Frühestens Mitte November könnte das Landratsamt eine Beseitigungsanordnung erlassen. Maximilian Roos ist verzweifelt und weiß nicht, wohin so schnell mit den Autos. Er hofft auf eine Duldung der Kreisbehörde bis zum Jahresende. Dann läuft sein Pachtvertrag mit der KOD ohnehin aus, der lediglich eine Verlängerungsoption bis Ende März beinhaltet.

© SZ vom 26.10.2018 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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