Krailling:Würmtal-Gemeinden wollen Ökostrom

Oberbrunn E.on

Im Umspannwerk bei Oberbrunn wird der Strom weiterverteilt. Die Zuständigkeiten im Würmtal werden gerade neu geregelt.

(Foto: Georgine Treybal)

Konzessionierungsausschüsse in Krailling, Planegg und Gauting legen Kriterienkatalog für Energieversorger fest

Von Christiane Bracht, Krailling

Das Stromnetz der drei Würmtalgemeinden Planegg, Krailling und Gauting ist offenbar begehrt. Mehrere Interessenten haben sich innerhalb der vorgegebenen Frist bis Ende August darum beworben. Wie viele es genau sind, darüber schweigen die Rathäuser. Die Angst, dass die Vergabe noch einmal vom Gericht aufgehoben wird, weil sie nicht diskriminierungsfrei war, ist groß. Und so hat jede Gemeinde schon vor einigen Monaten einen Konzessionierungsausschuss gebildet, der allein über die Vergabe nach den von ihm festgelegten Kriterien entscheidet. Um jeden Verdacht der Voreingenommenheit zu zerstreuen, stellte Martin Hoffmann, der Vorsitzende des Kraillinger Ausschusses, gleich zu Beginn der öffentlichen Sitzung am Mittwoch klar: "Wir wissen nicht, wer sich beworben hat." Sicher ist nur, dass das Regionalwerk Würmtal unter den Interessenten ist. Die Holding, zu der sich die drei Gemeinden zusammengeschlossen haben, will zusammen mit dem Bayernwerk als Kooperationspartner den Zuschlag erhalten.

Das Bayernwerk hat das Stromnetz noch immer inne. Bis 2009 war die frühere Eon Bayern Vertragspartner der Gemeinden. Seit dem Auslaufen des Vertrags nutzt das Unternehmen nicht nur weiterhin das Stromnetz, sondern bezahlt auch dafür. Für die Gemeinden ist das ein beachtlicher Betrag. Etwa 460 000 Euro nimmt Planegg auf diese Weise ein, Krailling etwa 200 000 Euro. Bis zum Ende des Jahres könnte nun ein neuer Vertrag unter Dach und Fach sein, stellt Matthias Brugger von der Anwaltskanzlei Becker, Büttner und Held in Aussicht, vorausgesetzt kein Bewerber verlangt eine Fristverlängerung.

Am Mittwoch legte der Kraillinger Ausschuss die Auswahlkriterien fest und wie diese gewichtet werden sollen. So möchte die Gemeinde, dass die Netzversorgung für den Verbraucher vor allem sicher ist und dass immer mehr Strom aus erneuerbaren Energien gewonnen wird. Außerdem soll die Versorgung preisgünstig sein, verbraucher- und umweltfreundlich. Die Vertragslaufzeit soll 20 Jahre betragen. Das ist das Maximum. Planegg hat den Kriterien bereits am Montag zugestimmt, in Gauting werden sie am kommenden Dienstag behandelt.

Brugger ist zuversichtlich, dass die Vergabe diesmal Bestand hat, denn einerseits halten sich die Gemeinden in ihrem Beschluss an gesetzliche Vorgaben, außerdem gebe es inzwischen einige Urteile, in denen die Gewichtung so bestätigt worden sei, sagt er. Vor knapp drei Jahren hatte das Münchner Verwaltungsgericht der Klage von Eon Bayern stattgegeben und die Vergabe des Stromnetzes an das Regionalwerk und die Münchner Stadtwerke für nichtig erklärt. Die Gemeinden mussten damals wegen des hohen Streitwerts enorme Prozesskosten zahlen.

Die Gemeinden teilen den Bewerbern demnächst ihre Vorstellungen mit. Innerhalb einer bestimmten Frist müssen die Interessenten dann ein Angebot abgeben. Um ihnen die Möglichkeit der Nachbesserung zu geben, für den Fall, dass sie das ein oder andere falsch verstanden haben, soll erst das zweite Angebot bindend sein. Auch die Kommunen haben so die Möglichkeit, Verbesserungen in bestimmten Punkten zu verlangen. Die eingegangenen Angebote werden dann anhand der jetzt aufgestellten Kriterien von den jeweiligen Konzessionsausschüssen und dem Büro Becker, Büttner und Held beurteilt. Wer aus Sicht der Gemeinde, am meisten auf die Wünsche und Erwartungen der Kommune eingegangen ist, soll den Zuschlag erhalten.

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