Krailling:Wohnen im Handwerkerhof

Im Kraillinger Ortsteil Pentenried soll auf dem Gelände der Brennerei ein Bauprojekt verwirklich werden, das dem Ideal vom wohnortnahen Arbeiten gleich kommt und einmalig im Landkreis Starnberg ist.

Christiane Bracht

Pentenried,  Brennerei

Schon bald hat die alte Brennerei in Pentenried ausgeraucht: An ihrer Stelle soll ein Handwerkerhof mit Wohnungen entstehen. Foto: Georgine Treybal

(Foto: Georgine Treybal)

- Es ist eine Idealvorstellung: Arbeiten und Wohnen gleich um die Ecke und zwar zu günstigen Mietpreisen. In Pentenried könnte dies bald Wirklichkeit werden. Die Gemeinde Krailling, zu der Pentenried gehört, plant einen Handwerkerhof, der wohnortnahes Arbeiten möglich machen soll. Auf dem Gelände der Brennerei sollen sich nicht nur Betriebe ansiedeln, sondern auch Wohnungen und Einfamilienhäuser für die Mitarbeiter entstehen. Ein Konzept, von dem Wirtschaftsförderer Christoph Winkelkötter sehr begeistert ist. Es ist das erste in seiner Art im Landkreis Starnberg.

Die neuen Pläne haben einen Grund: Die dortige Genossenschaft wird die Brennerei im März 2013 stilllegen. Die Genossen fürchten nicht mehr konkurrenzfähig sein zu können, wenn im kommenden Jahr das deutsche Branntweinmonopol fällt. Dann kann wesentlich preisgünstigerer Alkohol aus dem Ausland auf den Markt drängen. So lautet die Befürchtung. "Der wird zwar nicht unsere gute Qualität haben, aber da kommt man wahrscheinlich erst in ein paar Jahren drauf", klagt Werner Lichtfuß, der Aufsichtsratsvorsitzende. Die Pentenrieder Brennerei war übrigens die erste im Landkreis Starnberg.

"Es tut schon weh, den Betrieb aufgeben zu müssen. Unsere Eltern, zum Teil sogar Großeltern, haben ihn aufgebaut", sagt der Pentenrieder. Das markante Gebäude mit dem im Winter rauchenden Schlot muss wohl auch abgerissen werden, denn es ist sehr marode. Laut dem Kraillinger Bauamtsleiter Helmut Mayer wird das Dach nur noch von Stahlstützen getragen. "Der Wasserdampf von 50 Jahre Kartoffelwaschen hat der Bausubstanz zugesetzt", erklärt Lichtfuß. Etwas wollen die zehn Genossen aus Pentenried und Unterbrunn aber trotzdem erhalten, nämlich den Brunnen, der einst die einzige Wasserstelle im Dorf war. "Der Charakter soll auch bleiben", so Lichtfuß.

Auf dem Areal soll dafür ein Handwerkerhof entstehen. Er wäre nach Ansicht des Starnberger Projektentwicklers Stefan Klein, den die Gemeinde engagiert hat, "ideal". Erstens gebe es im Ort bereits Handwerksbetriebe, zweitens wäre es eine gute Ergänzung zum Gewerbegebiet KIM und drittens seien die Betriebe ein wichtiger Wirtschaftsfaktor, so Klein. Allerdings könnten sich viele nicht vergrößern, weil sie keinen Platz haben oder die Flächen im Landkreis Starnberg zu teuer sind. Andere haben Schwierigkeiten, Mitarbeiter zu finden, weil die Mieten zu hoch sind. Wohnen und Arbeiten an einem Ort - "das ist eine gute Initiative", lobt auch Wirtschaftsförderer Winkelkötter das Konzept. Er weiß, dass man aber auch in anderen Gemeinden schon über Handwerkerhöfe nachdenkt, in denen ebenfalls Wohnraum geschaffen werden soll. Der ist auch bitter notwendig.

Die Pentenrieder sollen mitreden dürfen. "Wir wollen ihnen nichts überstülpen", sagt Bürgermeisterin Christine Borst im Gemeinderat. Im Rahmen von Workshops will man mit ihnen überlegen, wie groß das Ganze werden darf, wie dicht es bebaut werden soll und welche Nutzung man bevorzugt. Gesprochen werden soll natürlich auch über den Verkehr. Eine Fläche von rund 1,5 Hektar steht für das Projekt am Ortsrand zur Verfügung. An eine Realisierung wäre frühestens 2014 zu denken, so Bauamtsleiter Mayer. Die Gemeinde will die Kosten für die Entwicklung des Projekts aber nicht allein tragen, die Eigentümer sollen ebenfalls zur Kasse gebeten werden, darauf legt der Gemeinderat wert.

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