Oberbayern:Wie Herr Mahler die Walnuss in Krailling verbreitet

Oberbayern: Wilhelm Mahler und sein Prachtexemplar einer "Geisenheimer Walnuss", die er im Garten gepflanzt hat, noch bevor der Hausbau begann.

Wilhelm Mahler und sein Prachtexemplar einer "Geisenheimer Walnuss", die er im Garten gepflanzt hat, noch bevor der Hausbau begann.

(Foto: Arlet Ulfers)

Der ehemalige Gemeinderat pflanzt rund um den Ort auf eigene Faust Bäume. Mehr als hundert sind es mittlerweile schon. Mit Guerilla Gardening hat das aber wenig zu tun.

Von Carolin Fries, Krailling

Die Walnuss ist seine Leidenschaft, alles andere wäre untertrieben. Seit Jahrzehnten beschäftigt sich Wilhelm Mahler mit Baum und Frucht, viel lieber aber noch pflanzt er kleine Walnussbäume. Eine dreistellige Zahl an Jungpflanzen, so schätzt der ehemalige Gemeinderat, habe er im Laufe der Jahre schon in und um Krailling gepflanzt. Denn kein anderer Baum sei klimaresistenter, keine andere Nuss gesünder, kein Holz schöner. Der Landwirtschaftsministerin Michaela Kaniber hat Mahler in einem Schreiben vorgeschlagen, die Walnuss zum "Baum der Zukunft" zu erklären.

Der schönste Walnussbaum weit und breit steht freilich in Mahlers Garten, eine veredelte Sorte, Typ 26 "Geisenheimer Walnuss". Sie gilt als eine der besten und robustesten der mehr als 100 Sorten im Deutschen Nusskatalog. Mahlers Exemplar hat eine "Krone von bildhauerischer Qualität", wie er schwärmt. Den Baum hat er übrigens gepflanzt, noch bevor er mit dem Hausbau begann, was die Bautätigkeit nicht unkomplizierter machte, aber das ist eine andere Geschichte.

Für Mahler zählt jeder Baum. Inzwischen, so bekennt er stolz, gebe es "keine Gegend rund um Krailling, wo keine Walnüsse von mir stehen". Und das funktioniert so: Entweder treiben in seinem Garten Jungbäume aus, für die er im richtigen Alter einen geeigneten Platz sucht. Oder aber Bekannte und Freunde melden ihm wilden Walnuss-Nachwuchs im Garten, welchen sich Mahler nach Augenscheinnahme in einem Büchlein notiert, um beizeiten zum Ausgraben und Umpflanzen zu kommen. Geeignete Plätze für die Walnussbäume gebe es schließlich genug, meist erfolgen die Pflanzungen im Einverständnis mit den Eigentümern, so Mahler.

Kraillinger, denen Mahlers Passion bekannt ist, lächeln in der Regel milde. Einige aber sprechen von Guerilla Gardening - der heimlichen Aussaat von Pflanzen als subtiles Mittel politischen Protests und zivilen Ungehorsams im öffentlichen Raum. Tatsächlich sind auch schon einige wenige von Mahlers Bäumen einfach verschwunden, wie dieser auf Kontrollgängen festgestellt hat. Wie dem auch sei: Mit Protest habe das nichts gemein, betont Mahler. Wenn es überhaupt eine Mission gebe, dann die des Überlebens auch in schwierigen Lagen.

Mit einem Sack Walnüssen und ausreichend Wasser komme man recht weit, so Mahler, ganz gleich ob als Astronaut im All oder Rentner in der Pandemie. Er selbst isst übrigens täglich drei oder vier Walnüsse (am liebsten in Verbindung mit Schokolade) und er sieht darin einen Grund für seine Fitness im höheren Alter. Grundsätzlich ist der Anteil der Senioren in Krailling auffallend hoch, ein Viertel der knapp 8000 Einwohner ist älter als 65 Jahre, zehn Prozent sind über 80. Womöglich weil es dort die meisten Walnüsse weit und breit gibt.

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