Krailling:Viele Ideen, wenig Geld

Bürgermeister Rudolph Haux (FDP) blickt bei seiner ersten Bürgerversammlung lieber nach vorne, anstatt zurück. Noch bis Ende Juli will er Anregungen aus der Gemeinde sammeln

Von Carolin Fries, Krailling

Einen Rechenschaftsbericht im klassischen Sinn hatte Kraillings Bürgermeister Rudolph Haux (FDP) nicht vorzulegen. Nach gerade einmal fünf Wochen im Amt ging es ihm am Dienstag vielmehr darum, die mehr als 200 Interessierten in der Mehrzweckhalle des TV Planegg-Krailling aufzuklären und einen Ausblick auf die kommenden sieben Jahre zu geben. Haux ging dabei insbesondere auf die aktuell finanziell angespannte Lage der Gemeinde ein. In diesem Jahr muss Krailling knapp zehn Millionen Euro an Kreisumlage zahlen - eine üble Nachwehe der einmalig guten Gewerbesteuereinnahmen 2017. "Wir müssen vorsichtig sein und jeden Cent umdrehen", sagte er.

Krailling: BV Rudolph Haux

200 Kraillinger sind gekommen, um in der Mehrzweckhalle des TV Planegg-Krailling die erste Bürgerversammlung von Rudolph Haux mitzuerleben.

(Foto: Nila Thiel)

Dazu passt, dass die Gemeinde die Ausschreibung zur Neugestaltung der Ortsmitte wegen zu hoher Kosten zurückgezogen hat. Haux versicherte: "Es denkt in absehbarer Zeit niemand daran, den Paulhanplatz oder aber die Margaretenstraße anzufassen." Ob und inwieweit die bestehenden Planungen aufgenommen und weiterentwickelt werden, sei Aufgabe des Gemeinderates. Haux schlug vor, zu allererst ein Büro mit einer grundsätzlichen und das gesamte Gemeindegebiet umfassenden Entwicklungsplanung zu beauftragen. Erst wenn man sich darüber einig sei, könne man in die Detailplanung einsteigen.

Gewaltandrohungen im Internet

"Enorme Gewaltandrohungen auf Facebook und Twitter" haben den Kraillinger Helferkreis in den vergangenen Tagen "sehr in Unruhe versetzt", wie Sonia Welski-Preisser aus dem Lenkungsteam bei der Bürgerversammlung sagte. Der Grund sei ein Pressebericht der Polizei und die entsprechende Berichterstattung in den Medien nach Vorgängen am vergangenen Donnerstag in der Flüchtlingsunterkunft gewesen. Bei einer Durchsuchungsaktion der Containeranlage am frühen Morgen war es zu einer Auseinandersetzung zwischen einem 18 Jahre alten Bewohner und der Einrichtungsverwaltung gekommen. In der Folge alarmierte die Polizei das Unterstützungskommando (USK). Laut Welski-Preisser spiegelt der Bericht ein "unvollständiges und mitunter verzerrtes Bild des Geschehens" wider. Vier Zeugen könnten das bestätigen. "Es gibt keine schlägernden Leute in der Unterkunft", betonte sie. Sie forderte eine lückenlose Aufklärung. "Noch sind viele Dinge offen", sagte Thomas Sorgalla, Leiter der Polizeiinspektion Planegg. Die Kripo würde ermitteln, aus dem laufenden Verfahren könne er nicht berichten. Zeugen seien gebeten, Hinweise zu geben. "Alle Fakten müssen auf den Tisch", sagt er. frie

Priorität hat laut Haux die Sanierung der Grundschule. Das etwa 60 Jahre alte Gebäude, in dem die Grundschüler auch am Nachmittag betreut werden, sei in einem schlechten Zustand. Auch wenn bereits Sanierungsideen für etwa 17 Millionen Euro in der Schublade liegen, müssten alle Möglichkeiten, darunter auch ein Neubau, wirtschaftlich geprüft werden. Haux kündigte an, möglichst rasch in die Planungen einsteigen zu wollen, er wolle aber "keinen Schnellschuss liefern". Stattdessen gelte es, die Schule für die Zukunft zu rüsten und dort auch neue Lernkonzepte zu ermöglichen. Zu den Pflichtaufgaben zähle außerdem die Instandsetzung der Straßen - hier will Haux mittelfristig eine Liste aller anstehenden Maßnahmen nach Priorität und Begründung zusammenstellen und Veröffentlichen. Für 2019 sind nach der Waldstraße die Ludwigstraße zwischen Pentenrieder Straße und Rosenstraße geplant, die Römerstraße zwischen Pentenrieder Straße und A 96 sowie die Pentenrieder Straße im Bereich der KIM. Grundsätzlich hat Haux vor, noch mehr Straßen im Gemeindebereich verkehrsberuhigt zu gestalten, sodass dort nur noch mit sieben Stundenkilometern gefahren werden darf. Außerdem will er die bestehenden ÖPNV-Anbindungen verbessern und zusammen mit Vereinen und Ehrenamtlichen ein ergänzendes Bürgerbus-System aufbauen. Er appellierte an die Bürger, die Notwendigkeit ihre Autofahrten im Ort zu überdenken -"der meiste Verkehr ist hausgemacht".

Vonseiten der Bürger kamen ebenfalls ein paar Ideen und Anregungen. Patricia Flasshoff schlug vor, den Berger Weiher wieder als Badesee herzurichten, eine Maßnahme, die die Gemeinde aus Kostengründen zuletzt beiseitegeschoben hatte. Wilfried Tettweiler regte eine Wiederaufnahme des Würmbads an. Wilhelm Mahler wünschte sich, dass die Satzung in Privatgärten nicht nur Großbäume zulässt, sondern auch kleinere Exemplare und Erich Heuscher wollte wissen, ob und wann die Kämmerei auf die doppelte Buchführung umstellt. Bis Ende Juli läuft eine Bürgerbefragung unter www.krailling.de.

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