Süddeutsche Zeitung

Krailling:Unersetzbare Natur

Kraillinger erwägen Bürgerbegehren gegen Baupläne der Gemeinde, um den Erholungswald rund um das Kloster Maria Eich zu schützen. Sie wollen Druck aufbauen

Von Carolin Fries, Krailling

Zweimal ist am Mittwochabend im "Alten Wirt" von Kraillinger Bürgern ein Bügerbegehren gefordert worden. In beiden Fällen mit der Absicht, ein Stück Natur in der Gemeinde retten zu wollen, wenn auch in verschiedenen Bereichen. Die Bürgerinitiative Krailling (BIK) und der Bund Naturschutz (BN) hatten zur Diskussion über die Erhaltung des Erholungswaldes "Maria Eich" geladen, etwa 60 Bürger waren gekommen. Nachdem Rudolf Nützel, Geschäftsführer der Münchner BN-Kreisgruppe allgemein über die Bedeutung von Landschaftsschutzgebieten und Bannwald referiert hatte, wurde es interessant. Denn direkt im Anschluss wurde von einem Zuhörer die Frage formuliert, wie die Bevölkerung denn nun Druck aufbauen könne, um eine Zerstörung des Waldes zu verhindern. Und da gab es seitens des BN nur eine Empfehlung: ein Bürgerbegehren.

Hintergrund der Diskussion ist eine geplante Änderung des Flächennutzungsplanes, welches im Westen Kraillings das Gebiet rund um das Altenheim Maria Eich betrifft. Zum einen will sich das Altenheim erweitern, zum anderen will die Gemeinde sozialen Wohnraum schaffen. Beide Vorhaben bekamen von den Anwesenden wenig Anerkennung. Vielmehr wurde die Frage diskutiert, warum das alles in einem geschützten Gebiet entstehen soll. Die entsprechenden Flächen sind als Landschaftsschutzgebiet, als Biotopverbundbestandteil, Bannwald und intensiv genutztes Naherholungsgebiet kartiert - "Wie viel Schutzkategorien braucht ein Wald noch, um vor Rodung geschützt zu werden?", fragte Nützel in die Runde. 35 etwa 40 Jahre alte Eichen habe er in dem Bereich gezählt, wo die Wohnungen entstehen sollen. Ein unersetzbares Stück Natur, welches den Wald rund um das Kloster Maria Eich mit dem Eichen-Hainbuchenwald in Richtung Rudolf-von-Hirsch-Straße verbinde, wie er betonte.

Waltraud Asam war es, die schließlich mutmachend appellierte: "Ich sehe keine andere Möglichkeit als ein Bürgerbegehren." Und damit hat sich wohl Recht, denn um juristisch einen Verstoß gegen das Naturschutzrecht anzufechten, müsste auf der entsprechenden Fläche eine seltene Art auftauchen, wie Nützel sagte. Die BIK bot sich an, ein Bürgerbegehren zu unterstützen, vorausgesetzt, es findet sich ein neuer Vorstand für den 190 Mitglieder starken Verein, der aktuell handlungsunfähig ist.

Ein zweites Bürgerbegehren brachte Grünen-Gemeinderat Werner Engl auf den Plan. Denn diskutiert wurde auch über die Fortschreibung des Regionalplans und den Wunsch der Gemeinde Krailling, dass nahe des Altenheims an der Besiedelungsgrenze der regionale Grünzug entfallen soll. "Wenn es keine Intention gibt, hier zu bauen, gibt es keinen Grund, den Schutz aufzuheben", sagte Engl. Im Gemeinderat fänden die Grünen für den Erhalt des Grünzugs allerdings keine Mehrheit.

Ob es in Krailling tatsächlich zu einem Bürgerbegehren kommen wird und wenn ja, gegen welche Entscheidung des Gemeinderates, blieb offen. Aber Fakt ist: Die Kraillinger sind jetzt sensibilisiert.

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Quelle:
SZ vom 19.05.2017
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