Süddeutsche Zeitung

TV Planegg-Krailling:Sportler akzeptieren Mobilfunkmast

Dem neuen TV-Präsidenten Achim Loecher und einem Experten vom Münchner Umweltinstitut gelingt es bei der Delegiertenversammlung in Krailling, die Bedenken von Vereinsmitgliedern zu zerstreuen

Von Anna-Elena Knerich, Krailling

Nach der Überzeugungsarbeit eines Physikers und ihres neuen Präsidenten Achim Loecher sind die Mitglieder des TV Planegg-Krailling jetzt einigermaßen beruhigt: Anfangs hatten einige von ihnen wegen der Strahlung Bedenken gegen den Bau eines Mobilfunkmasten auf ihrem Sportplatz, mittlerweile akzeptieren sie diese Pläne. Ein Experte vom Umweltinstitut München berichtete bei der Delegiertenversammlung am Donnerstag, der Standort auf dem Vereinsgelände gewährleiste, dass die Strahlenbelastung für Krailling so gering wie möglich gehalten werden kann.

"Wenn wir den Mast auf unserem Sportplatz bauen, ist die Belastung für unsere Sportler am geringsten. Sogar die Smartphones, die die Kinder ständig in der Hosentasche tragen, sind deutlich gefährlicher", argumentierte Loecher, der den Abend moderierte. Außerdem hätte der Verein durch den Funkmasten zusätzliche Mieteinnahmen. Die eigentliche Entscheidung fällt das Vereinspräsidium.

Da Mobilfunkfirmen weiteren Bedarf angemeldet hatten, haben die Gemeinden Krailling und Gauting das Umweltinstitut in München beauftragt, durch Berechnungen und unter Berücksichtigung der geografischen Gegebenheiten den optimalen Standort für Sendemasten herauszufinden. So wurden auch mehrere Standorte bei Unterbrunn untersucht, wobei sich ergab, dass eine Hügelkuppe wohl am geeignetsten wäre. In Stockdorf kommt das Firmengelände von Webasto in Frage. Die zusätzlichen Anlagen sind nötig, da die Zahl der Mobiltelephone ständig zunimmt, die Datenmengen größer werden und die bisherigen Kapazitäten deswegen nicht mehr ausreichen.

"Wir Kommunen können den Bau neuer Sendemasten durch die Netzbetreiber nicht verhindern, aber wir können Positivstandorte vorschlagen, an denen die Strahlung für die Nachbarschaft am geringsten ist", erklärte die Kraillinger Bürgermeisterin Christiane Borst den Delegierten.

Nach den Untersuchungen des Experten Hans Ulrich ist im Bereich Krailling am Sportplatz die Strahlenbelastung am geringsten. Die Strahlung am Mast selbst liege unter einem Prozent; das Signal gehe dann über die Köpfe hinweg und komme erst in größerer Entfernung zur Höchstleitung. Durch die Hochlegung von Antennen, meist auf einem Hochhaus oder eben einem Masten, werden die direkten Nachbarn entlastet.

Entscheidend für die Immission sind also der Abstand sowie Höhendifferenz zwischen Antenne und Empfangsort. Bei dem geplanten Masten auf dem Sportplatz läge die Belastung bei einem Drittel der Werte von Standorten auf Dächern. Von dort könne der Kraillinger Westen und Teile von Planegg mit Mobilfunk versorgt werden. Zwei Sendeanlagen auf Dächern könnten dadurch ersetzt werden, darunter die umstrittenen Antennen an der Bergstraße. Selbst wenn drei Netzbetreiber den neuen Mast auf dem Sportplatz nutzen, läge die Gesamtimmission deutlich unter dem gesetzlichen Grenzwert.

Sowohl Bürgermeisterin Borst als auch TV-Präsident Loecher bezogen eindeutig Position und sprachen sich in der Versammlung für den Bau des neuen Telekom-Masten auf dem TV-Gelände aus, das in unmittelbarer Nähe des Planegger Bahnhofs liegt. Dass es in der Umgebung einen neuen Masten geben wird, sei nicht zu vermeiden, denn Netzbetreiber dürften Anlagen bauen, wenn sie für eine bessere Versorgung nötig sind, hieß es. Selbst wenn die Sportler ablehnen würden, sei davon auszugehen, dass ein anderer Grundstückseigentümer eine Fläche zur Verfügung stellt. Dann bestünde die Gefahr, dass die Strahlung für die Anwohner höher wäre, warnte Hans Ulrich.

Auf kritische Anmerkungen aus der Versammlung betonte er, das Umweltinstitut sei kein industrienahes Unternehmen sondern nach der Reaktorkatastrophe in Tschernobyl aus einer Bürgerinitiative entstanden. Auch TV-Präsident Loecher musste sich gegen den Vorwurf der Voreingenommenheit wehren, als er allzu deutlich für den Funkmast warb. Ein Vereinsmitglied forderte den Vorsitzenden auf, zwischen seiner Funktion als Moderator und seiner eigenen Meinung zu trennen.

Ansonsten genießt Locher aber großen Rückhalt im Verein. Der 56-Jährige ist bei der Delegiertenversammlung am Donnerstag einstimmig zum Präsident gewählt worden. Damit tritt er die Nachfolge von Peter Weiger an, der sein Amt nach vielen Jahren aus gesundheitlichen Gründen aufgegeben hat und auch an der Versammlung nicht teilnehmen konnte. Loecher ist kaufmännischer Geschäftsleiter der Firma Proton Motor.

Zum neuen Präsidium gehören außerdem Erich Wolfert und Gaby Schmitz als Stellvertreter, Rainer Müller als Schatzmeister und Verena Wächter als Schriftführer sowie Joachim Wiedemann und Karl-Hein Ising als Revisoren.

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SZ vom 23.04.2016
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