Schule in Afrika:Krailling bekommt kaum Spenden für Hilfsprojekt zusammen

Schule in Afrika: Bildung gegen die Armut: Die Imam-Tunis-Schule in Liberia ist nach dem Bürgerkrieg einsturzgefährdet und soll wieder aufgebaut werden.

Bildung gegen die Armut: Die Imam-Tunis-Schule in Liberia ist nach dem Bürgerkrieg einsturzgefährdet und soll wieder aufgebaut werden.

(Foto: Stiftung Fly&Help)

Die Gemeinde will 50.000 Euro für den Bau einer Schule in Liberia sammeln, die den Namen "Krailling" tragen soll. Doch es geht nur ein Bruchteil davon ein.

Von Carolin Fries

Es klang so verlockend: 50 000 Euro wollte die Gemeinde Krailling binnen eines Jahres im Ort zusammentragen, um in Afrika eine Schule zu bauen, die ihren Namen trägt. Das Projekt hieß "1000 Schulen für die Welt" und wurde von Entwicklungshilfeminister Gerd Müller gepriesen, Gemeinden in ganz Deutschland machen mit. Der Landkreis Donaus-Ries kündigte an, gleich 20 Schulen bauen zu wollen - da wäre es doch gelacht, wenn nicht auch das reiche Krailling eine hinkriegt. Doch weit gefehlt: Nach knapp einem Jahr ist das Spendenkonto so gut wie leer. Gerade einmal 1497 Euro sind eingegangen - ein Bruchteil dessen, was für die "Krailling"-Schule benötigt wird.

Im Dezember 2018 warb Kraillings ehemalige Bürgermeisterin Christine Borst in einer flammenden Rede vor dem Gemeinderat für das Spendenprojekt der Stiftung "Fly & Help", der Gemeinderat schien überzeugt: Wo, wenn nicht im Würmtal würde es gelingen, in kurzer Zeit viel Geld für Kinder in Afrika zusammenzutragen? "Wir haben es nicht realistisch eingeschätzt", sagte SPD-Gemeinderat Martin Hoffmann am Dienstagabend selbstkritisch. Man habe darauf vertraut, dass es schon irgendwie klappe. Nun gelte es zu erkennen: 50 000 Euro lassen sich selbst in Krailling nicht mal schnell nebenher einsammeln.

Was also tun? Beharrlich weitersammeln und hoffen, dass das Geld irgendwann irgendwie noch zusammengeht? Das schien dem Gremium keine Option. "Wir sollten das Ding schnell beerdigen", sagte FBK-Gemeinderat Rudolf Heidrich. Richard Siebler (CSU) sah es ähnlich: "Wenn keine Akzeptanz bei Firmen und Bürgern da ist, macht es Sinn, es einzustellen." Wirtschaftsförderer Alexander Broschell hatte noch versucht, Unternehmen mit ins Boot zu holen, doch vergebens: Diese würden sich - wenn überhaupt - eine Schule in Afrika bauen, die ihren eigenen Namen trägt. De facto blieben lediglich die Einnahmen des Weihnachtsmarkts, der Weihnachtslesung, des Neujahrsempfangs, des Sommerfestes der Grundschule sowie private Spenden übrig.

Dieses Geld soll nun in den Trinkwasserbrunnen einer Schule in Liberia in Westafrika fließen. "Dort ist nach der Errichtung der Grundschule ein Problem mit der Brunnenanlage aufgetreten", berichtete Broschell aus Gesprächen mit der Stiftung. Deshalb würden zusätzlich insgesamt 6500 US-Dollar benötigt. Das Geld aus Krailling wäre hier gut investiert, habe man ihm versichert. Einstimmig sprach sich der Gemeinderat dafür aus, das gesammelte Geld in den Brunnen zu stecken. Anstatt einer ganzen Schule in Afrika bekommt die Gemeinde damit ein Viertel Brunnen. Am Mittwochmorgen hat Alexander Broschell der Stiftung die Überweisung angekündigt, "dort war man sehr glücklich". Gleiches kann man für die Gemeinde behaupten. "Da haben wir noch gut die Kurve gekratzt", so Broschell.

Zur SZ-Startseite

Lesen Sie mehr zum Thema

Jetzt entdecken

Gutscheine: