Krailling:Schlussakkord

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Vom Kraillinger Schabernack ist nicht mehr viel übrig

Von Alexandra Klug, Krailling

"In every life we have some trouble. But when you worry, you make it double. Don't worry, be happy." Diese Zeilen sang der Fisch, der jahrelang an einer Wand in der Gaststätte Schabernack hing, vergangene Woche zum letzten Mal - zumindest in dieser Umgebung. Denn der singende Fisch, der bisher den Gang zu den Toiletten der Musikkneipe zierte, hat nun ein neues Zuhause gefunden. Seit dem Abschiedsabend, an dem Betreiber Klaus Paulus mit seiner Band für die mehr als 500 Gäste noch ein letztes Mal Stimmung machte, hat sich die gemütliche Gaststätte deutlich verändert: Die Wände sind kahl, die Stube ist ausgeräumt, überall stehen Küchengeräte herum. Und die Bilder und Emaille-Schilder sind nebeneinander aufgereiht. Bis Ende Juli hatten Liebhaber der Kneipe, aber auch andere Interessierte die Möglichkeit, das Inventar des Schabernack schriftlich zu ersteigern. Alles, was anschließend noch übrig blieb, wurde am Wochenende bei der Schlussversteigerung feilgeboten.

"Alle hier sind sehr wehmütig", sagte Moderator Elmar Hanke. Schließlich hänge an jedem Gegenstand eine Erinnerung. Der 53-Jährige war einer der ersten Stammgäste der Musikkneipe, und obwohl er mittlerweile in Wien wohnt, kommt er immer wieder zu Besuch. Umso mehr schmerze ihn die Auflösung der Gaststätte. "Das Schabernack war für einige ein verlängertes Wohnzimmer, jetzt werden viele dieser Leute heimatlos sein. Es gibt im Würmtal einfach nichts Vergleichbares", sagte Hanke.

Küchengeräte, Sonnenschirme, Tische, Stühle, Lampen - der Ausverkauf der Musikkneipe Schabernack lockte noch einmal Stammgäste und Interessierte an. (Foto: fuchs)

Am schnellsten fanden Küchenutensilien einen neuen Besitzer, vornehmlich Geschirr und kleinere Küchengeräte. Auch Sonnenschirme, ein Gasofen und sogar das mehr als 100 Jahre alte Klavier, das für 200 Euro verkauft wurde. Treue Stammkunden ersteigerten sich den eigenen Stammplatz, sei es ein Stuhl oder Barhocker, nur um sich auch zu Hause wie im Schabernack zu fühlen. "Ein Stammkunde will sich sogar die Küche mit den Möbeln einrichten, samt Tisch, Stühlen und Deckenlampe", erzählt Klaus Paulus mit einem Lächeln. Insgesamt ist er sehr zufrieden mit der Aktion, auch wenn eine große Auktion nicht zustande kam. "Es waren zwar viele Leute da, aber nicht gleichzeitig", erklärt der 55-Jährige.

Nach der Versteigerung ist ihm das Unbehagen anzusehen. "Ich habe sehr gemischte Gefühle. Aber ich freue mich, weil ich weiß, dass die Sachen in guten Händen sind." Die Zukunft der Gaststätte ist noch ungewiss. Klaus Paulus hofft jedoch, dass das Ambiente erhalten bleibt und dass nach einer möglichen Renovierung wieder "ein Lokal für Jung und Alt entsteht, vielleicht auch mit Live-Musik". Vielleicht wird auch wieder ein singender Fisch im Toiletten-Gang hängen. Der Fisch war einem Liebhaber immerhin mehr als 100 Euro wert.

© SZ vom 04.08.2014 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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