Krailling:Relikte aus der Vergangenheit

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Auf dem Paulhan-Platz in Krailling sollen in dieser Woche archäologische Grabungen beginnen. Arbeiter haben das Erdreich zum Teil abgetragen. (Foto: Arlet Ulfers)

Bei Grabungen vor dem Umbau der Ortsmitte werden Scherben und ein Ofen entdeckt

Von Michael Berzl, Krailling

Nach vielen kontroversen Debatten und trotz anhaltender Kritik haben in Krailling in dieser Woche die Arbeiten zur Umgestaltung der Ortsmitte begonnen. Bagger haben sowohl am Paulhan-Platz gegenüber des Maibaums wie auch auf einem Grundstück direkt an der Würm das Erdreich abgeschoben. Nun sind dort die Archäologen am Graben. Erste kleine Bruchstücke von Scherben, die mehr als 2000 Jahre alt sein könnten, haben Stefan Mühlemeier und sein Team bereits gefunden. Ein deutlich erkennbarer rötlich-brauner Kreis im Kies auf der sogenannten Würmwiese hinter dem Restaurant Rosario deutet außerdem darauf hin, dass sich dort einmal ein Ofen befunden hat. "Das ist verziegelter Boden. Hier hat einmal ein sehr starkes Feuer gebrannt", erläuterte Mühlemeier am Donnerstag.

So nahe bei der Linner-Mühle, dem früheren Standort des alten Kraillinger Schlosses war damit zu rechnen, dass interessante Funde zutage treten würden. Deshalb hat die Untere Denkmalschutzbehörde die Grabungen zur Auflage gemacht. Vier Wochen sind dafür nun Zeit.

Auf dem Grundstück, von dem einmal eine weitere Fußgängerbrücke über die Würm zu der neuen Wohnsiedlung an der Gautinger Straße führt, haben diese Arbeiten nun begonnen. Im hellen Kiesboden sind dort einige dunklere Bereiche zu erkennen, die für die Archäologen besonders interessant sind, denn dort sind die Chancen am größten auf "Befunde" zu treffen, wie das in der Fachsprache heißt, auf Spuren vergangener Zeiten. Solche Funde wie etwa die Scherben oder die Reste eines Ofens werden dann dokumentiert. "Das ist ganz spannend, was da gerade passiert", sagte Kraillings Bürgermeister Rudolph Haux (FDP), nachdem er sich am Donnerstag selbst die Grabungen angesehen hatte. Die neue Brücke über die Würm solle spätestens mit Beginn des neuen Schuljahrs fertig sein, kündigte er an.

Bis dahin sollte auch der Umbau der Ortsmitte weiter vorangeschritten sein. Das Abschieben des Oberbodens am Paulhan-Platz ist erst der Aufakt. Die größten Beeinträchtigungen beginnen für die Kraillinger Mitte Juli, wenn der gesamte Kreuzungsbereich von Pentenrieder Straße, Margaretenstraße und Mitterweg sowie die Würmbrücke für den Autoverkehr gesperrt werden. Autofahrer müssen dann über Planegg oder Stockdorf ausweichen. Auch die Routen einiger Linienbusse müssen geändert und Schulwege verlegt werden. Das gesamte Verkehrskonzept für die Bauzeit, das die Gemeinde zusammen mit dem Landratsamt ausgetüftelt hat, wird in der kommenden Woche bekanntgegeben und in der zweiten Auflage einer Baustellenzeitung wieder an alle Haushalte verteilt. Bürgermeister Haux sicherte jedenfalls schon zu, dass alle Läden auch weiterhin problemlos erreichbar sein sollen. Mit der "einen oder anderen Belastung in den Nebenstraßen" sei aber zu rechnen, hatte er schon angekündigt. Die Vollsperrung der Kreuzung wird laut Terminplan bis Ende November dauern. Ein zweiter Bauabschnitt beginnt dann im kommenden Frühjahr.

Insgesamt knapp vier Millionen Euro kostet die Umgestaltung der Ortsmitte. Die Gemeinde Krailling kann dabei aber mit erheblich Zuschüssen des Freistaats rechnen.

© SZ vom 26.06.2020 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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