Nach neun Jahren Planung:Krailling stoppt Umbau der Ortsmitte

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Der Gemeinderat hebt die Ausschreibung auf, weil die Kosten auf 5,8 Millionen Euro gestiegen wären.

Von Carolin Fries, Krailling

Eigentlich sollten im Frühjahr die Bagger anrollen, doch jetzt hat der Gemeinderat die Neugestaltung der Kraillinger Ortsmitte auf unbestimmte Zeit verschoben. Der Grund: Allein für den südlichen Bauabschnitt wären die Kosten auf 5,8 Millionen Euro gestiegen. Bei der Ausschreibung im Dezember war man im Rathaus von 3,4 Millionen Euro ausgegangen. In nichtöffentlicher Sitzung ist im Gemeinderat der "fraktionsübergreifende Konsens entstanden, dass zum aktuellen Zeitpunkt die Ausschreibung aus wirtschaftlichen Gründen aufzuheben ist", teilt die Gemeinde mit.

Mitte Dezember hatte die Gemeinde die Arbeiten ausgeschrieben, drei Firmen haben ein Angebot abgegeben. Nach einer Überprüfung blieb nur ein Anbieter, der mehr als 70 Prozent über dem Kostenanschlag lag. Das ist dem Gemeinderat zu teuer. "Die Entscheidung ist uns nicht leicht gefallen", sagt die stellvertretende Bürgermeisterin Karin Wolf (UWG). Sie leitet derzeit kommissarisch das Rathaus, nachdem die amtierende Bürgermeisterin Christine Borst (CSU) Ende Januar krankheitsbedingt zurückgetreten ist. "Wir mussten hier die Handbremse ziehen", erklärt Wolf zu dem Beschluss.

Damit ist zu Beginn des Wahlkampfes eines der größten und umstrittensten Projekte der Gemeinde nicht nur gestoppt und die weitere Entwicklung komplett offen. Die Planung muss nämlich neu überdacht und verändert werden; die vorhandene Planung darf aus verfahrenstechnischen Gründen nicht noch einmal ausgeschrieben werden. Karin Wolf räumt ein, dass die Karten bezüglich der Gestaltung nun komplett neu gemischt werden. "Alles steht wieder auf dem Prüfstand", sagt sie. Es gelte nun, Einsparmöglichkeiten zu eruieren, "ohne das Ziel der Planung zu verlassen", wie Susanne Brittinger aus dem Kraillinger Bauamt sagt.

Zur Diskussion steht damit zweifelsohne die Pflasterung mit Granit, die immer wieder von Bürgern bemängelt worden ist. Ebenso wie die Umgestaltung des Paulhanplatzes. 1234 Unterschriften hatten die Initiatoren eines Bürgerbegehrens im Frühjahr 2018 gesammelt, um den Platz im Zentrum als Grünfläche zu erhalten. Allein wegen eines Formfehlers kam es nicht zum angestrebten Bürgerentscheid. Mit einer erneuten Unterschriftensammlung erzwangen sie schließlich im Oktober eine Bürgerversammlung zu dem Thema. Die Ausschreibung blieb derweil liegen und ging erst im Dezember raus, als die Auftragsbücher der meisten Firmen für dieses Jahr bereits gut gefüllt waren.

Für die drei Bürgermeister-Kandidaten Adrienne Akontz (Grüne), Rudolph Haux (FDP) und Henrik Jörgens (CSU) ist die gestoppte Ortsmitte-Planung nun die Gelegenheit, klare Ziele zu formulieren. Denn eine Entscheidung, wie es im Zentrum weitergeht, wird angesichts der momentan erhöhten Belastung der Verwaltung erst nach der Bürgermeisterwahl getroffen. Die Ortsmitte wird damit im Zentrum des Wahlkampfes stehen, auch wenn Karin Wolf die Sorge hat, "dass sie damit zerrieben wird".

Bereits seit neun Jahren befasst sich der Kraillinger Gemeinderat mit den Planungen. Ausgangspunkt war die Sanierung der Margaretenstraße. Im Jahr 2014 wurde der Entwurf der Berliner Landschaftsarchitekten "bbz" als Sieger eines Ideenwettbewerbs gekürt. Im gleichen Jahr hat sich der Gemeinderat einstimmig für die Umsetzung ausgesprochen. Der sogenannte Garten der Stille an der Margaretenkirche war die erste Teilmaßnahme und wurde 2015 fertiggestellt. Eigentlich sollten im Anschluss daran baldmöglichst die Arbeiten für den südlichen Bauabschnitt folgen, doch Details der Planung verstimmten Bürger wie Kommunalpolitiker. Karin Wolf verspricht: "Wir bleiben dran."

© SZ vom 02.03.2019 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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