Vogelschutz:Beliebte Saisongäste unterm Dach

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Diana Widmann und Franz Pommer freuen sich, dass wieder Mehlschwalben auf dem Bauhof in Krailling brüten. (Foto: Nila Thiel)

Eine Kolonie Mehlschwalben brütet jedes Jahr auf dem Kraillinger Bauhof. Die ersten Küken sind bereits geschlüpft.

Von Carolin Fries, Krailling

Das tote Küken wollen alle sehen. Wie ist das bloß passiert?, fragen sich die knapp 25 Vorschulkinder aus dem Caritas-Kinderhaus in Krailling, die an diesem Vormittag einen Ausflug zum Bauhof gemacht haben. Dort brüten Mehlschwalben an einem Gebäude weit oben über den Fenstern der ersten Etage, wo sich Hauswand und Satteldach treffen. Die grauen Kugelnester kleben förmlich an der Mauer, durch ein kleines Loch schlüpfen die Elternvögel zum Füttern immer wieder hinein und heraus. Ist der junge Vogel etwa hinausgefallen?

Franz Pommer kann den Kindern viele Fragen zu den Mehlschwalben beantworten, hier muss er aber passen. „Ich weiß es auch nicht“, gesteht der Hobby-Ornithologe aus Neuried, der sich in der Starnberger Ortsgruppe des Landesbunds für Vogelschutz (LBV) im Bereich Umweltbildung engagiert und den Fünf- und Sechsjährigen ehrenamtlich von den weißen Schnellfliegern mit schwarzen Flügeln und blauem Kopf erzählt. Er versucht die Aufmerksamkeit der Kinder wieder nach oben auf die Nester unterm Dach zu lenken, aus denen es leise, aber beständig piepst. „Wisst ihr, was die rufen: Hunger, Hunger, Hunger!“

Also sausen die Schwalben auf der Jagd nach Mücken und Fliegen durch die Lüfte. Es ist eine Freude, ihnen dabei zuzusehen. In wenigen Wochen wird die erste Brut flügge sein – dann beginnt alles noch mal von vorne. Erst Mitte bis Ende September machen sie sich schließlich auf den Weg nach Afrika, wo sie den Winter verbringen.

Im April kehren sie dann zu ihren Nestern zurück, die sie aus Lehm bauen. „In dieser Zeit brauchen sie beständiges Wetter“, sagt Pommer. Kein Dauerregen, aber auch keine Trockenheit. Und zu kalt sollte es auch nicht sein. „In diesem Jahr haben die Schwalben ziemlich gelitten“, weiß Pommer. Die Kolonie auf dem Kraillinger Bauhof – eine von nur wenigen im Würmtal – ist darum geschwächt. Lediglich sechs Nester sind belegt.

Doch nicht nur das Wetter macht den Gebäudebrütern zu schaffen, wie Pommer berichtet. Weil immer mehr alte Bauernhöfe und Landhäuser verschwinden oder aber saniert werden, fehlten den Vögeln Ritzen und Nischen für ihre Nester. Manche Hauseigentümer würden die Nester sogar abschlagen, wie Pommer erzählt.

Die Schwalben sind mit der Hygiene nämlich nur in den eigenen vier Wänden penibel, die Hauswände oder Fenster in unmittelbarer Nähe der Nester sind oft von Vogelkot überzogen. Pommer deutet auf die Bretter, die entlang des Wohngebäudes auf dem Bauhof unter den Nestern befestigt sind. „So kann man das auch lösen.“

Die Kugelnester kleben an der Wand unter dem Dach. (Foto: Nila Thiel)

In der Kraillinger Bücherei war zuletzt eine Ausstellung des LBV zu Gebäudebrütern zu sehen, weshalb Leiterin Diana Widmann die Führung als wertvolle Ergänzung empfand. Die Banderolen in der Bibliothek seien durchaus auf Interesse gestoßen, auch wenn sie noch diese Woche wieder zurückgehen. Der Platz wird für die nächste Ausstellung benötigt. Thema diesmal: die Biene. Passt auch ins Jahresthema der Vorschulkinder, das Erzieherin Edina Kukulies verrät: Tiere der Welt.

Bevor es für die Kinder wieder zurückgeht, spielen sie auf einer Wiese Mehlschwalben, die Mücken (Lärchenzapfen) fangen wollen. Doch immer nur Mücken fressen – das wird irgendwann auch fad. Franz Pommer hält mit den Kindern darum Ausschau nach Ochsenaugen. „Vorhin habe ich sie noch fliegen sehen.“

Doch nun ist kein einziger von den Schmetterlingen zu sehen, die ebenfalls auf der Speisekarte der Schwalben stehen. Was soll’s: Wo die Mehlschwalben in Krailling wohnen, das aber wissen sie jetzt.

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