Krailling:Leben mit Behinderung

Alexander Mayer

Alexander Mayer ist gerade mal 19 Jahre alt, aber schon Inklusionsbeauftragter der Gemeinde Krailling. Der junge Mann hat sich selbst für den Posten ins Spiel gebracht.

(Foto: privat)

Alexander Mayer ist Inklusionsbeauftragter in Krailling

Von Carolin Fries, Krailling

Auf dem Papier ist Alexander Mayer zu 30 Grad behindert. "Das ist vermeintlich gering", sagt der 19-Jährige. Dennoch wisse auch er, wie es sich anfühlt, mit einer Einschränkung leben zu müssen. Die Hände des Kraillingers sind nicht vollständig ausgebildet, ein Finger fehlt. "Ein Gendefekt", wie er sagt. Mayer hat entschieden, sich für Menschen mit Behinderung einzusetzen. Er ist der erste Inklusionsbeauftragte der Gemeinde, der Gemeinderat hat seiner Berufung in nicht öffentlicher Sitzung zugestimmt. Warum Mayer sich engagieren will? Weil er Glück gehabt habe, wie er sagt. "Ich hatte keine Probleme, bin eigentlich ganz normal aufgewachsen", erzählt er. Andere indes würden wegen ihrer Behinderung benachteiligt und ausgegrenzt. Insbesondere für sie will er sich stark machen.

Vor zwei Jahren ist der junge Mann mit seiner Mutter von München nach Krailling gezogen. Nach der Mittleren Reife hat er eine Lehre zum Verwaltungsfachangestellten bei der Stadt München begonnen, er ist im zweiten Ausbildungsjahr. Die Ausbildung wie auch das neue Zuhause seien super, sagt er. Doch da habe noch etwas gefehlt in seinem Leben. Also hat sich das CSU- und JU-Mitglied an Kraillings Bürgermeisterin Christine Borst (CSU) gewandt, ob er sich nicht in der Gemeinde nützlich machen könne. "Genau zu dem Zeitpunkt hat die Gemeinde nach einem Inklusionsbeauftragten gesucht", erzählt er. Ein Ehrenamt wie gemacht für Mayer, der sich die Arbeit zeitlich selbst einteilen kann. Ihm ist es wichtig, dass die Kraillinger zunächst einmal erfahren, dass es ihn gibt, weshalb er mit den Wohlfahrtsverbänden und Vereinen Kontakt aufnehmen wird. Zudem wird er im Rathaus seine Visitenkarten platzieren. "Ich will Ansprechpartner sein", sagt er. Und Sprachrohr: Im Rathaus will er sich für die Interessen von Menschen mit Behinderung einsetzen, ganz gleich ob es um Barrierefreiheit oder finanzielle Unterstützung geht. Mit dem Inklusionsbeauftragten des Landkreises hat er sich ebenfalls schon getroffen und sich einen Überblick über den Aktionsplan "Gemeinsam stärker"gemacht. "Maßnahmen gibt es viele", sagt Mayer, der Aktionismus aber für das falsche Mittel hält. Theoretisch seien Stammtische oder auch regelmäßige Sprechstunden möglich - wichtig sei es, die Aktionen den Bedürfnissen der Betroffenen anzupassen.

Mayer hat erlebt, dass Behinderung nicht automatisch ausgrenzen muss. Er hat eine Regelschule besucht, kann Autofahren. Er erzählt mit ungewohnter Leichtigkeit davon, wie normal Behinderung sein kann, wenn sie gesellschaftlich nicht problematisiert wird. "Wirklich schwierig war in meinem Leben nicht viel", sagt er. Mayers Amtszeit läuft bis zur Kommunalwahl 2020.

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