Krailling:Kritik an Neubauplänen

TV-Präsident Achim Loecher befürchtet erhebliche Konflikte, wenn in der Nähe des Sportplatzes Wohnhäuser errichtet werden

Von Carolin Fries, Krailling

Den meisten Kraillingern geht es gut, betonte Bürgermeisterin Christine Borst (CSU) bei der Bürgerversammlung am Mittwoch immer wieder. Doch die Turnhalle der Grundschule war nicht deshalb so voll. Vielmehr wollten etliche Besucher ihrem Ärger über kommunalpolitische Entscheidungen Luft machen. Dabei kristallisierten sich vor allem die Themen heraus, die mit den Planungen an der Rudolf-von-Hirsch-Straße zu tun haben.

Zur beabsichtigten Flächennutzungsplanänderung äußerten sich mehrere Kritiker. TV-Präsident Achim Loecher appellierte an den Gemeinderat, die etwa einen Hektar große Fläche zwischen Altenheim und Sportplatz für den sozialen Wohnungsbau wieder aus der Planung herauszunehmen. Eine so dicht an einer Sportanlage angrenzende Wohnbebauung berge erhebliches Konfliktpotenzial, wie sich zuletzt beim SV Planegg gezeigt habe, sagte Loecher. Er und die etwa 2000 Vereinsmitglieder befürchten Einschränkungen für den Sportbetrieb. Dabei habe die Gemeinde selbst erst vor wenigen Jahren zwei Millionen Euro in die Sporthalle gesteckt. "Das können wir nicht dulden", sagte Loecher unter Applaus. Anwohner der Rudolf-von-Hirsch-Straße und ihrer Nebenstraßen befürchten mehr Verkehr. Bei Veranstaltungen sei die Belastung teilweise jetzt schon hoch, ergänzte Löcher.

Auch Naturschützer haben Bedenken wegen der Pläne beim Altenheim. Silvia Roelcke vom Kraillinger Bund Naturschutz betonte, dass sich der Verband im Beteiligungsverfahren gegen die beabsichtigte Wohnbebauung ausgesprochen habe. Das wertvolle Waldgebiet, für das die Gemeinde Planegg ausgezeichnet wurde, nähme sonst erheblichen Schaden. Das Kloster Maria Eich liege nur 160 Meter von der möglichen Bebauung entfernt. "Besser ist es, ortsnah zu verdichten", findet Roelcke.

Bürgermeisterin Borst verwies auf etliche innerörtliche Projekte zur Schaffung von Wohnraum. "Krailling und Feldafing haben in den vergangenen Jahren am wenigsten im Landkreis gebaut", sagte sie. Insgesamt 184 Wohnungen könnten in den kommenden Jahren in der Gemeinde entstehen, 38 davon auf dem Areal neben dem Sportplatz. "Wir wollen aus Krailling kein Manhattan machen", sagte sie, doch sei es problematisch, wenn junge Familien oder etwa Erzieherinnen in der Gemeinde keine Wohnung mehr fänden.

Wieland Schmid-Zeller bezweifelt, ob die Gemeinde ein zweites Haus für betreutes Wohnen brauche, da auch in der Ortsmitte eines entstehe. Er schlug vor, den geplanten Erweiterungsbau abzuspecken. Borst verwies auf die zunehmende Zahl der über 65-Jährigen, die bereits 60 Prozent der Kraillinger Bevölkerung ausmachten. Vielfach gebe es den Wunsch nach solchen Wohnmöglichkeiten in unmittelbarer Nähe zu einem Altenheim, um bei Bedarf mehr Betreuung erhalten zu können.

Ein großes Ärgernis vielen Kraillingern der Verkehr. Anwohner der Gautinger und der Pentenrieder Straße sowie der Rudolf-Hirsch-Straße berichteten von Mehrbelastungen. Ein Anlieger der Gautinger Straße erzählte von stehendem Verkehr zweimal täglich. Sollten wie geplant 184 neue Wohnungen in der Gemeinde entstehen sowie zusätzliche auf dem Stockdorfer Webasto-Gelände, frage er sich, wohin mit der "nicht abreißenden Verkehrswelle". Von der Pentenrieder Straße berichteten Kraillinger ebenfalls von Staus, besonders an der engen Unterführung. Für Schüler sei der Weg unzumutbar, sagte eine Kraillingerin und forderte verstärkte Geschwindigkeitskontrollen. Borst sagte, die Straße würde im gesamten Gemeindegebiet am häufigsten kontrolliert. Sie wohne selbst dort, "und ich lebe noch".

Siegfried Janscha, Leiter der Polizeiinspektion Planegg, nannte beide Straßen in seinem Bericht als Unfallschwerpunkte. Dabei gebe es keine Häufung auf bestimmten Streckenabschnitten, meist handele es sich um Vorfahrtsmissachtungen. Insgesamt ist die Zahl der Unfälle in Krailling 2016 im Vergleich zum Vorjahr von 100 auf 105 leicht gestiegen.

Die Strafdelikte im Kraillinger Kerngebiet hätten im Vorjahr mit 100 Vorfällen einen neuen Tiefstand erreicht, berichtete Janscha. Allerdings steige die Drogenkriminalität landesweit an. Weil der Drogenkonsum meist schon im jugendliche Alter beginne, kontrolliere man diese Zielgruppe besonders stark. Die Grünen-Gemeinderätin Adrienne Akontz hatte von Kontrollen berichtet, bei denen 14-Jährige mehrmals pro Woche ihre Rucksäcke ausleeren müssten. "Das soll keine Schikane sein", beteuerte Janscha. Vielmehr habe sich gezeigt, dass immer wieder Rauschmittel wie Cannabis und Marihuana mitgeführt werden.

Zur SZ-Startseite

Lesen Sie mehr zum Thema

Jetzt entdecken

Gutscheine: