Es klingt wie ein Märchen: Es war einmal ein Bürgermeister, der nicht länger eine arme Gemeinde verwalten wollte. Als sich ihm die Chance bot, für 21 Millionen Mark ein ehemaliges Übungsgelände der Bundeswehr etwas abseits der Wohnhäuser zu kaufen, schlug er zu – und verkaufte die Grundstücke am Waldrand für 34 Millionen Mark an Unternehmen weiter.
Vom erwirtschafteten Geld baute die Gemeinde Kitas und Straßen, mit den jährlich fließenden Gewerbesteuereinnahmen erfüllte sie fortan viele ihrer Pflichtaufgaben. Und wenn sie nicht gestorben sind, dann zahlen die Unternehmen noch heute.
Dieses Märchen ist vor 25 Jahren in Krailling wahr geworden, als der damalige Rathauschef Dieter Hager das Gewerbegebiet KIM initiierte. Eine Erfolgsgeschichte, die die Gemeinde heuer mit den ansässigen Firmen groß feiert.
Wenn Hager beim Pressetermin im Rathaus erzählt, wie scheinbar einfach und unkompliziert es in den 90er-Jahren gelang, für das Gewerbegebiet Mehrheiten in den politischen Gremien und Genehmigungen bei den Behörden genehmigt zu bekommen, muss der amtierende Bürgermeister Rudolph Haux (FDP) immer wieder leicht den Kopf schütteln.
Es klingt alles so einfach. Wieso tut er sich dann so schwer, Mehrheiten für eine Erweiterung zu schaffen? Weil es „gar nicht so einfach“ war, wie es in der Rückschau klingt, klärt Hager auf. Natürlich habe es auch damals Gegner und Kritiker gegeben, die ein stinkendes Industriegebiet skizzierten. Es seien zahlreiche Naturschutzbelange zu berücksichtigen gewesen und tonnenweise Altlasten zu entsorgen.
Außerdem gab es Spott, was den Namen betraf. Kraillinger Innovationsmeile, kurz KIM – was für ein Größenwahnsinn! Wieso es trotzdem klappte? „Es ist wie beim Fußball“, sagt Hager, „es kommt auf die Chancenverwertung an“.
Für 500 bis 700 Mitarbeiter war das Gewerbegebiet damals konzipiert. Inzwischen pendeln täglich etwa 2000 Menschen zur KIM an ihren Arbeitsplatz. 135 Firmen sind dort ansässig, darunter viele Maschinenbau- und Techunternehmen. Einige sind in ihren Branchen mitunter sogar Weltmarktführer wie beispielsweise das Laser-Sinter-Unternehmen EOS mit seinen 3D-Druckern.
Der KIM-Verein ist das Bindeglied der Firmen, der sich beispielsweise um Glasfaser-Anbindung, Müll- oder Mobilitätskonzepte kümmert – oder aber ein großes Fest zum Jubiläum organisiert. Geplant ist ein „Familientag“ zum Ende der Sommerferien am 15. September, an dem sich 20 Firmen vorstellen. Es soll für Besucher interessant sein, aber auch vergnüglich.
150 Millionen Euro Gewerbesteuer
Es gibt ein Festzelt, Führungen, einen Firmen-Parcours mit Verlosung, Vorträge zur Historie und Foodtrucks. Das Gelände wird für den Verkehr gesperrt, es gibt eine begrenzte Anzahl an Parkplätzen. Die Kraillinger Feuerwehr wird sich präsentieren und durch das benachbarte Tanklager, das normalerweise hinter hohen Stacheldrahtzäunen verborgen liegt, fährt eine Bimmelbahn. „Wir wollen Fachkräfte finden und Azubis“, sagt der Vereinsvorsitzende Gunter Kadegge. „Und den Bekanntheitsgrad der Firmen erhöhen.“ Der Gewerbeverband hat ein informatives Programmheft konzipiert, das in den kommenden Wochen an Kraillinger Geschäften und Institutionen verteilt wird und außerdem im Rathaus ausliegt.
Der Verein sowie die Firmen Trane, Kaspar Walter und Innolas sind die Hauptsponsoren der Festwoche. Die Gemeinde unterstützt das Jubiläum organisatorisch und mit Unterstützung durch den Bauhof, mehr ist finanziell nicht drin. Zudem will Haux am 14. September das Festzelt nutzen und in der KIM den Würmtaler Energietag ausrichten.
Er nannte das Gewerbegebiet die „Lebensader Kraillings“. Es habe einen großen Beitrag zur finanziellen Solidität der Gemeinde geleistet. Wie viel Gewerbesteuer in den 25 Jahren wohl geflossen sei? Man einigte sich mit den anwesenden Firmenvertretern auf einen Betrag von etwa 150 Millionen Euro.