Es wird für den ein oder anderen unerfreuliche Adventspost sein, die da Anfang Dezember ins Haus flattert, wenn die Gemeinde die Bescheide zur Grundsteuer rausschickt. Denn Krailling hat den Hebesatz für die Grundsteuer B von 340 auf 500 Prozentpunkte erhöht, die neuen Gebührensätze gelten von 2025 an. Damit setzt sich die Gemeinde im Landkreis Starnberg an die Spitze, in keiner anderen Gemeinde dort sind die Sätze bislang höher. „Es wird sicher einen Aufschrei geben“, sagt Kämmerer Michael Aßmus voraus. Doch der Kommune sei nichts anderes übrig geblieben.
Hintergrund für die neuen Berechnungen ist die bundesweite Grundsteuerreform. Diese soll aufkommensneutral sein, das heißt: Insgesamt sollen die Grundsteuereinnahmen einer Kommune nach der Reform in etwa gleich hoch sein. Krailling hat im vergangenen Jahr 1,3 Millionen Euro Einnahmen aus der Grundsteuer B gehabt. Um auch auf Grundlage der neuen, vom Finanzamt ermittelten Daten auf diesen Betrag zu kommen und den inflationsbedingten Werteverlust auszugleichen, wäre rein rechnerisch ein Hebesatz von 470 Prozentpunkten nötig gewesen, wie Aßmus erklärt. Mit dem nun aufgerundeten Satz lande man etwa bei 1,6 Millionen Euro. Das sorge für eine „gewisse Finanzstabilität“.
Weil Bayern sich im Gegensatz zum Bundesmodell bei der Berechnung für ein wertunabhängiges Flächenmodell entschieden hat, wird das neue Steuermodell finanziell vor allem Grundstücksbesitzer mit Gärten treffen. Wobei Kraillings Bürgermeister Rudolph Haux die maximale Mehrbelastung auf „die Kosten von einer Tasse Kaffee am Tag“ schätzt, „nicht im Café, sondern zu Hause“, wie er hinzufügt. Wer wiederum recht beengt wohne, zahle künftig womöglich sogar weniger Grundsteuer als bisher. Krailling hatte den Hebesatz zuletzt 2022 erhöht – „zuvor jahrzehntelang nicht“, so der Rathauschef.
Der Gemeinderat hat der Erhöhung am vergangenen Dienstag mit drei Gegenstimmen zugestimmt. Wenn auch „nur mit großem Bedenken und zähneknirschend“, wie CSU-Fraktionssprecher Hans Wechner mitteilt. „Maßgeblich für unsere Entscheidung war, dass wir ein Mindestmaß an kulturellem und sozialem Leben in Krailling unbedingt aufrechterhalten wollen, zum Beispiel bei der Bücherei oder der Musikschule“, heißt es in einer schriftlichen Stellungnahme. Auch wolle man das Risiko einer Zwangsverwaltung des Kraillinger Haushaltes durch das Landratsamt Starnberg ausschließen. Sollten sich die Berechnungen des Kämmerers als falsch herausstellen und die tatsächlichen Einnahmen aus der Grundsteuer höher als erwartet sein, sei man bereit, den Hebesatz wieder entsprechend zu senken.