"Kiss and Go"-Projekt in Krailling:"Die Kinder sollen selbstständig zur Schule gehen"

"Kiss and Go"-Projekt in Krailling: Der Vorsitzende des Elternbeirats, Andreas Zeitlberger, will den Verkehr vor der Kraillinger Grundschule beruhigen und die Kinder zu mehr Bewegung animieren.

Der Vorsitzende des Elternbeirats, Andreas Zeitlberger, will den Verkehr vor der Kraillinger Grundschule beruhigen und die Kinder zu mehr Bewegung animieren.

(Foto: Nila Thiel)

Mit einer spannenden Idee will der Elternbeirat der Kraillinger Grundschule das hohe Verkehrsaufkommen am Schulgebäude vor dem Unterricht reduzieren.

Interview von Paul Wiese, Krailling

Unter dem Motto "Kiss and Go" können Eltern die Schüler der Kraillinger Grundschule vor der Volksbank in der Margaretenstraße verabschieden und auf den Schulweg schicken. Dort hat die Gemeinde Parkplätze zur Verfügung gestellt. Die restlichen gut 500 Meter sollen die Kinder ohne Begleitung der Eltern zu Fuß gehen. So sollen sie bereits vor Schulbeginn miteinander in Kontakt kommen und sich mehr bewegen. Andreas Zeitlberger ist Vorsitzender des Elternbeirats und berichtet von der Aktion.

SZ: Herr Zeitlberger, wie kam es zu dieser Idee?

Andreas Zeitlberger: Die Aktion "Kiss and Go" wurde 2018 vom damaligen Elternbeirat ins Leben gerufen. Das Ziel ist es, den Kindern einen Schulweg zu Fuß zu ermöglichen. Der Hintergrund ist eine Empfehlung des ADAC und von vielen anderen Stellen. Die Kinder sollen selbstständig zur Schule gehen, verkehrssicherer werden und sich bereits in der Früh bewegen. Als Nebeneffekt wird der Autoverkehr vor der Schule reduziert. Dort ist es vor allem morgens recht eng und die Autos stauen sich.

Wie kamen Sie an die Parkplätze in der Margaretenstraße? Haben Sie eine Kooperation mit der dort ansässigen Volksbank?

Nein, das sind öffentliche Parkplätze. Wir werden von der Gemeinde Krailling unterstützt. Die Plätze sind nicht reserviert, aber unser Kontaktpolizist achtet morgens ein bisschen darauf, dass sie frei bleiben.

Was erhoffen Sie sich von "Kiss and Go"?

Spürbar wird wahrscheinlich sein, dass vor der Schule weniger Autos stehen. Wir erhoffen uns aber auch, dass die Kinder vor dem Unterricht schon mal mit ihren Klassenkameraden in Kontakt kommen, gemeinsam zur Schule laufen und einen Sinn dafür entwickeln, dass man nicht für jeden Meter das Auto nehmen muss.

Also geht es auch um einen sozialen Aspekt?

Absolut. Es ist eben schön für die Kinder, den Schulweg gemeinsam zu bestreiten, sich schon mal zu unterhalten, und dann gemeinsam in der Schule anzukommen. Sonst steigen sie direkt aus dem Auto aus und kommen allein ins Klassenzimmer.

Die Aktion läuft bereits seit über einer Woche. Gibt es schon Reaktionen?

Die Schulweghelferinnen und -helfer haben mir berichtet, dass die Parkplätze gut für die Aktion genutzt werden. Von der Schule habe ich auch schon gehört, dass sich die Autos weniger stauen.

Wenn ein Kind zu Fuß in der Schule ankommt, bekommt es einen Stempel dafür. Sie als Elternbeirat haben daraus eine Wette gemacht. Wie kam das zustande?

Wir wollten keinen direkten materiellen Anreiz bieten. Deswegen haben wir als Elternbeirat gewettet, dass die Kinder es nicht schaffen, in drei Wochen gemeinsam 3000 Stempel zu sammeln. Wenn sie es doch schaffen, werden wir einen Zauberer organisieren, der an einem Tag in der Pause an die Schule kommt.

Wollen Sie das Konzept "Kiss and Go" dauerhaft etablieren?

Nein, das wird eine punktuelle Geschichte bleiben. Wir beobachten in den kommenden Wochen, wie die Aktion läuft und was wir damit erreichen. Dann machen wir das im Frühjahr vielleicht nochmal. Ziel ist es, dass man immer wieder einen Anschub leistet. Wir werden es am Ende ja nie schaffen, wirklich alle Schüler zu bewegen.

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