Nach der Absage aus Hamburg für die Terminal-Pläne bei Krailling können Kommune und Eigentümer wieder ihre ursprünglichen Absichten auf dem Gelände des Tanklagers verfolgen. Bürgermeister Rudolph Haux (FDP) spricht von einem „Öko-Energie-Park“ und denkt dabei an Projekte wie Photovoltaik-Anlagen, Wasserstoffproduktion, Batterie-Recycling oder weitere Windräder.
Der Elan in diese Richtung war etwas gebremst bis blockiert, seit Anfang vergangenen Jahres bekannt geworden war, dass die Metrans, eine Tochter der Hamburger Hafen und Logistik (HLLA), untersuchen ließ, ob im Kreuzlinger Forst ein Verladebahnhof gebaut werden könnte. Gleise liegen dort schließlich schon.
Was sich in dem riesigen Gelände im Wald zwischen Krailling und Germering tut, bleibt der Öffentlichkeit in der Regel verborgen. Ein etwa sieben Kilometer langer Zaun umgibt das gesamte Areal mit einer Fläche von fast 230 Hektar.
Gleich nach den Sommerferien gibt es aber eine der seltenen Gelegenheiten, zumindest Teile des Areals mit Industrieanlagen und gigantischen Tanks, aber auch einzigartiger Flora und Fauna zu besichtigen. Direkt daneben befindet sich die „Kraillinger Innovationsmeile“ (KIM).
Und wenn die Betriebe am Sonntag, 15. September, das 25-jährige Bestehen des Gewerbegebiets feiern, ist eines der vielen Angebote eine Rundfahrt mit einer kleinen Bahn auf dem Gelände des Tanklagers. Man darf sich das dann wohl so ähnlich vorstellen wie in einem Vergnügungspark, nur dass die Attraktionen etwas anderer Art sind. Sehenswert ist das Gelände allemal.
Abgetrennt von der Außenwelt hat sich dort im Laufe der Jahrzehnte eine besondere Tier- und Pflanzenwelt entwickelt. Mufflons und Damwild grasen dort, laut einer Untersuchung gibt es etwa 200 Tierarten auf der Roten Liste, insgesamt 160 Hektar Wald und wertvolle Trockenflächen. Und weit verstreut liegen die Bestandteile einer Industrieanlage: Ein 14 Kilometer langes Gleisnetz zieht sich nach Angaben der Betreiber durch das Gelände, es gibt vier Bahnhöfe und 20 Ladestationen für Kesselwagen, Tiefbrunnen und Trafostationen.
Die Tanks selbst sind zum Großteil nicht zu sehen, denn sie liegen unterirdisch. Die Ausmaße sind gigantisch, drei von ihnen haben ein Fassungsvermögen von elf Millionen Litern. Die Industrieanlagen beanspruchen nur einen kleinen Teil des umzäunten Grundstücks, große Flächen sind ungenutzt. Das wird sich zeitnah aber wohl ändern.
Im April vergangenen Jahres hatte der Kraillinger Gemeinderat eine wichtige Entscheidung getroffen und sich grundsätzlich mit Neubauten auf dem Areal einverstanden erklärt. Je nach Bedarf soll dann das neue Baurecht geschaffen werden. Zunächst aber seien die Grundeigentümer von „Krailling Oils Development“ am Zug, erklärt Bürgermeister Haux. Sie müssen ins Gespräch mit Firmen kommen, die auch in den Augen der Kommune in einen Öko-Energie-Park passen.
Die Nachfrage sei groß, so ein Gelände wecke Begehrlichkeiten, weiß Haux. Aber eben auch Wünsche, die so gar nicht ins Konzept der Kraillinger passen. Die von großen Logistik-Unternehmen etwa, die dort dann ihren Fuhrpark abstellen, große Hallen errichten und viel Verkehr produzieren würden. Solche Anfragen würden gleich abgelehnt. Die Pläne für einen Umladebahnhof, den dort ebenfalls niemand haben wollte, haben sich nun von selbst zerschlagen.
Es ist bald zwei Jahre her, dass bis ins Detail über die Infrastruktur für ein Terminal mitten im Tanklager-Gelände getüftelt wurde. Es gab eine große Besprechungsrunde mit Grundeigentümern und Tanklagerbetreibern, Bürgermeistern, Vertretern von Landratsamt, Wasserwirtschaftsamt und Forst.
Da wurde über ein drei Kilometer langes Gleis durch den Wald hinüber nach Stockdorf gesprochen und über die Rodung von Bannwald. Als bekannt wurde, was die Metrans da vorhat, war der Wirbel groß, Kommunal- und Landespolitiker sowie Naturschützer protestierten. In dieser Woche nun kam die Nachricht, die viele in der Region mit Erleichterung aufnehmen werden: Metrans gibt die Pläne für einen Verladebahnhof im Wald auf.
Ohne den Namen des Unternehmens zu nennen, berichtete der Kraillinger Bürgermeister Haux vom „Abbruch der Planungen“. Die Geschäftsleitung der Logistikfirma habe am Montag im Kraillinger Rathaus ihn sowie die Kollegen aus Gauting und Germering, Brigitte Kössinger und Andreas Haas, darüber informiert. Der Konzern werde sich eventuell nach einem anderen Standort im Großraum München und in Oberbayern umsehen. Über die Gründe für diese Entscheidung habe das Unternehmen auch auf Nachfragen der Bürgermeister keine Auskunft gegeben.
Unklar bleiben die Motive und weitere Perspektiven auch in einer Stellungnahme des Konzerns auf Anfrage der Süddeutschen Zeitung. Ein Sprecher der HHLA bestätigt lediglich, die Metrans-Gruppe habe seit Anfang vergangenen Jahres die Errichtung eines Verladebahnhofs auf dem Gelände des Tanklagers in Krailling geprüft. Anhand diverser Analysen sei die grundsätzliche Machbarkeit evaluiert worden.
Die Untersuchungen hätten gezeigt, „dass eine Realisierung des Vorhabens herausfordernd, aber grundsätzlich möglich wäre“. Letztendlich hätten sich die Projektpartner entschieden, das gemeinsame Vorhaben nicht weiterzuverfolgen. Eine Anfrage bei Krailling Oils zu dem Thema blieb bis Donnerstagnachmittag unbeantwortet.
Neues Umschlagterminal im Norden Münchens
Während also das Metrans-Terminal in Krailling über das Stadium von Analysen und Untersuchungen nicht hinauskommt, will die Deutsche Bahn im Norden von München Fakten schaffen. Auf den Flächen des heutigen Rangierbahnhofs soll ein neues Umschlagterminal für den Wechsel zwischen Schiene und Straße gebaut werden. Kombinierter Verkehr (KV) heißt das in der Branche.
Pro Jahr können dort bis zu 300 000 Ladeeinheiten wie beispielsweise Container umgeladen werden; vom Lastwagen auf Züge oder umgekehrt. Vor gut einem Jahr hat der bayerische Bahnchef Klaus-Dieter Josel die Pläne vorgestellt. In München-Riem gibt es bereits ein KV-Terminal; dort können jährlich bis zu 350 000 sogenannte Ladeeinheiten abgefertigt werden. Doch Riem hat die Grenzen seiner Kapazität erreicht. Auch in Gersthofen nördlich von Augsburg soll ein weiteres Umschlagterminal entstehen. Pro Jahr sollen dort 2,3 Millionen Lkw-Kilometer auf die Schiene verlagert werden. Der symbolische erste Spatenstich war Anfang August.